Kürt Teavün ve Terakki Cemiyeti

Kürt Teavün ve Terakki Cemiyeti

Die Kürt Teavün ve Terakki Cemiyeti (türkisch für Kurdisches Komitee für gegenseitige Hilfe und Fortschritt, kurdisch: Cemiyeta Teawun û Teraqiya Kurd) war die erste ihrem Selbstverständnis nach explizit kurdische politische Organisation [1] im Osmanischen Reich.

Sie wurde am 19. September 1908 in Istanbul von hochgestellten Persönlichkeiten der kurdischen Gesellschaft, darunter Seyyit Abdülkadir, Emin Ali Bedirxan, Mehmet Şükrü Sekban und Ismail Paschazade Müsir Ahmet Pascha gegründet. Die politische Ausrichtung war konservativ und pro-osmanisch, die Organisation verfolgte keine kurdisch-nationalistischen Ziele, sondern wollte "Einheit und Harmonie unter den verfeindeten Stämmen in Kurdistan [herstellen]" und der kurdischen Bevölkerung Verfassungs- und Herrschaftssystem des osmanischen Reiches näherbringen[2]. Des Weiteren widmete sie sich der Förderung der Bildung unter den Kurden, zum Beispiel durch die Gründung einer kurdischen Schule, und gab sie eine Zeitschrift namens Kürt Teavün ve Terakki Gazetesi heraus. Die erste Ausgabe erschien am 5. Dezember 1908. Der verantwortlicher Herausgeber war Pîremêrd. In der Zeitung schrieben Leute wie Said Nursi, Abdullah Cevdet und auch Süleyman Nazif.

Das Bild der Gruppierung in der historischen Fachliteratur, wo sie häufig unter dem falschen Namen Kürdistan Taali ve Terakki Cemiyeti (Komitee für den Aufstieg und Fortschritt Kurdistans) erscheint, weicht teilweise deutlich von den in den Dokumenten des Komitees belegbaren Zielsetzungen ab. Diese Darstellung geht auf Sureya Bedirxan, den Sohn des Mitbegründers Emin Ali Bedirxan, zurück, der im Gegensatz zu seinem Vater kurdisch-nationalistische Ziele verfolgte und entsprechend auch der ersten kurdischen Organisation solche Bestrebungen unterstellte. [3] Die Kürt Teavün ve Terakki Cemiyeti vertrat ein ausgesprochen elitär-aristokratisches Politikverständnis. Sie sah die Bevölkerung als eine Art Schafherde, die der Führung durch Adlige bedürfte.

Der größte Erfolg des Komitees war die Einrichtung zweier Kommissionen durch die Regierung, die zur Kontrolle der örtlichen Verwaltung nach Ostanatolien entsandt wurden. Im Gegensatz dazu gelang es nicht, in nennenswertem Ausmaß eine Anhängerschaft unter der kurdischen Landbevölkerung zu gewinnen, der Einfluss der KTTC blieb auf Arbeitsmigranten in Istanbul begrenzt.

Einzelnachweise

  1. Günter Behrendt: Nationalismus in Kurdistan - Vorgeschichte, Entstehungsbedingungen und erste Manifestationen bis 1925. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1993, S. 268
  2. Günter Behrendt S. 271
  3. Günter Behrendt S. 269f.

Literatur

  • Günter Behrendt: Nationalismus in Kurdistan - Vorgeschichte, Entstehungsbedingungen und erste Manifestationen bis 1925. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1993

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kürt Teali Cemiyeti — Die Kürdistan Teali Cemiyeti (dt. „Gesellschaft für den Aufstieg Kurdistans“) war eine kurdische Organisation die die Schaffung eines kurdischen Staates im Osten der heutigen Türkei zum Ziel hatte. Sie wird auch Kürt Teali Cemiyeti genannt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kürdistan Teali Cemiyeti — Die Kürdistan Teali Cemiyeti (dt. „Gesellschaft für den Aufstieg Kurdistans“) war eine kurdische Organisation, die die Schaffung eines kurdischen Staates im Osten der heutigen Türkei zum Ziel hatte. Sie wird auch Kürt Teali Cemiyeti genannt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Aufschwungvereinigung Kurdistan — Die Kürdistan Teali Cemiyeti (dt. „Gesellschaft für den Aufstieg Kurdistans“) war eine kurdische Organisation die die Schaffung eines kurdischen Staates im Osten der heutigen Türkei zum Ziel hatte. Sie wird auch Kürt Teali Cemiyeti genannt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Abdülkadir — Seyit Abdülkadir oder Seyyit Abdülkadir Efendi (* 1851 in Şemdinli; † 27. Mai 1925 in Bitlis) war ein kurdischer Politiker. Er wurde im Zuge des Scheich Said Aufstandes erhängt. Er war ein Naqschbandischeich und Sohn Scheich Ubeydallahs.… …   Deutsch Wikipedia

  • Mehmet Şükrü Sekban — manchmal auch Şükrü Mehmet Sekban (* 1881 in Ergani; † 1960 in Istanbul) war ein kurdischer Gelehrter und Politiker aus der Türkei. Sekban war Protagonist der kurdischen Nationalbewegung und wurde später zum Fürsprecher einer Assimilation der… …   Deutsch Wikipedia

  • Abdullah Cevdet — Karlıdağ (* 9. September 1869 in Arapgir; † 29. November 1932 in Istanbul) war ein osmanischer Intellektueller kurdischer Herkunft und Arzt. Er war auch Poet, Übersetzer, radikaler Freidenker und ein Ideologe der Jungtürken, die die… …   Deutsch Wikipedia

  • Seyyit Abdülkadir — Seyit Abdülkadir oder Seyyit Abdülkadir Efendi (* 1851 in Şemdinli; † 27. Mai 1925 in Bitlis) war ein Osmanisch kurdischer Politiker. Er wurde im Zuge des Scheich Said Aufstandes 1925 erhängt. Seyyit Abdülkadir war ein Naqschbandischeich und Sohn …   Deutsch Wikipedia

  • Emin Ali Bedirxan — auch Mehmet Emin Ali Bedirxan (Kurdisch: Emîn Elî Bedirxan; * 1851 auf Kreta/Osmanisches Reich; † 1926 in Ägypten) war ein kurdischer Aktivist, Politiker und Jurist. Emin Ali stammt aus der Adelsfamilie der Bedirxans, die als Vasallen des… …   Deutsch Wikipedia

  • Malmîsanij — mit bürgerlichen Namen Mehmet Tayfun (* 1952 in Diyarbakır) ist ein Zaza Schriftsteller und Autor, der sich als Kurde betrachtet. Er besuchte die Universität Ankara und wurde wegen politischer Aktivitäten zwischen den Jahren 1975 und 1981 dreimal …   Deutsch Wikipedia

  • Said Nursi — (bis Mitte der 1920er auch Said i Kürdi; * ca 1876[1] im Dorf Nurs (heute Kepirli) in der Provinz Bitlis; † 23. März 1960 in Şanlıurfa) war ein religiöser Führer kurdischen Ursprungs in der letzten Phase des Osmanischen Reiches und der Republik… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”