Leopold VI. von Österreich

Leopold VI. von Österreich
Herzog Leopold VI. (der Glorreiche). Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg.
Herzogin Theodora, Gemahlin Leopolds VI., Enkelin des byzantinischen Kaisers Isaak Angelos II. (Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg)

Leopold VI., der Glorreiche (* 1176; † 28. Juli 1230 in San Germano) stammte aus dem Geschlecht der Babenberger. Er war Herzog von Österreich 1198-1230 und der Steiermark 1194-1230.

Leopold war der jüngere Sohn des Herzogs Leopold V. Entgegen den Bestimmungen der Georgenberger Handfeste wurde nach dem Tod Leopolds V. die Herrschaft geteilt: Leopolds älterer Bruder Friedrich I. erhielt Österreich (im heutigen Sprachgebrauch Nieder- und Oberösterreich), während Leopold selbst die Steiermark übernahm. Die beiden Herzogtümer wurden wiedervereinigt, als Friedrich nach nur vier Jahren überraschend starb.

Leopold VI. nahm an zwei Kreuzzügen teil (1212 am Albigenserkreuzzug und 1217-1219 am Kreuzzug von Damiette). Er erhob gegenüber Richard Löwenherz Ansprüche auf Zypern (wegen seiner Verwandtschaft mütterlicherseits mit Isaak Komnenos, dem letzten griechischen Herrscher der Insel). Diese konnte er aber nicht durchsetzen, da Richard Zypern inzwischen an Guido von Lusignan verkauft hatte.

Leopold versuchte ebenso wie seine Vorgänger, durch die Gründung neuer Klöster das Land zu erschließen. Seine bekannteste Gründung ist Lilienfeld im niederösterreichischen Tal der Traisen, wo er auch begraben liegt. Daneben begünstigte er aber auch die damals hochmodernen Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner). In dieselbe Richtung geht die Gründung neuer Städte (zB. Freistadt nach 1220) und die Verleihung von Stadtrechten (1212 Enns, 1221 Wien, das unter ihm auch eine bedeutende Erweiterung erfuhr und seine Fläche mehr als verdoppelte).

Unter Leopold begannen die ersten Einflüsse der Gotik Österreich zu erreichen - die Capella Speciosa in seiner zeitweiligen Residenz Klosterneuburg gilt als erstes gotisch beeinflusstes Bauwerk im Donauraum - nach deren Abbruch 1799 wurden Teile davon für die Kapelle der Franzensburg im Schlosspark von Laxenburg verwendet.

Unter ihm erreichte das babenbergische Österreich den Zenit seines Ansehens, seine Ehe mit der byzantinischen Prinzessin Theodora Angeloi gibt davon Zeugnis, ebenso wie sein Vermittlungsversuch zwischen dem Kaiser Friedrich II. und dem Papst, während dem er 1230 in Italien starb.

Leopold VI. hatte sieben Kinder, unter anderen die Töchter Margarethe von Babenberg, Gertrud von Babenberg und Constantia von Österreich. Sein einziger Sohn war aber Friedrich II., der auch seine Nachfolge antrat.

Bekannt ist sein Hof als Zentrum des Minnesangs, hier wirkten unter anderem Walther von der Vogelweide, Neidhart von Reuental und Ulrich von Liechtenstein. Auch das Nibelungenlied wurde möglicherweise hier geschrieben.

Unter Herzog Leopold VI. fand die Ketzerverfolgung um 1210 Einzug in Österreich. In einem Briefwechsel (1207) mit Papst Innozenz III., in dem er die Einrichtung eines zweiten Bistums neben Passau fordert, führt er vor allem die Pest ketzerischer Verderbtheit an, die sich in dem großen Bistum schnell ausbreiten könne. Das Bistum Passau umfasste zur damaligen Zeit etwa 42.000 km² und war damit das größte im Heiligen Römischen Reich. Leopolds Plan, der vor allem darauf ausgerichtet war, ein Gleichgewicht zum Passauer Bischof zu schaffen schlug allerdings fehl. Im weiteren Verlauf kommt es dann im Jahre 1210 aber zur ersten belegten Ketzerverfolgung in Österreich. Diese wird sowohl in den Annalen von Klosterneuburg, als auch im "Wälschen Gast" des Thomasin von Zerclaere erwähnt.

Denkmäler

Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich I. Herzog von Österreich
1198–1230
Friedrich II.
Leopold V. Herzog der Steiermark
1194–1230

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