Kanal Telemedial Privatrundfunk

Kanal Telemedial Privatrundfunk

48.22889722222216.2977111111117Koordinaten: 48° 13′ 44″ N, 16° 17′ 52″ O

Senderlogo
Allgemeine Informationen
Empfang: Kabel (analog, digital), Satellit (analog, digital), Web-TV
Länder: Deutschland, Österreich & Schweiz
Eigentümer: Kanal Telemedial Privatrundfunk GmbH
Geschäftsführer: Thomas Hornauer
Sendebeginn: 5. Dezember 2007
Rechtsform: Privatrechtlich
Programmtyp: Spartenprogramm
Liste der Fernsehsender

Der Kanal Telemedial war ein österreichischer Fernsehsender, der sich selbst als der „erste spirituelle Sender in Europa“[1] bezeichnete.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kanal Telemedial ging am 29. Juni 2006[2] zunächst unter dem Namen Primetime auf Sendung. Am 5. Dezember 2007 änderte der Sender sein Konzept und seinen Namen in Kanal Telemedial. Hiermit startete auch die „Telemediale Zeit“, die Zeit, die seit der Umgestaltung des Senders vergangen ist und kontinuierlich auf mehreren Monitoren im Hintergrund des Studios angezeigt wurde. Der Sender wurde von Thomas Hornauer gegründet, der u.a. Geschäftsführer des Telefondienstes Telekontor ist. Hornauer war zuvor Geschäftsführer des Senders B.TV, der 2004 seinen Sendebetrieb aufgrund des Lizenzentzuges durch die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg einstellen musste. Hintergrund des Lizenzverlustes war der Verstoß gegen eine Vereinbarung mit der LFK, die beinhaltete, die vielen Telefonberatungsshows, die einen Großteil des Programms bei B.TV bildeten, einzustellen und durch neue Programminhalte zu ersetzen. Stattdessen weitete Hornauer, als er die Lizenz sicher glaubte, diese Programminhalte jedoch aus.

Hornauer verlagerte seine Idee von einem spirituellen Sender nach Österreich. Ende 2006 startete das Programm des Senders, der seinen offiziellen Sitz in Wien hat. Der Großteil des Programms wurde jedoch in den ehemaligen B.TV-Studios in Ludwigsburg produziert. Seit dem 8. Februar 2008 wurde auch aus dem ehemaligen Pferdestall des Palais Schwarzenberg in Wien gesendet, der sich zu der Zeit im Umbau zu einem Fernsehstudio befand.

Der Sender sendete über Astra Digital ein 24-Stunden-Programm. In einigen Kabelnetzen und über analogen Satellit wurde der Kanal täglich von 21 bis 6 Uhr auf dem Sendeplatz des Kinderkanals ausgestrahlt. Des weiteren wurde das Programm auch über einen Livestream über die offizielle Homepage 24 Stunden am Tag ausgestrahlt. Dabei wurden oft allerdings auch nur Wiederholungen gesendet. Kanal Telemedial sendete am 1. Juli 2008 zum letzten Mal. Danach sendete auf derselben Frequenz zunächst der Primetime Mediendienst, der sich ebenfalls im Besitz von Thomas Hornauer befindet.

Die österreichische Kommunikationsbehörde hat am 5. Juni 2008 das Erlöschen der Sendelizenz von Telemedial festgestellt. Der Kanal habe keinen regelmäßigen Sendebetrieb aus Österreich nachweisen können und daher keinen rechtmäßigen Betrieb entsprechend der Zulassung ausgeübt. Bislang sendete Thomas Hornauer aus Ludwigsburg. Zuvor war bereits festgestellt worden, dass Telemedial durch die Ausstrahlung einer Sendung mit dem Berater Walter von Berg den Eindruck erweckt habe, dass eine telefonische Beratung mithilfe von „Engelenergien“ eine schulmedizinische Behandlung ersetzen kann. Die Gesundheit werde durch solche Angebote gefährdet. Durch weitere Nachforschungen fand die Behörde heraus, dass Telemedial aktuell lediglich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern bestehe. Das für den Sendebetrieb zuständige Personal fehle. Die von Hornauer eingelegte Berufung gegen den Verlust der Lizenz wurde vom österreichischen Bundeskommunikationssenat abgelehnt. Damit hat der Senat das durch die Kommunikationsbehörde festgestellte Erlöschen der Zulassung bestätigt.[3][4][5][6][7]

Der Mediendienst Primetime stellte am Abend des 31. Juli 2008 den Sendebetrieb ein. Nach einer kurzen Unterbrechung meldete sich Hornauer mit „Kanal Telemedial“ zurück. Hornauer erklärte dazu in einer Live-Schaltung aus Thailand, er habe nach Gesprächen mit seinem Medienanwalt Einspruch gegen den Entzug der Sendelizenz erhoben. Sendewiederholungen werden nur noch über den Livestream auf der Website von Kanal Telemedial gezeigt.

Programm

Zunächst bestand das Programm von Kanal Telemedial wie auch bei seinen Vorgängersendern aus Telefonberatungen. Unter den Beratern, die über mehrere „Mehrwertnummern“ der Firma Telekontor auch außerhalb des Programms zu erreichen waren, befanden sich Kartenleger, "Sternseher" und auch einige Seher, die mit Methoden wie einem pendelnden Prisma oder mit Wurzeln, aus denen sie die vom Anrufer gewünschten Informationen abzulesen vorgaben, arbeiteten. Die Zuschauer konnten per Telefon ins Studio durchgestellt werden und die jeweiligen Berater versuchten nun, Ereignisse in ihrer Zukunft vorherzusagen. In den meisten Fällen wurden Themen vom Anrufer ausgewählt, wie z. B. Gesundheit, Liebe oder Finanzen. Dabei wurden teilweise Spielelemente in die Beratungssendungen eingebaut, wie z. B. schnelle Runden, bei denen der Anrufer nur eine begrenzte Zahl von Minuten beraten wurde.

Ende 2007 bildeten die Beratungssendungen allerdings nicht mehr den wesentlichen Teil des Programminhalts. Abends zeigte der Sender ein anderes Format und setzte verstärkt auf Teleshopping-Elemente. Der eigene Anspruch „auf höchstem Niveau“ zu senden stand im Kontrast zur der oft unbeholfen wirkenden und ungelenken Gestaltung der TV-Produktionen, die sich im Grenzbereich zur Esoterik-Satire bewegten. Da live gesendet wurde, sind auch einige Pannen ausgestrahlt worden. Unregelmäßig versammelte sich die Moderatorenbelegschaft der Sendungen vor der Studiokulisse und unternahm für den Zuschauer teils überraschende Vorführungen. So tanzten z. B. Moderatoren einen Tanz um eine Pyramide, die eines der zentralen Elemente einer Sendung ist, oder die Moderatoren fassten sich an den Händen und gingen langsam im Kreis um diese Pyramide, um „Energie zu sammeln“. Hauptsächlicher Sprecher war dabei meist Hornauer. Ein weiteres Element der Sendungen war der sogenannte OrangeTable, an dem über sehr allgemeine Themen wie „Energie“ und „Spiritualität“ diskutiert wurde, meist in mystischer und metaphorischer Sprache. Zeitweise wurden Anrufer ins Studio durchgestellt, außerdem wurden einige Zuschauer-E-Mails bearbeitet, dabei wurde teilweise auch auf kritische Mails eingegangen. Außerdem spielten mehrere Amateur-Bands in den Sendungen.

Auffällig ist, dass große Teile dieser Sendungen oft unvorbereitet zu verlaufen schienen. Diese These wurde vor allem von Übertragungen aus dem noch unfertigen Studio des Senders in Wien, das sich im ehemaligen Pferdestall des Schlosses Schwarzenberg befindet, bestärkt. Bei den Aufnahmen dort spiegelten sich die Kameras im Hintergrund in den Fenstern, es fehlte an Kulissen und professioneller Bild- und Tontechnik.

Mehrwertnummern

Kanal Telemedial unterschied sich von anderen Call-In-Sendern vor allem durch die vergleichsweise hohen Telefongebühren. So kostete ein Beratungsgespräch pro Minute circa drei Euro. Außerdem wurden die Zuschauer des Senders seit Ende 2007 zum sogenannten „Energie-Ausgleich“ aufgefordert. Der Sender, der sich im Rahmen dieser Aktion als „Free-Pay-TV-Sender“ (freies, also unverschlüsseltes Bezahlfernsehen) bezeichnete, forderte die Anrufer auf, die durch das Zuschauen gewonnene Energie auszugleichen, indem Telefonnummern eingeblendet wurden, deren Anruf bis zu dreißig Euro kostete. Anfang 2008 wurde dieser Betrag auf zehn Euro reduziert. Außerdem wurden nun auch Kontonummern eingeblendet, an die der Zuschauer so viel Geld überweisen soll, wie ihm das Schauen der Sendung wert sei. Dabei gibt der Sender bestimmte Vorgaben, so wurde beispielsweise das Sehen einer Sendung mit vier Euro, das Sehen des ganzen Abends mit sieben Euro veranschlagt. Der Zuschauer sollte aber selbst bestimmen, wie viel er dem Sender überweisen wollte.

Am 5. April 2008 erzählte Hornauer einer zweifelnden Anruferin, dass das Programm überhaupt nicht auf das Verstehen hin produziert sei, sondern auf Erleben, was einen Energieausgleich in Form von Geldspenden nötig habe. Erst wenn man sich bedingungslos auf die Sendung einlasse und zu allem „Ja“ sage, werde man erleben können.

Kritik

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung charakterisierte den Sender als „ein einziges, mit Schicksalsglauben verbrämtes Abzockunternehmen.“[8]

Norbert Schneider, Chef der Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der Landesmedienanstalten (GSPWM) sagte „Geld dafür zu nehmen, dass Energien über den Bildschirm übertragen werden, stellt alles in den Schatten, was es bisher gegeben hat“.[9]

Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, ist im April 2008 bekannt geworden, dass der Sender von der österreichischen Fernsehaufsichtsbehörde gerügt wurde, da die Sendung gesundheitsgefährdendes Verhalten fördere. Zuschauer würden auf die Heilung durch Telemedial vertrauen und dadurch auf Arztbesuche verzichten. Auch wurde Hornauer vorgeworfen, er habe in der Sendung den Hitlergruß gezeigt und verharmlose Sex mit Kindern.[10]

Einzelnachweise

  1. SES Astra vermietete identische Sat-Frequenz an Kika und Abzock-Kanal Telemedial Infosat
  2. Kommunikationsbericht 2006 der RTR
  3. Senat bestätigt: Hornauer verliert TV-Lizenz Kressreport
  4. Medienbehörde entzieht Heiler-TV Telemedial Lizenz Der Standard
  5. Bescheid der KommAustria vom 05. Juni 2008 über den Lizenzentzug
  6. Bescheid der KommAustria vom 19. März 2008
  7. Bescheid des Bundeskommunikationssenates vom 27.06.2008
  8. Jupiter am galaktischen Zentrum Stuttgarter Zeitung
  9. Anrufsender Telemedial empört Medienwächter DWDL.de
  10. Im Visier der Medienwächter Stuttgarter Zeitung

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