Kommission für Wahrheit und Versöhnung (Peru)

Kommission für Wahrheit und Versöhnung (Peru)

Die peruanische Kommission für Wahrheit und Versöhnung (spanisch: Comisión de la Verdad y Reconciliación (CVR)) hatte die Aufgabe, die Verbrechen im Krieg zwischen den Guerilla-/Terrororganisationen auf der einen Seite und den Staatsorganen von Peru auf der anderen Seite während der Zeit von 1980-2000 aufzuarbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Einsetzung und Arbeit

Die Wahrheitskommission wurde im Juni 2001 von der Übergangsregierung unter Präsident Valentin Paniagua eingesetzt. Das Mandat wurde bald darauf im selben Jahr von Präsident Alejandro Toledo bestätigt und erweitert zur Wahrheits- und Versöhnungskommission. Anders als in Wahrheitskommissionen anderer lateinamerikanischer Länder, waren nichtperuanische Spezialisten an der peruanischen Kommission nicht direkt beteiligt. Am 28. August 2003 übergab die Kommission ihren neun Bände (ca. 6000 Seiten) umfassenden Abschlussbericht an Alejandro Toledo. Vorsitzender der Kommission war Dr. Salomón Lerner Febres, Philosophieprofessor und Rektor der Katholischen Universität Perus. Zur Verbreitung der Ergebnisse gab die Kommission auch eine mit Fotos und Grafiken versehene Kurzfassung in Heftform von 60 Seiten heraus sowie eine Broschüre in Spanisch und Quechua.

Ergebnis der Untersuchung

Der Bericht geht von 69.280 Todesopfern aus. Hiervon seien 54% vom "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) zu verantworten, der damit der Hauptverantwortliche für die Verbrechen und die Menschenrechtsverletzungen sei. Das peruanische Militär trägt für 28% der Opfer, paramilitärische Gruppen für 13% der Opfer die Verantwortung. Der Movimiento Revolucionario Túpac Amaru sind dem Bericht zu Folge 1,5% der dokumentierten Opfer zur Last zu legen.

75% der Todesopfer hatten Quechua oder eine andere indigene Sprache als Muttersprache. 79% der Opfer stammten aus ländlichen Gegenden.

Weiterhin stellt der Bericht fest, dass sowohl die peruanische Polizei als auch das peruanische Militär erhebliche Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Hierbei habe es sich nicht nur um individuelle Exzesse gehandelt, sondern eine systematische Praxis der Menschenrechtsverletzungen sei zu beobachten gewesen.

Präsident Alberto Fujimori und Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos wird u.a. die Verantwortung für Morde und Massaker durch die Todesschwadron "Colina" gegeben.

Literatur

  • Salomón Lerner Febres / Josef Sayer (Hg. – i.A. von Misereor u. Informationsstelle Peru), "Wider das Vergessen. Yuyanapaq". Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission Peru [Übers. a. d. Span.: Beate Engelhardt/ Elena Muguruza (u. Mitarb. v. Hartmut Heidenreich), Red.: Hartmut Heidenreich/ Juan Josi/ Elena Muguruza/ Karl Weber], Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag 2008 ISBN 978-3-7867-2720-0

Weblinks

Website der Kommission (spanisch/englisch)


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