Julius Trebitsch

Julius Trebitsch

Gyula Trebitsch (* 3. November 1914 in Budapest; † 12. Dezember 2005 in Hamburg) war ein deutsch-ungarischer Filmproduzent mit großen Erfolgen im deutschen Film.

Leben

Trebitsch, der jüdischen Glaubens war, lernte das Filmhandwerk bei der UFA von der Pike auf: als Platzanweiser, Aufnahme- und Theaterleiter, und 1937 schloss er als königlich-ungarischer Kinovorführer seine Ausbildung ab.

Mit Krediten finanzierte er 1937 in Budapest die UFA-Produktion Ich vertraue dir meine Frau an (Rád bízom a feleségem) und gründete eine eigene Firma. Die Nazis zogen ihn zum Arbeitsdienst ein. Unter anderem musste er an der Ostfront Stellungen bauen und Minen räumen. Später wurde er zur Arbeit in den Kupferminen von Bor in Serbien gezwungen und wurde schließlich in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Barth (bei Rostock) und Wöbbelin (bei Ludwigslust) deportiert. Seine Brüder wurden während des Holocausts ermordet, seine Eltern überlebten in Budapest und wanderten nach Israel aus. Nach der Befreiung aus dem KZ Wöbbelin wurde er vom britischen Militär in Itzehoe versorgt und erhielt eine Lizenz zum Betrieb von zwei Kinos. Nach Ungarn kehrte Trebitsch nicht zurück, weil er sich in die Kostümbildnerin Erna Sander verliebt hatte. Das Paar heiratete 1947 und lebte 44 Jahre bis zu Erna Sanders Tod 1991 zusammen.

1947 baute Gyula Trebitsch zusammen mit seinem Partner Walter Koppel die Real-Film auf und mit dem Studio Hamburg das größte Dienstleistungszentrum für Film und Fernsehen in Norddeutschland und eines der größten Medienzentren Europas.

Als ersten Film nach dem Krieg produzierte er 1949 Die letzte Nacht mit Margarete Haagen und Carl-Heinz Schroth. Nach einigen Komödien, wie Keine Angst vor großen Tieren (1953) mit Heinz Rühmann, wurde Des Teufels General (1955) von Helmut Käutner mit Curd Jürgens und Viktor de Kowa ein früher großer Erfolg des Produzenten.

1957 machte sich Trebitsch mit Der Hauptmann von Köpenick sogar Hoffnungen auf einen Oscar in der Kategorie Bester Film. Der ging dann jedoch an Die Nächte der Cabiria (Le Notti di Cabiria) von Federico Fellini.

Viele erfolgreiche Filme sollten noch folgen, wie Die Zürcher Verlobung (1957) mit Liselotte Pulver, Dr. Crippen lebt (1958) mit Peter van Eyck, Der Schinderhannes (1958) mit Curd Jürgens oder Frau Warrens Gewerbe (1960) mit Lilli Palmer.

Aber auch für das Fernsehen betreute seine Firma populäre Produktionen, wie Gestatten, mein Name ist Cox (1961) mit Günter Pfitzmann, Ellen Schwiers und Paul Edwin Roth, Hafenpolizei (1963) von John Olden, Polizeifunk ruft mit Josef Dahmen und Karl-Heinz Hess (1965), Hamburg Transit mit Karl-Heinz Hess und Eckart Dux, (1970) Gertrud Stranitzki (1966) und Ida Rogalski (1969), beide mit Inge Meysel und der Musik von Martin Böttcher. Zu den erfolgreichsten Produktionen von Trebitschs Studio Hamburg gehörten Die Bertinis, Diese Drombuschs und Hafenkrankenhaus.

Seit 1951 war Trebitsch Mitglied der jüdischen Gemeinde in Hamburg, für die er sich bis zu seinem Tode auch finanziell engagierte. Der Hamburger Senat verlieh ihm 1994 die Bürgermeister-Stolten-Medaille, und bereits 1985 wurde er als Ehren-Schleusenwärter ausgezeichnet.

Aus der Ehe mit Erna Sander stammen die Tochter Katharina Trebitsch (* 25. Oktober 1949) und der Sohn Markus Trebitsch (* 1951), die beide Fernsehproduzenten wurden.

Auszeichnungen

  • 1983 - Goldene Kamera
  • 2000 - Ehrenpreis des Deutschen Films für sein Lebenswerk

Weblinks


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