Kreuzrippe

Kreuzrippe
Kreuzrippengewölbe
Kreuzrippenanschluss an einen Schlussstein

Die Kreuzrippe (engl. cross rib; it. nervature della crociera; fr. ogive, nervure de croisée) ist ein Konstruktionselement für den Gewölbebau von Kirchen, das bereits in der Romanik entwickelt wurde. Diese Technik wurde in der gotischen Baukunst in Form eines diagonal von Stütze zu Stütze gespannten Mauerbands im Gewölbe vervollkommnet. Die Kreuzrippe setzt sich aus mehreren einzelnen profilierten Werksteinen zum Kreuzrippengewölbe zusammen. An der Stelle, an der sich die Rippen kreuzen, befindet sich ein Schlussstein.

Das Kreuzrippengewölbe wurde vielleicht erstmals in den Querarmen des romanischen Speyrer Doms (nach 1081)[1] gebaut. Ungefähr gleichzeitig (ab 1093) entstand mit den Kreuzippengewölben der Kathedrale von Durham der erste einheitlich in allen Teilen mit Kreuzippen eingewölbte Bau. Davor wurden in der Romanik lediglich Kreuzgratgewölbe aufgebaut. Durch die Konstruktion der Kreuzrippengewölbe konnte der Kirchenraum überhöht werden. Es wurde möglich, wesentlich höhere Räume herzustellen und nicht nur Tonnengewölbe. Die zwei Rippen wurden diagonal geführt. In den quadratischen Grundrissen der Bauten, die von Säulen und Wänden gestützt wurden, mussten Baumeister nicht mehr ein Gewölbe auf dicken Mauern und Seitenschiffen aufrichten, um die statischen Kräfte abzufangen. Die Mauerwände konnte lichtdurchflutet gestaltet werden. Mit zwei sich kreuzenden Bögen aus profilierten Natursteine konnten die statischen Kräfte mit größeren Raumhöhen auf die Mauern oder Pfeiler abgeleitet werden. Ferner war die Wölbung über rechteckigen Grundrissen und nicht nur über quadratischen möglich. Die einzelnen Kreuzrippen wurden auf einer Schalung aufgebaut und mit dem Einsetzen des Schlusssteins kraftschlüssig. Damit war nicht nur ein geringerer Aufwand für Schalungen erforderlich, sondern die Gewölbekappen konnten zwischen den Kreuzrippen frei aufgemauert werden ohne eine komplette Verschalung wie bisher aus Holz zu erstellen. Die Gestaltung von Raumwölbungen wurde auf diesem Weg freier und weniger aufwändig als in der Romanik. Zwischen die Kreuzrippen wurden Mauersteine und Natursteine eingebaut. Mit der Konstruktion der Kreuzrippen war es ferner möglich den Schub, besonders im Scheitel, zu überwinden. Die Gewölbekappen, die in der Romanik nur radial gewölbt und an den quadratischen Grundriss gebunden waren, konnten nunmehr mit unterschiedlicher Stützweite gebaut werden, während die Rundbögen bei gleicher Scheitelhöhe die gleiche Stützweite haben mussten.

Dies war ein wesentlicher Vorteil zur Errichtung von gotischen Kirchenbauten, die vor allem mit dem Streben nach oben den himmlischen Höhen nahekommen wollten. Das Kreuzrippengewölbe entwickelte sich in der Gotik weiter zum Netzgewölbe und war die technische Voraussetzung dafür.

Literatur

  • Hans Köpf: Bildwörterbuch der Architektur, Körner Verlag Stuttgart, 3. Aufl. 1999, S. 289

Einzelnachweise

  1. Die Datierung der Speyerer Querhaus-Gewölbe ist umstritten; hielt man sie bisher für nach 1159 entstanden, so plädiert Dethard von Winterfeld für eine Entstehung um 1100. Die übrigen Teile des Doms wurden jedoch nicht mit Kreuzippen eingewölbt (Dethard v. Winterfeld: Worms, Speyer, Mainz und der Beginn der Spätromanik am Oberrhein, in: K.Much (Hg.) Baukunst des Mittelalters in Europa. Festschrift Hans Erich Kubach zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1988, S. 213-250. Dethard v. Winterfeld: Die Kaiserdome Speyer, Mainz, Worms und ihr romanisches Umfeld. Zodiaque-Echter, Würzburg 1993, S. 88.

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