Johann August Roebling

Johann August Roebling
John A. Roebling, Portrait von Franz Krüger (1855)
Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Mühlhausen

John August Roebling (eigentlich Johann August Röbling; * 12. Juni 1806 in Mühlhausen; † 22. Juli 1869 in New York, N.Y.) war ein deutsch-amerikanischer Ingenieur und Brückenbauer. Weltbekannt wurde er als Konstrukteur der Brooklyn Bridge in New York.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Röbling wurde in der preußischen Stadt Mühlhausen als fünftes Kind von Friederike Therese Röbling und dem Tabakhändler Christoph Polykarpus Röbling geboren. Er besuchte in Mühlhausen das Gymnasium, das er wegen schlechter Zensuren in Religion und Latein verlassen musste. Am renommierten Privat-Pädagogium des jüdischen Mathematikers Dr. Ephraim Salomon Unger in Erfurt setze er seine Ausbildung fort. 1824 immatrikulierte sich Johann August Röbling in Berlin an der Königlichen Bauakademie und studierte dort Architektur, Tief- und Brückenbau, Deichbau, Hydraulik und Maschinenbau. In Vorlesungen von Prof. Johann Friedrich Dietlein erfuhr er von den ersten Hängebrücken, die damals gerade in Bayern, der Pfalz und Westfalen entstanden waren und die er unverzüglich inspizierte. An der Berliner Universität hörte er auch Philosophie bei Hegel. Sein Examen machte er im Jahr 1826. Er arbeitete anfangs als "Baukondukteur" in Westfalen, wo er bereits 1828 erste Pläne für Hängebrücken über Ruhr und Lenne entwickelte, die aber nicht verwirklicht wurden.

Zu jener Zeit erhielt die Bautechnik neue wissenschaftliche Grundlagen. Das bedeutete die Anwendung der Gleichung der Katenoide oder Kettenlinie auf die Hängebrücke und manches andere.

Auswanderung

Im Mai 1831 wanderte Johann August Röbling zusammen mit seinem Bruder Karl und weiteren Bürgern Mühlhausens über Bremen nach Amerika aus. Gemeinsam mit einigen anderen Auswanderern kauften sie am 28. Oktober 1831 in Butler County 6,4 km² Land und gründeten dort die Siedlung Germania, die später in Saxonburg umbenannt wurde. Zunächst betrieb Röbling Landwirtschaft. Im Mai 1836 heiratete er die ebenfalls aus Mühlhausen stammende Johanna Herting und wurde 1837 Vater des Sohns Washington, des ältesten von später insgesamt neun Kindern. Im gleichen Jahr wurde Röbling amerikanischer Staatsbürger.

Nachdem sein Bruder Karl gestorben war, begann John August Roebling, als Ingenieur beim Bau von Kanälen und Wasserwegen zu arbeiten. Er verbrachte drei Jahre damit, für den Staat Pennsylvania Eisenbahntrassen über die Appalachen zu vermessen. 1841 entwickelte er in seiner Werkstatt in Saxonburg das Drahtseil weiter, das die Grundlage für seinen wirtschaftlichen Erfolg und für seine späteren Brückenbauten wurde.

Erste Brückenbauten

John A. Roebling Suspension Bridge in Cincinnati 1999

1844 gewann Roebling die Ausschreibung für eine Kanalbrücke über den Allegheny River, die eine ältere Holzkonstruktion ersetzen sollte. Sie bestand aus sieben Teilen von je 50 Meter aus je einer hölzernen Wanne für das Wasser, die von einem durchlaufenden Kabel an beiden Seiten gehalten wurden.

1845 folgte der Bau einer Hängebrücke über den Monongahela River in Pittsburgh, und 1848 entwarf er zwei weitere Aquädukte als Hängebrücke über den Delaware and Hudson Canal (s. Delaware and Hudson Railway). Während dieser Zeit zog er nach Trenton (New Jersey) um.

Sein nächstes Projekt war eine Eisenbahnbrücke, deren Bau er 1851 für die New York Central Railroad und die Great Western Railway von Kanada über den Niagara River begann. Die Brücke ist 250 Meter lang und zweistöckig, für die Eisenbahn und für die Straße. Der Bau dauerte insgesamt vier Jahre.

Während dieser Zeit begann er auch mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Kentucky River für die Southern Railroad von Cincinnati nach Chattanooga, die eine Spannweite von über 370 Metern haben sollte. Dieses Bauwerk wurde aber nie fertiggestellt, weil die Eisenbahngesellschaft vorher Konkurs anmelden musste.

1858 konstruierte Roebling eine weitere Hängebrücke in Pittsburgh mit einer Gesamtlänge von 310 Metern und einer maximalen Spannweite von zweimal 100 Metern.

Während des Amerikanischen Bürgerkrieges kam Roeblings Arbeit vorübergehend zum Stillstand. Doch schon 1863 betreute er den Bau einer Brücke über den Ohio River in Cincinnati, die 1867 fertig wurde. Dieses Bauwerk, das später nach ihm John A. Roebling Suspension Bridge genannt wurde, war bis zum Bau der Brooklyn Bridge mit 322 Meter Spannweite die längste Hängebrücke der Welt.

Die Brooklyn Bridge

Die Brooklyn Bridge 1896

1865 begann Roebling mit den Planungen für die Brooklyn Bridge, die den East River in New York überspannen und die Stadtteile Brooklyn und Manhattan verbinden sollte. Während Vermessungsarbeiten für einen Brückenpfeiler hatte er am 6. Juli 1869 einen Unfall, in dessen Folge er sechzehn Tage später an einer Tetanusinfektion starb. Am 25. Juli wurde John August Roebling unter Anteilnahme Tausender in Trenton beerdigt.

Sein Sohn, Washington Roebling, setzte die Arbeit fort, erkrankte aber drei Jahre später und wurde teilweise gelähmt. Dessen Frau Emily Warren Roebling übernahm die Bauleitung und vollendete das Werk. Am 24. Mai 1883 überquerte sie als erster Mensch die Brücke.

Seine Berühmtheit verschaffte ihm die Ehre, zu seinem 200. Geburtstag im Jahre 2006 auf einer 1,45 EUR Sonderbriefmarke der Deutschen Post zu erscheinen.

Bauten

Deutsche Briefmarke von 2006 zum Andenken an Roebling
  • 1844 Allegheny Aquädukt, Pittsburgh, Spannweite 50 Meter
  • 1846 Smithfield Brücke, Pittsburgh, Spannweite 57 Meter
  • 1848 Lackawaxen Aquädukt, Spannweite zweimal 35 Meter
  • 1849 Delaware Aquädukt, Spannweite 4 mal 40 Meter
  • 1850 High Falls Aquädukt, Spannweite 44 Meter
  • 1850 Neversink Aquädukt, Spannweite 52 Meter
  • 1854 Niagara Falls Hängebrücke, New York-Canada, Spannweite 250 Meter
  • 1859 Allegheny Bridge, Pittsburgh, Spannweite 105 Meter
  • 1867 John A. Roebling Hängebrücke über den Ohio River, Spannweite 304 Meter
  • 1869 Waco Hängebrücke in Waco, Spannweite 145 Meter
  • 1883 Brooklyn Bridge, New York, Spannweite 486 Meter

Werke

  • Tagebuch meiner Reise von Mühlhausen in Thüringen über Bremen nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1831, geschrieben für meine Freunde. Eschwege, 1832
  • Tagebuch meiner Reise von Mühlhausen in Thüringen über Bremen nach den Vereinigten Staaten im Jahre 1831. Durch zeitgenössische Texte und Abbildungen kommentierte Ausgabe, hrsg. von Iris Roebling unter Mitarbeit von Eyk Henze, Halle 2006. ISBN 978-3-89812-388-4

Literatur

  • Alfred Wandsleb: Johann August Röbling. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, 2. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1927, S. 250–266.
  • Von Mühlhausen in die Neue Welt. Der Brückenbauer J. A. Röbling (1806-1869). Mühlhausen/Thür. 2006 (Mühlhäuser Beiträge, Sonderheft 15). ISBN 3-935547-15-3
  • Nele Güntheroth: Ephraim Salomon Unger. Röblings Erfurter Mentor. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 68 (2007). S. 7-11.
  • David Barnard Steinman: Brücken für die Ewigkeit – das Leben von Johann Roebling und seinem Sohn. Düsseldorf 1957.
  • Hamilton Schuyler: Roeblings – A century of Engineers, Bridge-builders and Industrialists. The Story of Three Generations of an Illustrious Family 1831–1931. Princeton 1931, New York 1972 (Neudr.). ISBN 0-404-05625-3
  • Christiane und Horst Vielhaber: Von der Lenne-Brücke zur Brooklyn Bridge. Über Johann August Röblings Esloher Jahre. In: Esloher Museumsnachrichten 2008, S. 3ff.
  • Iris Roebling: "Hegels Geist über dem East River" In: Die Zeit. Hamburg 2005, H.45 (30. Okt.). ISSN 0044-2070

Weblinks


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