Karl Jochen Rindt

Karl Jochen Rindt
Jochen Rindt
AustriaAustria
Fahrerweltmeisterschaft
Erster Grand Prix Österreich 1964
Letzter Grand Prix Österreich 1970
Teams
1964 Rob Walker Racing · 1965–1967 Cooper · 1968 Brabham · 1969–1970 Lotus 
Statistik
Rennen Poles Podien Siege
60 10 13 6
Schnellste Runden 3
Führungsrunden 379 Runden über 1852 km
WM-Titel 1 (1970)
WM-Punkte 109
Jochen Rindt im Cooper Climax beim GP von Deutschland 1965
Cooper T86-Maserati, 1967 von Jochen Rindt gefahren
Jochen Rindt 1969 im Lotus 49B beim Training auf dem Nürburgring
Jochen Rindt an der Einfahrt zur Box
Rindt 1970 im Lotus Formel 2

Karl Jochen Rindt (* 18. April 1942 in Mainz; † 5. September 1970 in Monza) war ein österreichischer Automobilrennfahrer und Formel-1-Pilot deutsch-österreichischer Abstammung. Der mehrfache Grand-Prix-Sieger starb 1970 beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza. Sein während der Saison erreichter Punktevorsprung genügte, dass er als bislang einziger Fahrer postum zum Formel-1-Weltmeister erklärt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Rindt war der Sohn eines Deutschen und einer Österreicherin. Seine Eltern, die in Mainz eine Gewürzmühle (Klein & Rindt) besaßen, starben 1943 bei einem alliierten Fliegerangriff auf Hamburg. Rindt wurde daraufhin zu seinen Großeltern nach Graz gebracht, wo er dann aufwuchs und später mit dem Motorsport begann. Er hatte auf Betreiben seines Großvaters, eines Rechtsanwalts, Zeit seines Lebens die deutsche Staatsbürgerschaft behalten und einen deutschen Pass, fuhr jedoch mit österreichischer Rennlizenz und wird über seinen Tod hinaus bis heute als Österreicher betrachtet. Auch zeitgemäße offizielle Dokumente der FIA weisen ihn als Österreicher aus. Seinen Wohnsitz hatte Rindt zuletzt in der Schweiz am Genfer See.

Beginn der Rennsportkarriere

Nach der Schule trat er in das Importgeschäft der Familie ein, doch sein Interesse am Motorsport brachte ihn 1962 zu Saloon Racing. Dort fuhr er einen eher nicht konkurrenzfähigen Formel-Junior-Cooper. Da er dennoch gute Leistungen erzielte, wurde Ford Österreich auf ihn aufmerksam. Ford unterstützte ihn 1964 mit einem Formel-2-Brabham-Cosworth. Bei zwei Rennen in England war er erfolgreich. Er wurde Zweiter in Mallory Park und gewann das Rennen am Crystal Palace in London gegen den damaligen Weltmeister Graham Hill.

Seine guten Leistungen brachten ihm einen Platz im Formel-1-Team von Cooper, als Teamkollege von Bruce McLaren. Die Cooper waren nicht besonders leistungsfähig, aber Rindt holte einen vierten Platz beim Großen Preis von Deutschland und wurde Sechster beim Grand Prix der USA.

Während dieser Zeit besserten die Formel-1-Fahrer ihr Einkommen auf, indem sie zusätzlich noch in der Formel 2 antraten, wo sie jedoch nicht für die Meisterschaft gewertet wurden. Rindt begann eine lange Verbindung mit dem privaten Brabham-Team von Roy Winkelmann, gewann in Reims, wurde Dritter in Pau und Vallelunga. Er war bereits zu dieser Zeit in Österreich ein gefeierter Fahrer und gewann den Prix Du Tyrol bei Innsbruck in einem Abarth 2000.

1964 teilte sich Rindt einen Porsche mit Jo Bonnier beim 1000-Kilometer-Rennen auf der Nordschleife und wurde Dritter. In Le Mans gewann er 1965 auf einem von NART eingesetzten Ferrari 275LM zusammen mit Masten Gregory, nachdem die Ford- und Werks-Ferraris ausgefallen waren.

Bruce McLaren verließ Cooper am Ende des Jahres, um für die neue Dreiliter-Formel ein eigenes Fahrzeug zu bauen. Rindt wurde die Nummer Eins bei Cooper, bis John Surtees von Ferrari zu Cooper kam. Die Cooper-Maseratis waren schwer, aber im Vergleich zu den noch nicht weit entwickelten neuen Motoren der Konkurrenz leistungsstark. Rindt wurde Zweiter in Spa, Zweiter beim Grand Prix der USA, Dritter in Deutschland, Vierter in Frankreich und Italien und Fünfter beim Grand Prix von Großbritannien.

Zu der Zeit beherrschten Brabham-Hondas die Formel 2, doch Rindt gewann das Eifelrennen auf dem Nürburgring und das letzte Rennen der 1,5-Liter-Kategorie in Brands Hatch und schlug dabei auch Jack Brabham.

Familiäre Veränderung und Teamwechsel

Im März 1967 heiratete Rindt die Finnin Nina Lincoln, am 7. August 1968 wurde die gemeinsame Tochter Natascha geboren.

Im Jahre 1967 konnte Rindt nur zwei vierte Plätze beim belgischen und italienischen GP ergattern. Dennoch etablierte er sich an der Spitze der Formel 2 und errang mit seinem Winkelmann Brabham neun Siege. Sein Ruf als furchtloser Pilot wuchs, nachdem er in Indianapolis verunglückte und aus dem brennenden Wagen stieg, wobei sein Puls bei der folgenden medizinischen Untersuchung völlig ruhig blieb.

Für die Saison 1968 wechselte er in den Formel-1-Rennstall von Jack Brabham, der in den beiden vorangegangenen Jahren das Weltmeister-Fahrzeug für sich bzw. Denis Hulme gebaut hatte. Jedoch konnte die Weiterentwicklung des bisher zuverlässigen Repco-V-8-Motors nicht überzeugen, zumal der Konkurrenz der neue und überlegene Ford-Cosworth-Motor zur Verfügung stand, der die Formel 1 in den nächsten 15 Jahren dominierte. Zudem wurde mit den neuen Spoilern und Flügeln experimentiert, wodurch sich die Kräfteverhältnisse von Rennen zu Rennen änderten.

Jochen Rindt bei Lotus

Am Jahresende wechselte Rindt erneut in das Team des Weltmeisters, zu Lotus mit Titelverteidiger Graham Hill. Beide Lotus verunglückten beim spanischen Grand Prix in Barcelona, als die hochbeinigen Flügel-Konstruktionen brachen. Rindt zog sich eine Fraktur des Nasenbeins und eine Gehirnerschütterung zu. Er erholte sich zwar schnell von diesem Vorfall, hatte aber mit Seh- und Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen. Während seiner Genesung forderte er in einem offenen Brief an die Presse das Verbot von Flügeln an den Fahrzeugen, da diese gefährlich für Fahrer und Zuschauer seien.

Nach der Genesung fand er schnell zu seiner alten Form zurück und lieferte sich Zweikämpfe mit seinem Freund Jackie Stewart, dem kommenden Weltmeister. Am Saisonende errang Rindt in Watkins Glen seinen ersten Sieg in einem Formel-1-Weltmeisterschaftslauf. Das Rennen wurde allerdings von einem schweren Unfall seines Teamkollegen Graham Hill überschattet, bei dem sich dieser beide Beine brach. Somit war Rindt im Lotus Team für das Jahr 1970 die Nummer Eins.

Nach Experimenten mit Allradantrieb (der zweite Platz unter Jochen Rindt beim nicht zur Formel 1 Weltmeisterschaft zählenden Oulton Park Gold Cup Race 1969 war der größte Erfolg für den 4WD Lotus 63) und Gasturbinen im Jahre 1969 ging Lotus 1970 mit dem keilförmigen Lotus 72 an den Start. Rindt griff auf das Modell 49 aus dem Jahr 1967 zurück und siegte in Monaco, als der führende Jack Brabham in der letzten Kurve (Gasometer) beim Überrunden von Piers Courage in die Strohballen rutschte. Beim Grand Prix von England in Brands Hatch schlug Rindt erneut Jack Brabham. Dem führenden Australier ging das Benzin aus und Rindt konnte auf den letzten Metern noch vorbeiziehen.

Beim Grand Prix der Niederlande errang Rindt den Sieg im inzwischen weiter entwickelten Modell 72. Dieser Sieg war von einem Unfall überschattet, bei dem sein Freund Piers Courage verbrannte. Die Formel-1-Fahrer beschlossen daraufhin, für den Grand Prix am Nürburgring bessere Sicherheitsmaßnahmen zu fordern bzw. diesen aufgrund der Unmöglichkeit der Umsetzung zu boykottieren. Rindt gewann zwar den französischen, britischen und deutschen Grand Prix (der nach Hockenheim verlegt wurde), beim Heimrennen auf dem Österreichring gewann allerdings Jacky Ickx auf Ferrari. Am 30. August 1970, sechs Tage vor seinem Tod im Training zum Formel 1 Grand Prix von Monza, fuhr Jochen Rindt sein letztes Rennen, in Österreich am Salzburgring, einen Formel-2-Lauf.

Monza 1970

Das Abschlusstraining für den Grand Prix in Monza fand am 5. September 1970 statt. In voller Geschwindigkeit überholte Rindt Denny Hulme, als er im Bremsbereich vor der Parabolica-Kurve herunterschaltete. In diesem Augenblick brach an seinem Lotus 72 wahrscheinlich eine der vorderen Bremswellen. Der Wagen prallte links in die Leitplanken, drehte sich einige Male und touchierte noch mehrmals die Begrenzung, ehe er etwa fünf Meter von den Leitplanken entfernt liegen blieb. Der Lotus war auseinandergebrochen und Rindts Beine lagen im Freien. Der Österreicher wurde sofort in die Strecken-Unfallstation gebracht und anschließend in die Mailänder Universitätsklinik überführt. Er starb aber noch im Rettungswagen. Nach ärztlichen Angaben waren eine zerrissene Luftröhre und ein eingedrückter Brustkorb die Todesursachen.

Die tödlichen Verletzungen hatte er sich vor allem deshalb zugezogen, weil er den neuen Sicherheitsgurt aus Angst vor einem Feuerunfall nicht korrekt angelegt hatte und bei dem heftigen Aufprall durch die Gurte rutschte.

Heutzutage geht man davon aus, dass Jochen Rindt durch richtiges Handeln der Streckenposten und Rettungsteams hätte gerettet werden können. Nach dem tödlichen Unfall von Ronnie Peterson 1978 setzte Bernie Ecclestone den Engländer Dr. Sid Watkins als Rennarzt ein.

Das Ereignis löste, ähnlich wie der Tod von Jim Clark zwei Jahre zuvor, in der Sportwelt große Betroffenheit aus. Jacky Ickx hatte in den verbleibenden Rennen zwar noch die Chance, Rindt in der WM-Wertung zu überholen. Beim drittletzten WM-Lauf in Kanada gewann Ickx. Beim vorletzten Lauf in Watkins Glen gewann die Nr. 3 im Team von Colin Chapman, der Brasilianer Emerson Fittipaldi im Lotus 72, nachdem Pedro Rodriguez durch ein falsches Boxensignal zum Nachtanken fuhr. Jacky Ickx wurde hinter dem zweiten Lotus-Fahrer Reine Wisell nur Vierter und verspielte damit die allerletzte Chance auf den Titel. Der Ferrari-Pilot siegte zwar im letzten Rennen in Mexiko, doch konnte er den Punktestand von Jochen Rindt nicht mehr einholen.

Postum Weltmeister

Jochen Rindt ist der einzige Weltmeister der Formel 1, dem postum dieser Titel zugesprochen wurde, da in der Saison 1970 sein Punktevorsprung nach seinem Unfalltod von keinem anderen Fahrer mehr eingeholt werden konnte. Den Weltmeisterpokal nahm seine Witwe Nina Rindt entgegen. Insgesamt fuhr er 60 Formel-1-Grand-Prix-Rennen und gewann sechs, davon fünf allein in der Saison 1970. Obwohl er erst 1969 den ersten Formel-1-Sieg erringen konnte, war er nebenbei jahrelang in der Formel 2 auch gegen andere Formel-1-Piloten sehr erfolgreich und galt als „König“ dieser Formelsport-Klasse.

Sonstiges

  • Bereits zu Lebzeiten, nämlich 1965, organisierte Rindt im Wiener Messepalast, der später zum MuseumsQuartier führte, die erste Jochen-Rindt-Show, die auch nach dem Tod bis 1975 von seiner Frau Nina weitergeführt wurde. Später sollte sie von seinem Nachfolger Niki Lauda als Niki-Lauda-Show weitergeführt werden.
  • Als Jochen-Rindt-Show wurde zunächst die bis heute jährlich stattfindende Essen Motor Show der Messe Essen benannt.
  • Zeitweise war sein Manager der Brite Bernie Ecclestone, der heute die Formel 1 kontrolliert.
  • Udo Jürgens’ Lied „Der Champion“ ist eine Hommage an Jochen Rindt.
  • Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof in Graz, neben dem des Schauspielers Rudolf Carl.
  • 1982 wurde die Jochen-Rindt-Straße in Wien-Liesing nach ihm benannt.

Weltmeistertitel

Grand-Prix-Siege

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallsgrund
1964 USAUSA North American Racing Team Ferrari 250LM UKUK David Piper Ausfall Ölpumpe
1965 USAUSA North American Racing Team Ferrari 250LM USAUSA Masten Gregory Gesamtsieg
1966 UKUK F.R. English Ltd. Ford GT40 UKUK Innes Ireland Ausfall Motorschaden
1967 GERGER Porsche Systems Engineering Porsche 907/6 Langheck GERGER Gerhard Mitter Ausfall Nockenwelle

Siehe auch

Liste der tödlich verunglückten Formel-1-Fahrer

Literatur

  • Erich F. Neger: Rindt, Jochen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 627 f.
  • Alan Henry Jochen Rindt, Hazleton Publishing Ltd 1990, ISBN 0905138791
  • Georg Lentz et al.: Jochen Rindt Reportage einer Karriere, Ueberreuter 1970
  • Erik Th Neger Jochen Rindt : Bilder aus dem Leben des unvergessenen Weltmeisters, Styria Printshop Druck GmbH, ISBN 3901921087
  • Heinz Prüller Einer von ihnen: Jochen Rindt. 2.Aufl.,Verlag Orac, o.J. (ca.1968).
  • Heinz Prüller Jochen Rindt - Tribut an einen Weltmeister. Vlg. Orac/Motorbuch Vlg., 1970.
  • Heinz Prüller Jochen Rindt, Kimber 1971, ISBN 0718301625
  • Heinz Prüller Jochen Rindt, Kremayr & Scherlau 1995, ISBN 3701503516
  • Friedel Schnitzer Jochen Rindt, Copress-Verlag 1970, ISBN B0000BUKAA
  • Helmut Zwickl: Hinrichtung eines Champions. Das Beispiel Jochen Rindt., Dichand & Falk, 1970

Weblinks


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