Ludwig von der Tann-Rathsamhausen

Ludwig von der Tann-Rathsamhausen
Ludwig Freiherr von der Tann, ca. 1860
General von der Tann

Ludwig Samson Heinrich Arthur Freiherr von und zu der Tann, seit 1868 Tann-Rathsamhausen (* 18. Juni 1815 in Darmstadt; † 26. April 1881 in Meran, Südtirol) war königlich bayerischer General der Infanterie.

Die bayerische Namen- und Wappenvereinigung mit dem der Freiherren von Rathsamhausen zu von und zu der Tann-Rathsamhausen erfolgte für ihn und seine Brüder, die königlich bayerischen Generalmajore Hugo und Rudolph, am 21. Mai 1868 in Berg. Dasselbe gilt für deren Cousins, die Brüder Otto und Arthur. Die Familie nennt sich heute schlicht „von der Tann“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von und zu der Tann war der Sohn des 1848 verstorbenen bayerischen Kämmerers Heinrich Friedrich Freiherr von und zu der Tann und Sophie Freiin von Rathsamhausen, der letzten ihrer elsässischen Familie. König Ludwig I. von Bayern war sein Taufpate. Mit vierzehn Jahren trat er in die „Pagerie“ Kadettenschule ein. Am 1. August 1833 begann er als Junker in der Bayerischen Armee (1. Artillerieregiment) seine Karriere und wurde dort bereits am 26. Oktober 1833 zum Unterleutnant befördert. Am 20. Januar 1840, inzwischen zum Oberleutnant befördert, wurde er in den Generalquartierstab versetzt. Am 11. Oktober 1844 erfolge die Ernennung zum Hauptmann 1. Klasse und Adjutant des Kronprinzen Maximilian, mit dem ihn eine lange und innige Freundschaft bis zum Tod des Prinzen 1864 verband. Im Jahr 1844 hatte er ein Duell mit einem Studenten wegen einer Frau. Obwohl bereits damals Duelle verboten waren, schadete ihm dieses in seiner weiteren Karriere nicht.

Er war zwischen 1833 und 1844 mehrfach auf militärischen Reisen. Diese führten in zu österreichischen Manövern nach Italien, preußischen an den Rhein und nach Ostpreußen sowie zum französischen Feldzug in Algerien 1843.

1848 ging er als Major bei Ausbruch des Schleswig-Holsteinischen Kriegs gegen Dänemark nach Schleswig-Holstein. Dort konnte er als Kommandeur eines Freischar-Korps, bestehend aus Freiwilligen aus Hamburg, Magdeburg und Kiel, diese Einheit in kurzer Zeit zu einem einsatzfähigen Verband machen. Er tat sich bei Altenhof (bei Eckernförde) (21. April 1848) und Hoptrup militärisch hervor. 1849 wurde er Chef des Stabes der unter dem Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg stehenden Division und trat im Juli 1850 als Oberst und Stabschef des Generals Karl Wilhelm Freiherr von Willisen (1790–1879) in die schleswig-holsteinische Armee, mit der er bei Idstedt, Missunde und bei der vergeblichen Belagerung und versuchten Erstürmung von Friedrichstadt kämpfte.

Nach seiner Rückkehr nach Bayern wurde er Adjutant des Königs Maximilian II., am 31. März 1855 Generalmajor, am 1. Januar 1860 Generaladjutant des Königs und am 25. Februar 1861 Generalleutnant und Generalkommandant in Augsburg, dann in München. 1864 war er als Generaladjutant Beobachter beim Sturm auf die Düppeler Schanzen.

Am 21. Mai 1866 wurde er zum Generalstabschef des Prinzen Karl von Bayern, des Oberbefehlshabers der süddeutschen Kontingente, ernannt. Bei Ausbruch des Deutschen Krieges schloss er mit dem österreichischen Oberfeldherrn eine Konvention über die gemeinsamen Kriegsoperationen. Er stand dem Krieg aus verschiedenen Gründen ablehnend gegenüber, zum einen weil er die Stärken und Schwächen der einzelnen Armeen genau kannte, zum anderen weil er diesen „Bruderkrieg“ grundsätzlich ablehnte. Der glücklose Verlauf der bayerischen Kriegsbeteiligung im Juli 1866 wurde von der ultramontanen Presse besonders von der Tann angelastet. Er wehrte sich gegen diese Angriffen schließlich durch eine Klage gegen den „Volksboten“.[2]

Am 28. April 1867 wurde von der Tann zum Inhaber des 11. Infanterie-Regiments ernannt. Von der Tann blieb Generaladjutant des Königs und Divisions-Kommandeur und wurde am 8. Januar 1869 zum General der Infanterie und Kommandierenden General des I. Königlich Bayerischen Armeekorps befördert. An dessen Spitze kämpfte er 1870 mit Auszeichnung in der Schlacht bei Wörth, dem Beaumont und der Schlacht von Sedan, in der er den Angriff auf den Ort Bazeilles leitete. Für seine umsichtige und energische Kommandoführung erhielt er das Kommandeurkreuz des Militär-Max-Joseph-Orden. Nach der Schlacht blieb sein Korps vorläufig bei Sedan stehen, um den Abtransport der Gefangenen und der umfangreichen Kriegsbeute sicherzustellen.

Anfang Oktober 1870 erhielt er den Oberbefehl über eine Armeeabteilung, die aus seinem Korps, der 22. preußischen Infanterie- sowie der 1. und 4. Kavalleriedivision gebildet worden war, wobei die 1. Kavalleriedivision eigenständig und räumlich abgesetzt operierte und nicht mit in seine Kämpfe selbst eingreifen konnte. Diese Abteilung siegte am 10. Oktober 1870 im Gefecht bei Artenay bei Orléans und besetzte die Stadt, wofür er am 22. Dezember 1870 mit dem Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Orden ausgezeichnet wurde. Am 9. November musste er sich vor der französischen Übermacht nach der Schlacht bei Coulmiers im Arrondissement Orléans nach Norden zurückziehen. Er kämpfte vom 2. bis 10. Dezember unter dem Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin in mehreren blutigen Gefechten bei Orléans. Bei der Schlacht bei Loigny und Poupry wurde er selbst am Bein verwundet, konnte aber seine Stellung halten. Nachdem sein Korps sich zwei Monate lang fast ohne Unterbrechung im Einsatz befand kehrte er Ende Dezember 1870 zur Zernierungsarmee vor Paris zurück. Alleine im Dezember lag der Verlust bei 5.600 Mann.

Nach dem Sieg gegen Frankreich wurde er in seiner Heimat als Kriegsheld gefeiert und sowohl in Bayern als auch in Preußen hoch dekoriert. Er war Ritter des Johanniterordens und wurde am 22. August 1876 Großkanzler des Militär-Max-Josephs-Orden.

Ab Herbst 1880 von Atembeschwerden und Rheuma geplagt sollte er sich in milderem Klima aufhalten. Er begab sich deshalb am 20. April 1881 nach Südtirol und verstarb bereits am 26. April 1881 in Meran.

General von der Tann wurde in einem Arkadengrab des Alten Nordfriedhofs in München beigesetzt.

Ehrungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIV, Seite 316, Band 131 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2003, ISSN 0435-2408
  2. „Die bayrische Heerführung und der Chef des Generalstabs, Generalleutnant Freiherr v. d. T., vor den Geschworen etc.“, Kissingen 1866

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