Kanonikerstift St. Martin (Zyfflich/Kranenburg)

Kanonikerstift St. Martin (Zyfflich/Kranenburg)
ehemalige Stiftskirche St.Martin (bis 1436), Zyfflich
ehemalige Stiftskirche St. Martin (1436-1802), heute Pfarrkirche St. Peter und Paul, Kranenburg

Das Stift St. Martin war ein geistliches Institut im Erzbistum Köln, Archidiakonat Xanten, das von 1002/21 bis 1802 bestanden hat.

Geschichte

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts stiftete Graf Balderich von Drenthe mit Zustimmung seiner Frau Adela von Elten an der Kirche von Zyfflich ein Stift, das er dem Heiligen Martin weihte. Die Zyfflicher Kirche gilt auch heute noch - nach zahlreichen Umbauten und Zerstörungen - als bedeutendes Beispiel ottonischer Architektur im Rheinland. Das Stift war Sitz eines Dekanats im Archidiakonat Xanten; die Zyfflicher Pröpste sind im Hochmittelalter häufig in der Umgebung der Kölner Erzbischöfe zu belegen. 1117 ist erstmals ein Graf von Kleve als Vogt des Zyfflicher Stifts bezeugt. In der Folgezeit kam es häufig zu Konflikten zwischen den Kanonikern und den Grafen, da sich diese Besitzungen des Stifts eigenmächtig aneigneten. Im 13. Jahrhundert errichteten die Klever Grafen auf Zyfflicher Vogteigut Burg und Stadt Kranenburg; 1297 mussten die Stiftsherren die Selbständigkeit der Pfarre Kranenburg anerkennen. 1436 ließ Herzog Adolf II. von Kleve das Zyfflicher Stift an die Pfarrkirche von Kranenburg verlegen, die in diesen Jahrzehnten aus den Mitteln der Kranenburger Kreuzwallfahrt neu erbaut wurde. Neben dem Argument, daß die ummauerte Stadt Kranenburg den Kanonikern mehr Sicherheit bieten könne als das unmittelbar an der Grenze zum Herzogtum Geldern gelegene Dorf Zyfflich spielte auch das Bestreben des Herzogs eine Rolle, mehr Einfluss auf das Stift zu gewinnen. Im 16. Jahrhundert war der Humanist Johann von Vlatten Propst des Stifts. Das Martinsstift bestand in Kranenburg noch bis zur Säkularisation 1802.

Literatur

  • Robert Scholten: Cranenburg und sein Stift, Kleve 1902.
  • Wilhelm Classen: Das Erzbistum Köln. Archidiakonat von Xanten, Berlin 1938 (Germania Sacra 3.1).
  • Friedrich Gorissen: Kranenburg. Ein altes Heiligtum des Niederrheins, Kranenburg 1950.
  • Leo Schaefer: Der Gründungsbau der Stiftskirche St. Martin in Zyfflich, Essen 1963.

Archivalien

Große Teile des Stiftsarchivs sind nach 1802 verloren gegangen. Ein Teil liegt heute im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Stift Kranenburg-Zyfflich, weitere Archivalien befinden sich im katholischen Pfarrarchiv St. Peter und Paul, Kranenburg.

51.789746.005967Koordinaten: 51° 47′ 23,1″ N, 6° 0′ 21,5″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfarrkirche St. Martin (Zyfflich) — Die Pfarrkirche St. Martin in Zyfflich Türsturz über d …   Deutsch Wikipedia

  • Pfarrkirche St. Peter und Paul (Kranenburg) — St. Peter und Paul in Kranenburg Mittelschiff …   Deutsch Wikipedia

  • Mergelp — Der Mottenhügel der Burg Mergelp Die Burg Mergelp ist eine ehemalige Burganlage auf dem Wylerberg in der niederländischen Gemeinde Ubbergen nahe dem deutschen Ort Wyler in der Gemeinde Kranenburg. Geschichte Die Burg Mergelp war um das Jahr 1000… …   Deutsch Wikipedia

  • Graf von Kleve — Joan Blaeu, 1645 Die Schwanenburg in Kleve, Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve Das Herzogtum Kleve (auch Cleve) war ein Terr …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft Kleve — Joan Blaeu, 1645 Die Schwanenburg in Kleve, Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve Das Herzogtum Kleve (auch Cleve) war ein Terr …   Deutsch Wikipedia

  • Herzog von Kleve — Joan Blaeu, 1645 Die Schwanenburg in Kleve, Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve Das Herzogtum Kleve (auch Cleve) war ein Terr …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Kleve-Mark — Joan Blaeu, 1645 Die Schwanenburg in Kleve, Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve Das Herzogtum Kleve (auch Cleve) war ein Terr …   Deutsch Wikipedia

  • Kleve-Mark — Joan Blaeu, 1645 Die Schwanenburg in Kleve, Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve Das Herzogtum Kleve (auch Cleve) war ein Terr …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich I. (Kleve) — Dietrich I./III. (* um 1070; † vor 1120) ist zwischen 1092 und 1117 als Graf von Kleve belegt. Während er in der älteren Forschung als Dietrich III. (gelegentlich auch als Dietrich II.) bezeichnet wird, wird er in der jüngeren, auf Kraus… …   Deutsch Wikipedia

  • Von Vlatten — Johann von Vlatten (* um 1498; † 11. Juni 1562 in Düsseldorf), war ein deutscher Humanist, Politiker und Kanoniker. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Im Dienst der Herzöge von Jülich Berg und Kleve 3 Via Media Politiker …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”