JVA Halle I

JVA Halle I
Gefängnis „Roter Ochse“

Der Rote Ochse (heute offiziell JVA Halle I) ist eine Haftanstalt mitten in der Stadt Halle (Saale), Am Kirchtor 20. Der Name ist seit Ende des 19. Jahrhunderts nachweisbar, seine Herkunft ist unklar. Er soll auf die Farbe des Mauerwerkes des Gebäudes zurückzuführen sein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Königreich Preußen

Nach sechsjähriger Bauzeit wurde der Rote Ochse 1842 als „Königlich-Preußische Straf-, Lern- und Besserungsanstalt“ in Betrieb genommen. Am 7. und am 12. Februar 1885 wurden in seinem Hof die Anarchisten August Reinsdorf und Emil Küchler hingerichtet, die am 28. September 1883 ein Attentat am Niederwalddenkmal in Rüdesheim auf Kaiser Wilhelm I. geplant und versucht hatten.

Nationalsozialismus

In den Anfangsjahren der nationalsozialistischen Herrschaft, 1933 bis 1935, diente der Rote Ochse als Gefängnis und Schutzhaftlager. Ab 1935 wurde er als Zuchthaus, überwiegend für politische Gefangene, genutzt. Auf Grund einer Verfügung des Justizministeriums vom 19. März 1939 diente der Rote Ochse ab 1942 bis April 1945 auch als Hinrichtungsstätte. Bis Kriegsende starben hier 549 Gefangene aus 15 Ländern durch Fallbeil oder Erhängen.

Rätebesatzung/DDR

Nach einer Übergangszeit von wenigen Wochen Besatzung Halles durch Truppen der US-Armee, kam die Stadt unter sowjetische Herrschaft. Diese nutzte ab Juli 1945 das Gefängnis als Haft- und Internierungslager des NKWD. Bis zum Jahr 1950 fanden im Roten Ochsen sowjetische Militärtribunale gegen Tausende Gefangene aus ganz Sachsen-Anhalt statt. Danach teilten sich die Nutzung des Gebäudes die Ministerien des Innern und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Neben der Verwendung für den Strafvollzug mit 470 Haftplätzen für weibliche Gefangene aus der gesamten DDR, diente der Rote Ochse seit 1952 dem MfS als Untersuchungshaftanstalt. Er war aber auch Dienstsitz der MfS-Abteilungen VIII (Beobachtung und Ermittlung), IX (Untersuchungsorgan) und XIV (Untersuchungshaft und Strafvollzug) sowie der Arbeitsgruppe XXII (Terrorabwehr) der MfS-Bezirksverwaltung Halle. Bis zum Jahr 1989 durchliefen das Gefängnis über 9.000 Personen.

BRD

Inzwischen ist der Rote Ochse als Justizvollzugsanstalt (JVA Halle I) eingerichtet. Seit dem 15. Februar 1996 befindet sich in ihm auch eine Gedenkstätte für die Opfer politischer Verfolgung. In zwei Stockwerken ist nach einem Umbau und einer Neukonzeption seit dem 15. Februar 2006 die Geschichte der Jahre 1933 - 1945 und der Jahre 1945 - 1989 zu sehen.

Literatur

  • Joachim Scherrieble (Hrsg.): Der Rote Ochse Halle (Saale). Politische Justiz 1933-1945, 1945-1989, Christoph Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-480-8.

Weblinks

Gedenkstätte Roter Ochse

51.49157222222211.9603527777787Koordinaten: 51° 29′ 30″ N, 11° 57′ 37″ O


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