Lüthorst

Lüthorst
Lüthorst
Stadt Dassel
Wappen von Lüthorst
Koordinaten: 51° 51′ N, 9° 43′ O51.8459722222229.7229444444444180Koordinaten: 51° 50′ 45″ N, 9° 43′ 23″ O
Höhe: 180 m ü. NN
Einwohner: 775 (2005)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 37586
Vorwahl: 05562

Lüthorst ist ein Dorf in Südniedersachsen im Landkreis Northeim, das seit 1974 ein Stadtteil der Stadt Dassel ist.

Inhaltsverzeichnis

Name

Lüthorst wurde bereits im 9. Jahrhundert als Luthardessen in den Corveyer Traditionen erwähnt. Der Ortsname formte sich im Laufe der Zeit zu Lüthorst um.

Geschichte

Die Ortsgründung erfolgte im Frühmittelalter an einer Wegkreuzung.[1] Der Ort lag im Suilbergau und wurde zum Stammsitz der Herren von Luthardessen. Im Mittelalter war er Sitz eines Gogerichts.[2] Gerichtsherren waren die Grafen von Dassel. Die Edelherren von Homburg verfügten über Lehensrechte in und um Lüthorst. Im Schatten dieser beiden Häuser bauten die Herren von Luthardessen bis in das 14. Jahrhundert Besitz in Lüthorst auf und waren in der Lage, 1295 das Kloster Amelungsborn zu beschenken[3] und 1316 der örtlichen Kirche zwei Glocken zu schenken. Nach dem Aussterben der Grafen von Dassel fiel der Ort unter die Herrschaft der Homburger. Der Hildesheimer Bischof Gerhard von Berg versuchte gegenzusteuern.[4] Sogar Papst Gregor XI. sah sich 1370 veranlasst, der Lüthorster Kirche Schutz zu versprechen, und beauftragte damit den Abt des Klosters Reinhausen, Heyso von Uslar.[5] Dennoch wurden die Herren von Luthardessen vertrieben. Im Erbgang fiel Lühorst wie die Burg Greene und andere Orte an die Welfen. Die nach der Vertreibung der Luthardesser im Ort verbliebenen Einwohner blieben landwirtschaftlich tätig, dienten nun anderen Lehnsherren, darunter Amelungsborn, und kamen erst mit den preußischen Agarreformen zu eigener Unabhängigkeit.

Wappen

Das Wappen ist eine neuzeitliche Überarbeitung des Wappens der Herren von Luthardessen. Die beiden Balken geben einen Hinweis auf ihre beiden Lehnsherren. Die Kugeln erinnern an wüst gefallene Nachbardörfer. Außerdem weist das Wappen auf die vorbeifließende Bewer hin.

Sehenswürdigkeiten

Kirche

mittelalterlicher Kirchturm

Nach dem Chronisten Johannes Letzner wurde bereits die erste Kapelle des Ortes nach Magnus von Füssen benannt. Dies ist der Schutzheilige gegen wilde Tiere[6], die damals unerwünscht waren. Um 1225 wurde sie vom Corveyer Abt zur Pfarrkirche erhoben. Die Herren von Luthardessen stifteten ihr 1316 zwei Glocken, wovon heute noch eine erhalten ist, die andere wurde 1942 eingeschmolzen. 1504 wurde der Chorteil der Kirche neu gebaut und von Bischof Johannes Laasphe geweiht.[7] Zwischen Chor und Turm befand sich das Beinhaus. 1728 wurde es abgerissen, und der neue Mittelteil der Kirche wurde 1732 fertiggestellt. Daher stammt das heutige Kirchengebäude aus 3 Bauphasen. Der Turm wird in das 10. Jahrhundert datiert, als er Teil einer Burganlage war. 1910 wurde er außen durch Buntsandsteinstützen verstärkt.

Gedenkstätten

Das Wilhelm-Busch-Zimmer wurde vom Heimatverein eingerichtet. Zudem gibt es einen Wilhelm-Busch-Gedenkstein.

Persönlichkeiten

In Lüthorst geboren

Bekannte, hier gebürtige Personen der Neuzeit sind Ludwig Adolf Petri und Adolf Just.

In Lüthorst gewirkt

Vom Chronisten Johannes Letzner, der berufen durch Abt Reiner von Bocholtz die Pfarrstelle in Lüthorst von 1583 bis 1589 innehatte, sind Aufzeichnungen aus dieser Region vorhanden. In Dassel ist ein Nachdruck seiner Zusammenstellung Dasselische und Einbeckische Chronica im Museum Grafschaft Dassel ausgestellt.

Der Dichter und Maler Wilhelm Busch hatte in Lüthorst seine zweite Heimat. Er lebte 1846–47 hier bei seinem Onkel, dem Pastor Georg Kleine. In Lüthorst schuf Busch einige Werke, die zum Teil im Wilhelm-Busch-Zimmer zu besichtigen sind.

Kultur und Freizeit

Der Verein mit der höchsten Mitgliederzahl ist der TSV Germania Lüthorst von 1903, der über mehrere Sparten verfügt, darunter Fußball, Tischtennis, Aerobic, Walking, Männerturnen, Kinderturnen und den Spielmannszug. Die Schützen des Ortes teilen sich das Sportheim zusammen mit dem Sportverein und dem Wilhelm-Busch-Zimmer. Weitere Vereine sind der Taubenzuchtverein und die Reitergemeinschaft Lüthorst.

In Lüthorst befand sich bis 2005 in einem Vorgarten eine Sammlung von Gartenzwergen. Hierzu gehörte der weltweit schwerste Gartenzwerg mit etwa 95 kg, der einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde erhielt.

Lüthorst verfügt über einen Kindergarten.

Rund um Lüthorst gibt es Wandermöglichkeiten in den Amtsbergen und dem Elfas.

Literatur

Berthold Rohmeyer, Geschichte von Lüthorst und Portenhagen, 1970

Einzelnachweise

  1. Albert Herbst: Die alten Heer- und Handelsstrassen Südhannovers und angrenzender Gebiete, 1926, S. 73
  2. Götz Landwehr: Die althannoverschen Landgerichte, 1964, S. 153
  3. Julius Ficker, Paul Puntchart: Vom Reichsfürstenstande: Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung zunächst im XII. und XIII. Jahrhundert, Volume 2, Part 3, 1984, S. 327
  4. H.Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Sechster Theil, 1867, S. 81, Nr. 71
  5. Urkundenbuch des Klosters Reinhausen, Volume 37, Part 14, 1991, S. 122
  6. Christian Rohr: Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum: Naturerfahrung im Spätmittelalter, S. 509
  7. Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde Band 6, 1865, S. 84

Weblinks


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