Lactotropes Hormon

Lactotropes Hormon
Prolaktin

Prolaktin

Bänderdarstellung nach PDB 1N9D
Vorhandene Strukturdaten: 1n9d, 1rw5, 2q98, 3d48
Größe 199 AS; 22,9 kDa
Bezeichner
Gen-Name PRL
Externe IDs OMIM176760 UniProtP01236
Vorkommen
Homologie-Familie Prolaktin
Übergeordnetes Taxon Wirbeltiere

Prolaktin (PRL) auch laktotropes Hormon (LTH) oder Laktotropin genannt, ist ein Hormon, das in den laktotropen Zellen (azidophil, ca. 20 % der Adenohypophyse) im Hypophysenvorderlappen gebildet wird und vor allem für das Wachstum der Brustdrüse im Verlauf der Schwangerschaft und für die Milchsekretion (Laktation) während der Stillzeit verantwortlich ist. Bei der Hündin ist Prolaktin in der zweiten Hälfte des Zyklus (auch in der Trächtigkeit) für den Erhalt des Gelbkörpers zuständig.

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Kalottenmodell des Prolaktin aus NMR-Strukturdaten.[1]

Die Primärstruktur des humanen Prolaktin besteht aus 199 Aminosäuren mit einer Molekülmasse von 22892 Dalton.[2] Die Tertiärstruktur des Polypeptids wird durch drei Disulfidbrücken bestimmt. Es besteht eine strukturelle Ähnlichkeit zu Somatotropin.

Der Genlocus befindet sich auf dem Chromosom 6.

Funktion

Dieses Hormon stimuliert das Wachstum während der Schwangerschaft und führt zur Milchproduktion (Laktation) im Verlauf der Stillzeit bei Säugetieren. Prolaktin unterdrückt auch den Follikelsprung (Eisprung). Beim Menschen ist diese erst seit den 1990er Jahren genauer erforschte schwangerschaftsverhütende Wirkung abhängig von Dauer und Häufigkeit des Stillens.

Das bei einem durch sexuelle Aktivät hervorgerufenen Orgasmus bei Mann und Frau intern ausgeschüttete Prolaktin[3] hemmt anschließend die Wirkung von Dopamin, welche normalerweise in einer Erhöhung der sexuellen Erregung besteht. Durch diese derart verursachte Dopaminwirkungshemmung wird auch die nach einem Orgasmus in der Regel auftretende Refraktärphase verursacht. Die Höhe der Prolaktinausschüttung ist proportional zur nach dem Orgasmus empfundenen geschlechtlichen Befriedigung und Entspannung.[3]

Prolaktin löst bei allen bislang darauf untersuchten Säugetierarten sowie auch bei vielen anderen Wirbeltieren Brutpflegeverhalten aus, und zwar sowohl bei Weibchen als auch bei Männchen, wenn sie an der Brutpflege beteiligt sind. Auch beim Menschen ist ein Anstieg des Prolaktin-Spiegels beim Mann kurz vor der Geburt festzustellen, allerdings deutlich niedriger als bei den Müttern.

Bei dem europäischen Aal (Anguilla anguilla) wird durch das Prolaktin eine Umstellung des Kiemenepithels reguliert. Dadurch passt sich der Aal den unterschiedlichen osmotischen Umgebungen des Meerwassers bzw. Süßwassers während seiner katadromen Wanderung an (siehe auch Handlungsbereitschaft).

Produktion

Die Ausschüttung von Prolaktin wird durch Botenstoffe aus dem Hypothalamus geregelt und erfolgt in einem zirkadianen d.h. Tag-Nacht-Rhythmus. Das Prolaktin-Releasing-Hormon (PRH) fördert die Ausschüttung, Prolaktin-Releasing-Inhibiting-Hormon (PRIH) = Dopamin hemmt sie. Frühmorgens sinkt der Prolaktinwert ab, nachts steigt er an.

Überproduktion

Ein erhöhter Wert von Prolaktin führt häufig zum Ausbleiben des Eisprunges und Ausbleiben der Menstruation bei der Frau. Bei Störungen des weiblichen Zyklus oder Milchfluss beim Mann oder einer Frau, die nicht stillt, sollte der Prolaktinwert bestimmt werden. Auch vor jeder Operation eines Tumors der Hypophyse wird der Prolaktinwert bestimmt, um zu ermitteln, ob es sich um ein Prolaktinom handelt. Bei Prolaktinomen zeigt eine medikamentöse Therapie oft Erfolg und eine Operation ist überflüssig.

Ein andauernd erhöhter Prolaktinwert deutet auf verschiedene Störungen und Krankheiten hin. Man bezeichnet ihn als Hyperprolaktinämie

  • Normalwert: 2–25 ng/ml
  • Graubereich: 25–200 ng/ml
  • eindeutig pathologisch: > 200 ng/ml

Ein Prolaktinwert im Graubereich (25–200 ng/ml) wird festgestellt während der Stillphase, bei Schilddrüsenunterfunktion, bei der Einnahme unterschiedlicher Medikamente (insbesondere von Neuroleptika wie Amisulprid und Risperidon beziehungsweise Drogen wie Cannabis), bei neurogenen (z. B. sicher erhöht nach epileptischen Anfällen) und psychiatrischen Störungen, Reizung von Thoraxnerven, z.B. bei Herpes zoster, Endometriose, akuten und chronischen physischen und psychischen Stresssituationen, in der Schwangerschaft, nach einem Orgasmus, nach intensiven Manipulationen der Brust, nach eiweißreicher Nahrung und bei hohem Bierkonsum. Bei einem Wert, der 200 ng/ml übersteigt, ist vom Vorliegen eines Tumors der Hypophyse (Prolaktinom) auszugehen. Ein Prolaktinom kann zu sekundärem Hypogonadismus führen, da hohe Prolaktinspiegel die pulsierende Sekretion der Geschlechtshormone LH und FSH stören.

Man vermutet beim Mann, dass ein andauernd außergewöhnlich hoher Prolaktinspiegel im Blut für Erektile Dysfunktion (Impotenz) und Libidoverlust verantwortlich ist.

Im Rahmen der Brustkrebsbehandlung ist ein niedriger Prolaktinspiegel wünschenswert, da Prolaktin das Tumorwachstum fördern kann.

Einzelnachweise

  1. PDB 1n9d
  2. UniProt P01236
  3. a b NewScientist: Sex with a partner is 400 % better., 22 February 2006.

Weblinks


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