Koelbl

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Herlinde Koelbl (* 31. Oktober 1939 in Lindau) ist eine deutsche Fotografin. Sie lebt und arbeitet in Neuried bei München.

Die gelernte Modedesignerin wechselte erst 1976 zur Fotografie und arbeitete unter anderem für renommierte Zeitschriften und Zeitungen wie Stern, Die Zeit und New York Times. In der Fachwelt hat sie sich mit diversen Ausstellungen im In- und Ausland einen Namen gemacht. Erster großer Erfolg in der breiten Öffentlichkeit war der Bildband Das deutsche Wohnzimmer (1980). Es folgten weitere Bildbände wie Männer (1984) und Starke Frauen (1996), die sehr mutige und ehrliche Aktportraits enthalten - sowohl aus Sicht der Fotografin als auch aus Sicht der Porträtierten. Sehr bemerkenswert ist Koelbls preisgekröntes Werk Jüdische Porträts (1989), dessen eindringliche Ergebnisse mit großem Erfolg auch im Jüdischen Museum Frankfurt, im Spertus Museum in Chicago und zahlreichen anderen Museen ausgestellt waren. Ihr neuestes Werk Haare erschien 2007 parallel zur Ausstellung der Bilder in Hamburg.

Herlinde Koelbl arbeitet bevorzugt in Projekten, die von unter einem bis zu mehreren Jahre dauern können, und beschäftigt sich dann sehr ausführlich nur mit der gewählten Thematik. Parallel zu ihren Büchern und Ausstellungen veröffentlicht sie häufig auch themengleiche Dokumentarfilme. Ihr bislang größtes Projekt ist eine Langzeitstudie, für die sie von 1991 bis 1998 jährlich 15 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft fotografierte und interviewte. Unter dem Titel Spuren der Macht – Die Verwandlung des Menschen durch das Amt erschien 1999 ein Bildband, der u.a. die Veränderung von Joschka Fischer, Gerhard Schröder, Angela Merkel, Arnold Vaatz, Frank Schirrmacher, Renate Schmidt, Monika Hohlmeier und Irmgard Schwaetzer darstellt sowie ein Dokumentarfilm dazu, der auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde. 1999 wurde dieser Fernsehfilm mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Die gleichnamige Ausstellung war in Berlin (Deutsches Historisches Museum), in München (Haus der Kunst), in Bonn (Haus der Geschichte) und auf der Art Frankfurt 2002 zu sehen.

2003 drehte sie über Benjamin von Stuckrad-Barre den Dokumentarfilm Rausch und Ruhm, der dessen Weg durch den Drogenentzug zeigt.

Für ihre Arbeit hat Koelbl viele Auszeichnungen erhalten, darunter 2000 die Goldene Kamera für den Dokumentarfilm Spuren der Macht und 2001 den Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.

Inhaltsverzeichnis

Literatur

  • Haare, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-2028-1
  • Die Kommissarinnen. Zur Ausstellung im Filmmuseum Berlin, Nicolai'sche Verlagsbuchhandlung 2004, ISBN 3894791926
  • Kunst von Kindern, mit Antje Tesche-Mentzen, Frederking & Thaler, 2002
  • Schlafzimmer: London, Berlin, Moskau, Rom, New York, Paris, Knesebeck, München 2002, ISBN 3896601407
  • Die Meute. Macht und Ohnmacht der Medien., Knesebeck, München 2001
  • Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt. Eine Langzeitstudie., Knesebeck, München 1999, ISBN 3-89660-057-5
  • Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen. Fotografien und Gespräche., Knesebeck, München 1998, ISBN 3-89660-041-9.
  • Starke Frauen, Knesebeck, München 1996, ISBN 3896600052
  • Kinder, S. Fischer, Frankfurt/Main 1994, ISBN 3100402103
  • Die im Licht, die im Schatten, mit Renate von Forster, Verlag Antje Kunstmann, München 1990
  • Jüdische Portraits: Photographien und Interviews, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1989, ISBN 3100402170 / 3100402049
  • Hierzulande, Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3891908288
  • Feine Leute. Photographien der Jahre 1979 bis 1985, Greno, Nördlingen 1986, ISBN 389190004X
  • Opfer - Ein Zyklus, Ed. Braus, Heidelberg 1996, ISBN 3894661658
  • Männer, Bucher, München 1984, ISBN 3765804622
  • Dienst am Volk, Bucher, München/Luzern 1982, ISBN 3-7658-0398-7
  • Das Deutsche Wohnzimmer, Bucher, München/Luzern 1980, ISBN 3765803510
  • Bayerische Märkte, Hugendubel, München 1979, ISBN 3880340315

Fernsehfilme

  • "Rausch und Ruhm", (ARD, 2003) Dokumentation über den Drogenentzug des Benjamin von Stuckrad-Barre.
  • "Die Meute - Macht und Ohnmacht der Medien" (WDR, 2001) [1]
  • "Spuren der Macht - Die Verwandlung des Menschen durch das Amt" (ARD, 1999; 90min)

Ausstellungen (Auswahl)

  • "Herlinde Koelbl – Fotografien", Berliner Festspiele/Martin-Gropius-Bau, Berlin 2009
  • "Die Meute: Macht und Ohnmacht der Medien", Haus der Geschichte, Bonn 2003
  • "Spuren der Macht: Die Verwandlung des Menschen durch das Amt", Haus der Geschichte, Bonn 2000

Einzelnachweise

  1. Rezension bei 3sat online: Ein Dokumentarfilm über Journalisten auf der Jagd

Weblinks


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