Junshi

Junshi

Xúnzĭ (chin. 荀子, jap. Junshi, kor. Sunja * etwa 298 v. Chr.; † etwa 220 v. Chr.), auch Hsün-Tse oder, in Wade-Giles Umschrift, Hsün-Tzu, war ein chinesischer Philosoph in der Zeit der Streitenden Reiche. Seine Lehren werden dem Konfuzianismus zugerechnet. Gleichzeitig ist Xúnzĭ auch der Name seines Werkes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über das Leben des Xúnzĭ gibt es verschiedene, einander widersprechende Angaben, dies betrifft auch sein Geburts- und Todesjahr. Es lässt sich aber wohl in etwa folgendes sagen:

Geboren wurde Xúnzĭ als Sohn einer alten Familie aus Jìn (晉) in Zhaò (趙), einem der drei Teilstaaten nach der Teilung von Jìn. Der Hauptort von Jìn ist heute Handan (邯鄲) in der Provinz Hebei (河北). Um 248 erhielt er in Qí (齊) den Posten eines Jìjiŭ (祭酒), was ein Großbeamter ist, der für das Bildungswesen zuständig ist. Er fiel jedoch durch eine Verleumdung in Ungnade und wurde 238 Gouverneur von Lánlíng (蘭陵), dem heutigen Zaozhuang (棗莊), wo auch sein Grab liegt.

Wirken

Die konfuzianistischen Lehren des Xúnzĭ hatten neben dem Daoismus und dem Buddhismus entscheidenden Einfluss auf die Regierung in der Han-Dynastie (漢). So ist die Einführung eines festen Bücherkanons als Pflichtlektüre auf Xúnzĭ zurückzuführen.

Interessanterweise verhielt sich die Beliebtheit des Xúnzĭ stets konträr zu der des Mengzi (孟子 Mèngzĭ). So wurde nach der Han-Dynastie Menzius beliebter, während zum Ende des 19. Jahrhunderts wieder der Stern des Xúnzĭ durch seinen Rationalismus auf Kosten von Menzius stieg.

Werk

Die Schriften des Xúnzĭ wurden zu späterer Zeit unter dem Titel «Xúnzĭ» in 32 Kapiteln (編) in 20 Bänden (巻) zusammengefasst. Es ist unumstritten, dass der meiste Teil von Xúnzĭ selbst stammt und nur weniges von Schülern hinzugefügt wurde. Während ältere Philosophen ihre Werke in Dialogform verfassten, sind die meisten Kapitel von Xúnzĭ in Form eines Artikels, also ohne einen Dialogpartner, geschrieben.

Lehre

Der Mensch ist von Natur aus böse

Am bekanntesten ist sicherlich, dass Xúnzĭ im Gegensatz zu Mengzi, der lehrte, dass der Mensch von Natur aus gut sei (性善説 xìngshànshuō), die Auffassung vertrat, dass der Mensch von Natur aus böse sei (性惡説 xìng'ĕshuō). Dieser Gegensatz ist allerdings nicht so groß, wie er auf den ersten Blick scheint, denn sowohl Menzius als auch Xúnzĭ vertraten die Auffassung, dass das Lernen (學 xué) notwendig sei, um die in einem Menschen veranlagten Tugenden hervorzuholen beziehungsweise den an sich bösen Menschen zum Tugendhaften zu wenden. Naturgemäß liegt die Betonung bei Menzius mehr auf Menschlichkeit und rechtem Handeln (仁義 rényì), während Xúnzĭ, welcher der Natur des Menschen nicht traut, eher Sittlichkeit und rechtes Handeln (禮義 lĭyì) betont.

Dafür, dass es trotz der üblen Natur des Menschen nicht immer zu Willkür, Unruhe und Zerstörung kommt, hat Xúnzĭ zwei Erklärungen: Einerseits strebten die Menschen gerade deswegen nach dem Guten, weil sie von Natur aus schlecht seien und dies als Mangel empfänden (XVII, 4v). Andererseits hat nach seiner Lehre auf lange Sicht nur eine tugendhafte Herrschaft Bestand, während eine Herrschaft, die nur auf Gier zielt, schließlich an ihrer eigenen Torheit zugrundegeht, so dass sich letztendlich die tugendhafte Herrschaft durchsetzen wird.

Der Himmel

Entgegen der traditionellen Anschauung, dass der Himmel (天) als Weltenherrscher bewusst auf die Taten der Menschen reagiere und schlechtes Verhalten bestrafe oder eine Vorwarnung in Form einer Naturerscheinung (Sonnenfinsternis etc.) gebe, lehrt Xúnzĭ, dass der Himmel nach festen Regeln wirkende Natur sei: «Der Himmel hat feste Regeln, die Erde (地) feste Bestimmungen.» (XI, 14v) Somit können seine Lehren mit dem Rationalismus verglichen werden.

Noch mehr als andere Konfuzianer propagiert Xúnzĭ die Gestaltung der Natur zum Nutzen des Menschen. Es wäre aber wohl falsch, rücksichtslosen Raubbau an der Natur als im Sinne von Xúnzĭ anzusehen, da auch er das Handeln gemäß den (Jahres-)Zeiten propagiert, worunter wohl auch ein nachhaltiges Handeln zu verstehen ist.

Das Studium

Wie auch andere chinesische Philosophen unterscheidet Xúnzĭ zwischen dem Gemeinen (小人 xiăorén), dem Edlen (君子 jūnzĭ) und dem Heiligen (聖人 shèngrén). Nach seiner Lehre wird jeder Mensch als gemeiner geboren, kann aber durch Erziehung durch einen Lehrer, die mit dem Studium der Klassiker der Heiligen, worunter die alten Kaiser und Konfuzius zu verstehen sind, zu beginnen hat - nicht aber durch eigenes Nachdenken, denn die Menschliche Natur ist schließlich böse - zum Edlen werden.

Hierbei ist eigentlich nur der Heilige als Lehrer von Sitte und rechtem Handeln bei der Bildung trefflicher Analogien schöpferisch tätig, während der Edle lediglich die Lehren der Heiligen wiedergibt, was aber als Wissen ausreichend ist.

Schüler

Seine Schüler Li Si (李斯) und Han Fei (韓非) begründeten die Schule des Legalismus (法家).

Übersetzungen

Das Xunzi wurde von dem Missionar Hermann Köster ins Deutsche unter dem Titel "Hsün-Tzu" übertragen. Die Übersetzung erschien 1967 im Steyler Verlag. Englische Übersetzungen fertigten u.a. Knoblock und Dubs an.

Weblinks


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