Jean Mouton

Jean Mouton

Jean Mouton (auch Jehan Houllevugues; * 1459 oder früher in Hollingue, heute Haut-Wignes (Pas-de-Calais) bei Boulogne-sur-Mer; † 30. Oktober 1522 in Saint-Quentin) war ein franco-flämischer Komponist und Sänger der Renaissance.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Ausbildung Moutons liegen noch im Dunkeln. 1477 wurde er Kanoniker an der Kollegiatskirche Notre Dame des Nesle (Arrondissiment Peronne), wo er am 22. Juni 1483, inzwischen zum Priester geweiht, einen Sitz im Kapitel erhielt. Wie lange er diese Pfründe besaß, bleibt unklar, ebenso, wann und wo er den Grad eines Magisters erworben hat.

1500 war Mouton maistre des enfans an der Kathedrale zu Amiens. Am 17. September 1501 bestellte man ihn an der Kollegiatskirche St André in Grenoble zum magister musicus. Zu seinen Aufgaben gehörte es, besonders talentierten Chorknaben Musikunterricht zu erteilen. Mitte 1502 war die Stelle verwaist, obwohl man Mouton ab dem 1. April 1502 ein Presbytergehalt auf Lebenszeit gewährt hatte. Vermutlich hat das französische Königspaar bei seinem Aufenthalt in der Stadt (23.-28. Juni 1502) Mouton für die Hofkapelle gewinnen können.

Königin Anna bemühte sich 1509 mehrfach um eine Pfründe für Mouton an Saint-André in Grenoble; diese erhielt Mouton 1510. Belegt ist seine Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten für den am 15. Januar 1515 verstorbenen Ludwig XII.

Im Herbst 1515 begleitete Mouton Franz I., Ludwigs Nachfolger, zu Verhandlungen mit Papst Leo X. nach Italien. Im Quartier des französischen Königs (in Vigevano) traf Mouton Herzog Alfonso d’Este von Ferrara und Adrian Willaert, seinen früheren Schüler, der seit Juli 1515 im Dienst des Kardinals Ippolito d’Este stand.

Im November 1515 ging Jean Mouton nach Loreto und besuchte dabei auch Ferrara. Da Ferrara nicht auf der Reiseroute des Königs lag, hat Mouton diese Reise nicht ohne die Erlaubnis des Königs unternehmen können.

Auch Papst Leo X. schätzte Mouton außerordentlich und ernannte ihn zum Apostolischen Protonotar.

Im Gefolge Franz I kehrte Mouton im Winter 1515/16 nach Frankreich zurück. Einem Brief vom 19. April 1518 ist zu entnehmen, dass Mouton kurz zuvor nach Paris gereist war, um einige neue Werke aus Anlass der Geburt des Dauphin [28. Februar 1518 in Ambroise] zu schreiben, und dass man nun auf seine Rückkehr nach Ambroise warte. Am 27. Mai 1518 wird mitgeteilt, dass Mouton aus Paris zurückgekehrt sei. Und aus einem Brief vom 14. Juni 1518 geht hervor, dass Mouton, nachdem er Ferraras Gesandten neue Kompositionen für den Herzog übergeben habe, die dieser niemandem zeigen solle, am selben Tag in die Picardie, seine Heimat, gereist sei. Neben Moutons Tätigkeit bei Hofe belegen diese Briefe auch, dass Mouton einen Wohnsitz in der Picardie besaß, vermutlich in Quentin; dort jedenfalls hielt er – als Nachfolger des 1518 verstorbenen Loyset Compères – eine Pfründe. Wahrscheinlich nahm er 1520 am Treffen des französischen und des englischen Königs teil.

Werk

Moutons überliefertes Werk umfasst 14 Messen, ein Credo, etwa 120 Motetten (davon 20 mit umstrittenen Zuschreibungen), 10 Magnificat, etwa 24 Chansons. Überdies sind die Titel weiterer 7 Messen und 3 Motetten überliefert, die bislang nicht identifiziert werden konnten oder verschollen sind.

Die Forschung teilt das Werk in 4 Phasen ein.

  1. Etwa bis 1500: Moutons Musik hat einen starken konstruktivistischen Zug, die rhythmische Struktur ist unausgeglichen.
  2. Etwa 1500–1505: akkordisch konzentrierter Satz, die Stimmen werden gleichberechtigt behandelt; kein Cantus firmus mehr, Superius und Bassus häufig in Dezimenparallelen.
  3. Etwa 1505–1512: Auflockerung des Satzes; Konstruktivismen werden gemieden.
  4. Etwa 1514–1522: Schlichtheit des Satzes, knappe Melodie, strikte Durchimitation.

Messen

  1. Missa Alleluia
  2. Missa Alma redemptoris
  3. Missa Benedictus Dominus Deus
  4. Missa Dictes moy toutes voz pensees
  5. Missa Ecce quam bonum
  6. Missa Lo serai je dire
  7. Missa Faulte d’argant
  8. Missa l’Homme armé
  9. Missa Quem dicunt homines
  10. Missa Regina mearum
  11. Missa sans candence
  12. Missa tu es Petrus
  13. Missa Tua est Potentia
  14. Missa Verbum Bonum

Motetten (Auswahl)

  1. Antequam comedam suspiro
  2. Benedicam Dominum
  3. Exalta Regina Galliae (feiert den Sieg der Franzosen in der Schlacht von Marignano (13./14. September 1515))
  4. Missus est Gabriel
  5. Non nobis Domine (auf die Geburt der Prinzessin Renée, 25. Oktober 1510)
  6. O Maria piissima; Quis dabit oculis nostris (auf den Tod der Königin Anna, 9. Januar 1514)
  7. Nesciens mater

Weltliches (Auswahl)

  1. La la la l’oysillon du bois
  2. Qui ne regrettroit le gentil Fevin (Deploration auf den Tod Fevins 1511/12)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jean Mouton — (c. 1459 ndash; October 30, 1522) was a French composer of the Renaissance. He was famous both for his motets, which are among the most refined of the time, and for being the teacher of Adrian Willaert, one of the founders of the Venetian School …   Wikipedia

  • Jean Mouton — (1459 30 de octubre de 1522) fue un compositor francés del renacimiento. Fue famoso por sus motetes, que se encuentran entre los más refinados de la época, y por ser el maestro de Adrian Willaert, uno de los fundadores de la escuela veneciana.… …   Wikipedia Español

  • Jean Mouton —  Ne doit pas être confondu avec Jean Mouton, acadien et fondateur de Lafayette (Louisiane) Pour les articles homonymes, voir Mouton (homonymie). Jean Mouton, de son vrai nom Jean de Hollingue, est un compositeur français né à Samer vers 1459 …   Wikipédia en Français

  • Jean de Hollingue — Jean Mouton Jean Mouton, de son vrai nom Jean de Hollingue, est un compositeur français né à Samer vers 1459 et décédé à Saint Quentin le 30 octobre 1522. On trouve aussi les orthographes Jehan de Hollingue ou Houllingue. Biographie Comme Josquin …   Wikipédia en Français

  • Mouton — may refer to: Mouton fur, sheepskin that has been made to resemble beaver or seal Mouton de Gruyter, scholarly publishing house Château Mouton Rothschild, Bordeaux wine producer, formerly named simply Mouton Places: Mouton, Charente, a commune in …   Wikipedia

  • Mouton — ist der Familienname folgender Personen: Alexander Mouton (1804–1885), US amerikanischer Politiker Alfred Mouton (1829–1864), Offizier der Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg André Mouton (* 1924), französischer Schriftsteller Eugène… …   Deutsch Wikipedia

  • Mouton, Louisiana — Mouton is an unincorporated community in Lafayette Parish, Louisiana. The town is named after Jean Mouton and Marin Mouton, two local land owners who settled the area during the 1770s. [1] It is located along West Pont Des Mouton Rd between LA… …   Wikipedia

  • Jean Bourgoint — par Christopher Wood, 1926 Jean Bourgoint est un religieux catholique français né le 25 juin 1905 à Montmartre et mort le 11 mars 1966. Les Enfants terribles, le roman de Jean Cocteau publié en 1929 et adapté ensuite au cinéma …   Wikipédia en Français

  • Jean d'Okeghem —     Jean d Okeghem     † Catholic Encyclopedia ► Jean d Okeghem     Also called Okekem, Okenghem, Okegnan, Ockenheim. Contrapuntist, founder and head of the second Netherland school (1450 1550), b. about 1430, presumably at Termonde, in East… …   Catholic encyclopedia

  • Jean l'Héritier — (Lhéritier, Lirithier, Heritier and other spellings also exist) (c. 1480 ndash; after 1551) was a French composer of the Renaissance. He was mainly famous as a composer of motets, and is representative of the generation of composers active in the …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”