Landschaftspark Duisburg-Nord

Landschaftspark Duisburg-Nord
Panoramablick über die wichtigsten Elemente des Landschaftsparks Duisburg-Nord: der Hochofen 2, das hervorragende Krokodil und der Hochofen 5 (v.l.n.r.), die Absetzbecken im Vordergrund
Kraftzentrale und heutige Veranstaltungshalle mit Bildinstallationen von Bernd und Hilla Becher
Luftaufnahme des stillgelegten Hüttenwerkes
Hochofenanlagen 1 und 2 des stillgelegten Werkes vom Hochofen 5 aus gesehen
Das „Krokodil“ mit Lichtinstallationen von Jonathan Park
Windrad im LaPaDu beim Sonnenuntergang
Bunkergärten
Klettergarten in den Möllerbunkern
Promenade entlang der Alten Emscher, die den Landschaftspark durchzieht

Der Landschaftspark Duisburg-Nord (auch kurz LaPaDu, im Volksmund „Landi“) ist ein etwa 200 Hektar großer Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich, das im Rahmen der IBA (Internationale Bauausstellung Emscher Park) entstand. Der Landschaftspark ist einer der Ankerpunkte der Europäischen Route der Industriekultur sowie der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das frühere Werk wurde 1901 von der damaligen „Rheinische Stahlwerke zu Meiderich bei Ruhrort“, später eine Tochter der Thyssen-Gruppe, gegründet. Die insgesamt fünf Hochöfen produzierten in ihren 84 Jahren 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen – in der Regel als Vorprodukt für die Weiterverarbeitung in den Thyssen’schen Stahlwerken.

Die Hochöfen 3 und 4 wurden bereits 1968 bzw. 1970 abgerissen. Die Hochöfen 1 und 2 wurden 1982 stillgelegt, so dass nur noch der erst 1973 erbaute Hochofen 5 in Betrieb blieb. 1985 wurde dieser nach gerade mal zwölf Jahren Betriebszeit aufgrund von Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt ebenfalls stillgelegt. Thyssen verlagerte die Stahlproduktion in die umliegenden, wesentlich größeren und moderner ausgerüsteten Hauptproduktionsflächen am Rhein (Werksteile Bruckhausen und Schwelgern, heute Teil von ThyssenKrupp Steel).

In der Folgezeit wurde das alte Gelände zwischen Hamborn und Meiderich mit allen Gebäuden und den verbliebenen drei Hochöfen Projekt der Internationalen Bauausstellung „Emscher Park“ und für einen internationalen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den die Landschaftsarchitekten Peter Latz + Partner gewannen. Seit 1988 unterstützt auch der Verein Interessengemeinschaft Nordpark Duisburg die Pläne einer Umsetzung. Von 1990 bis 1999 wurden die Hallen, Gebäude und das Außengelände nach den Plänen der Architekten umgestaltet und so umnutzbar gemacht, dass der Park in Fachkreisen heute zu den wichtigsten Projekten der Landschaftsarchitektur der Jahrtausendwende zählt. 1994 wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er bildet nun einen Ankerpunkt auf der Route der Industriekultur und ist in die Europäische Route der Industriekultur integriert.

Vergleichbare, museale, jedoch deutlich kleinere Hochofen-Ensemble finden sich in Hattingen mit der früheren Henrichshütte, ebenfalls zuletzt ein Betrieb der Thyssen AG, und in Dortmund-Hörde mit den verbliebenen zwei Hochöfen der Hoesch AG auf Phoenix-West.

Umnutzung

Seitdem das Hüttenwerk 1994 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, nutzen Besucher, Wanderer, Fahrradfahrer, Sportvereine, Veranstalter und Interessengemeinschaften den Park für ihre Zwecke. Die Duisburg Marketing GmbH, eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt Duisburg, steuert bis heute die weitere Entwicklung des Projektes Landschaftspark Duisburg-Nord.

  • Taucher entwickelten in dem mit 20.000 Kubikmeter Wasser gefüllten Gasometer, der bis 1920 auf der Bochumer Zeche Prinz Regent in Betrieb gewesen war[1], ein Trainingszentrum, das aufgrund seiner vielseitigen Unterwasserlandschaft von Hobbytauchern sowie Polizei und Feuerwehr genutzt wird.
  • Der Deutsche Alpenverein errichtete in einem Teil der Erzbunkeranlage einen alpinen Klettergarten mit rund 400 Routen vom Schwierigkeitsgrad 2 bis 9 und in der Gießhalle von Hochofen 2 gibt es einen Höhenkletterparcours.
  • Der ehemalige Hochofen 5 wurde bis zur Spitze begehbar gemacht. In einer Höhe von ca. 70 m hat man eine sehr gute Aussicht über die Stadt Duisburg bis in die benachbarten Städte hinein. Bei gutem Wetter ist der Düsseldorfer Fernsehturm zu sehen.
  • Die ehemalige Kraftzentrale, die Gießhalle und der Gebläsehallenkomplex wurden im Rahmen der Entwicklung des Landschaftsparks saniert und zu multifunktionalen Veranstaltungsorten umgebaut. So erhielt die Gießhalle – die Abstichhalle des Hochofens 1 – eine Tribüne und ein Dach, hier findet im Sommer Open-Air-Kino statt. Das Dampfgebläsehaus wurde zu einem Schauspielhaus mit 500 Plätzen umgebaut. Im August 2010 fand in der ehemaligen Kraftzentrale die Rekonstruktion der Uraufführung von Gustavs Mahlers 8. Sinfonie (Sinfonie der Tausend) mit über eintausend Chorsängern und Musikern vieler Ruhrgebietsorchester statt.[2] Ebenso wurde vom englischen Tänzer Akram Khan die deutsche Erstaufführung der Gruppenchoreografie Vertical Road inszeniert.[3]
  • Nachts sind die Industrieanlagen durch eine farbige Beleuchtung von Jonathan Park in Szene gesetzt.
  • Es gibt Führungen für Kinder und Erwachsene bei Tag und Nacht. Hierzu ist eine Anmeldung im Besucherzentrum erforderlich. Gruppen können unter etwa zehn verschiedenen Führungen und Spielen wählen. Dem Besucherzentrum ist eine Fahrradvermietung angegliedert; weitere Radstationen finden sich entlang der Route der Industriekultur. Das Besucherzentrum bietet auch nähere Informationen zur Route der Industriekultur sowie Bücher, Postkarten und Mitbringsel zum Thema Ruhrgebiet.
  • In der ersten Etage des Magazin-Gebäudes wurde eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hüttenwerks eingerichtet.
  • Eine weitere Landmarke des Landschaftsparks – neben den drei Schloten – ist das Windrad, welches auch noch aus großer Entfernung zu sehen ist. Es ist über ein Getriebe mit einer Wasserpumpe verbunden und fördert über eine Schnecke das Wasser der Alten Emscher für die Bunkergärten. Durch die Sauerstoffanreicherung wird gleichzeitig die biologische Qualität des Wasserlaufs verbessert.
  • Während der jährlich stattfindenden Extraschicht ist der Landschaftspark einer der zentralen Spielorte.

Literatur

  • Angela Schwarz (Herausgeberin): Vom Industriebetrieb zum Landschaftspark. Klartext-Verlag, 2001, ISBN 3-88474-967-6
  • Wilfried Hoppe, Stefan Kronsbein: Landschaftspark Duisburg-Nord. Mercator-Verlag, 1999, ISBN 3-87463-280-6
  • Peter Latz: Über die Idee, Zeit sichtbar zu machen – The idea of making time visible. In: Topos 33, 12/2000
  • Udo Weilacher: Kletterer am Monte Tyssino. Landschaftspark Duisburg-Nord. In: Udo Weilacher: In Gärten. Profile aktueller europäischer Landschaftsarchitektur. Basel Berlin Boston 2005, S.70 ff., ISBN 3-7643-7084-X
  • Udo Weilacher: Syntax der Landschaft. Die Landschaftsarchitektur von Peter Latz und Partner. Basel Berlin Boston 2007, ISBN 978-3-7643-7614-7
  • Udo Weilacher: Learning from Duisburg-Nord in: Topos. The international review of landscape architecture and urban design. 69/2009. Reuse. Callwey Verlag München. S. 94–97
  • Technische Universität München, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und industrielle Landschaft LAI (Hrsg.): Learning from Duisburg Nord. München 2009, ISBN 978-3-941370-07-4
  • Ralf Winkels & Günter Zieling: Landschaftspark Duisburg-Nord – Vom Eisenkochtopf zum Erlebnispark. Duisburg 2009. ISBN 978-3-87463-447-2

Einzelnachweise

  1. Rheinische Industriekultur e. V.: Walter Buschmann: AG Hüttenbetriebe Meiderich
  2. FAZ vom14. September 2010, Seite 35
  3. FAZ vom 8. Oktober 2010, Seite 34

Weblinks

 Commons: Landschaftspark Duisburg-Nord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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