Machnig

Machnig

Matthias Machnig (* 15. April 1960 in Wimbern) ist ein deutscher Politiker (SPD).

Er ist seit 2005 Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, war von 1998 bis 1999 Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie von 1999 bis 2002 Bundesgeschäftsführer der SPD.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1979 am Walram-Gymnasium in Menden (Sauerland) studierte Machnig Soziologie, Geschichte, Anglistik und Erziehungswissenschaften in Wuppertal und Münster. Von 1989 bis 1991 war er wissenschaftlicher Referent des damaligen Ausschussvorsitzenden für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag, Wolf-Michael Catenhusen (SPD). Anschließend war er Referent der SPD-Bundestagsfraktion für mittel- und langfristige Aufgabenplanung. 1992 wechselte er als Leiter des Ministerbüros in das von Franz Müntefering geleitete Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Nachdem Müntefering 1995 Bundesgeschäftsführer der SPD geworden war, folgte ihm Machnig in die SPD-Parteizentrale und übernahm auch hier die Leitung von Münteferings Büro. Daneben war er Leiter des Vorstandssekretariats und Koordinator der SPD-Wahlkampfzentrale „Kampa“. Damit war Machnig auch verantwortlich für die erfolgreichen Kampagnen zur Bundestagswahl 1998 und 2002 sowie zur Landtagswahl 2000 in Nordrhein-Westfalen. Seither galt er als „Maschinist der Macht“ (Süddeutsche Zeitung, 13. März 2002), als „der Stimmenjäger“ (ZEIT, 14. Februar 2002) und auch als der „Prinz der Dunkelheit“, der „ohne demokratische Legitimation hinter den Kulissen“ die „Strippen“ zieht: „Machnig ist nie von einem Gremium gewählt worden, er wurde erwählt, von Franz Müntefering, dem Bundesgeschäftsführer, der ihn nach Bonn geholt hat.“ (DIE ZEIT 1998/37).

Ende 2002 trat Machnig als Kommunikationsberater in die BBDO Consulting GmbH ein. Im Januar 2004 wechselte er in die Geschäftsleitung der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Ab April 2005 war er als selbständiger Unternehmensberater in Düsseldorf tätig.

Als beamteter Staatssekretär geriet Machnig in die Kritik wegen seiner Novellierung der Verpackungsverordnung: Mehr als ein Jahr hatten Experten vergeblich versucht, den Töpferschen Gedanken der Müll-Vermeidung einzubringen. Letztlich setzte sich Machnig gegen das Bundeswirtschaftsministerium durch, zum Nutzen des ehemaligen Monopolisten für Verpackungsmüll, der Grüner Punkt Duales System Deutschlands GmbH.

Herber Kritik sieht sich der Staatssekretär auch bei der Einführung von Dieselrußpartikelfiltern ausgesetzt. Machnig soll nach Recherchen der Deutsche Umwelthilfe (DUH) einen Abteilungsleiter angewiesen haben, ein Gutachten zurückzuhalten, das die Unwirksamkeit der Systeme eines Herstellers belegt. Mindestens 100.000 Kraftfahrzeugbesitzer seien damit betrogen worden, behauptet der Umwelt- und Verbraucherverband. Auf Geheiß des Landgerichtes Dessau musste das Gutachten Ende November 2007 veröffentlicht werden.

Mit einem „blauen Auge“ kam Machnig in der so genannten WM-Ticket-Affäre gegen Ex-EnBW-Chef Utz Claassen davon. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit den Freikarten an die sechs Mitglieder der baden-württembergischen Landesregierung wurden eingestellt, da sie „noch dem Bereich des Sponsoring zuzurechnen seien und nicht die Dienstausübung von Regierungsmitgliedern beeinträchtigten, so dass eine Unrechtsvereinbarung entfällt“. Das Verfahren gegen Machnig wurde dagegen nur gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 2.500 Euro eingestellt. In den Monaten nach der Einladung hatte der Umweltstaatssekretär wichtige Gespräche mit den großen Energiekonzernen zu führen, darunter die EnBW. Es ging um Emissionshandel, für die Unternehmen ein „Verteilungskampf“, wie Machnig einräumte. Utz Claassen wurde von dem Landgericht Karlsruhe zunächst von dem Vorwurf der Bestechung freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat aber Revision gegen den Freispruch eingelegt. Als beamteter Staatssekretär im BMU ist Machnig auch für Emissionshandel zuständig.

Partei

Matthias Machnig begann seine politische Karriere als Mitglied des Sozialistischen Hochschulbundes (SHB), der damals in enger Aktionseinheit mit dem DKP-nahen Marxistischen Studentenbund Spartakus agierte, und als Unterbezirksvorsitzender der Jungsozialisten, wo er auf dem linken sog. Stamokap-Flügel für die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien eintrat. Er arbeitete bei der Zeitschrift spw mit.

Als der neue SPD-Bundesvorsitzende Gerhard Schröder im Sommer 1999 die Struktur an der Parteispitze reformierte und die Funktion des Bundesgeschäftsführers dabei zu einer mehr administrativen Funktion heruntergestuft wurde, wurde Machnig zunächst stellvertretender SPD-Bundesgeschäftsführer. Auf Vorschlag seines Förderers Franz Müntefering wählte ihn der SPD-Vorstand dann im Dezember 1999 zum neuen Bundesgeschäftsführer.

Nach dem Wahlsieg der rot-grünen Koalition schied Machnig zum Jahresende 2002 aus dem Willy-Brandt-Haus aus, offiziell auf eigenen Wunsch, jedoch wurde in der Zeit zuvor, bereits während des Wahlkampfes, in den Medien auch mehrfach über ein Zerwürfnis von Machnig mit Bundeskanzler Schröder berichtet.

Öffentliche Ämter

In der am 27. Oktober 1998 vereidigten rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde er für kurze Zeit Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen unter seinem Förderer Franz Müntefering, schied aber schon im Frühjahr 1999 aus dem Amt.

Im Dezember 2005 wurde er, als Nachfolger von Rainer Baake, zum Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ernannt.

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