Mandrivalinux

Mandrivalinux
Mandriva Linux
Bildschirmfoto
Mandriva 2008.1 (Spring) Powerpack mit KDE
Mandriva 2009 One mit KDE 4
Basisdaten
Entwickler Mandriva
Version 2009.1
(29. April 2009)
Abstammung \ GNU/Linux
  \ SLS
    \ Slackware
      \ Red Hat Linux
        \ Mandriva Linux
Architekturen Intel Pentium, AMD64, Intel 64
Startmedium Festplatte; Live-CD (One)
Lizenz GPL und andere Lizenzen
Sonstiges Sprache: mehrsprachig, u. a. Deutsch
Website mandriva.com

Mandriva Linux ist eine Linux-Distribution des französischen Unternehmens Mandriva (ehemals Mandrakesoft). Aus der Fusionierung der französischen Software-Firma Mandrakesoft und der brasilianischen Firma Conectiva bildete sich im Februar 2005 Mandriva.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 23. Juli 1998 veröffentlichte Gaël Duval seine erste, auf Red Hat Linux basierende Mandrake-Distribution. Kurz darauf gründete er zusammen mit Jacques Le Marois und Frédéric Bastok die Firma Mandrakesoft. Der Börsengang folgte am 30. Juli 2001. Knapp eineinhalb Jahre später, am 13. Januar 2003, musste Mandrakesoft einen Antrag auf Gläubigerschutz stellen, da das Unternehmen in die Krise geraten war. Die Firma strukturierte sich in der Folge um und erhielt massive Unterstützung durch die Linux-Gemeinschaft. Mandrakesoft konnte dadurch am 30. März 2004 den Gläubigerschutz wieder verlassen und den laufenden Betrieb wiederherstellen. Für den Abbau der Schulden wurden maximal 9 Jahre angesetzt.

Mandrakesoft begann zügig mit der Expansion: Am 17. September 2004 übernahm Mandrakesoft den Open Source-Dienstleister Edge It. Am 24. Februar 2005 folgte der brasilianische Linux-Distributor Conectiva für etwa 1,79 Millionen Euro. Als Ziel der Übernahme wurde vor allem eine Erweiterung des Bereiches Forschung und Entwicklung genannt. Am 7. April 2008 benannte sich das Unternehmen in Mandriva und ihre Linux-Distribution in Mandriva Linux um. Dadurch wurde einerseits der Rechtsstreit mit der Hearst-Verlagsgruppe bezüglich eines gleichnamigen Comic-Zauberers umgangen, andererseits wurde der Zusammenschluss mit Conectiva verdeutlicht. Am 16. Juni wurde die Übernahme des Distributors Lycoris bekannt gegeben. Der Streit mit der Hearst-Verlagsgruppe endete am 19. Juli mit einem Vergleich.

Nach Mandrakelinux 10.1 erschienen neue Versionen zeitweise nur noch einmal jährlich. Außerdem wurde die bis dahin geläufige Nummerierung der Versionen aufgegeben; die nächste Version hieß nicht wie erwartet 10.2, sondern trug die Bezeichnung Limited Edition 2005. Diese war keine offizielle Verkaufsversion, sondern eine Übergangsveröffentlichung, welche nur als Download angeboten wurde. Als offizieller Nachfolger von Mandrakelinux 10.1 erschien im Spätherbst 2005 Mandriva Linux 2006. Der Grund für den geänderten Veröffentlichungszyklus war hauptsächlich die Übernahme von Conectiva und die damit verbundene Integration in Mandriva Linux.

Im Oktober 2006 übernahm Mandriva die französische Softwarefirma Linbox FAS für etwa 1,7 Millionen Euro, welche größtenteils durch Aktien finanziert wurden.

Anfang 2007 kündigte Mandriva – vermutlich auch wegen wachsender Unzufriedenheit in der Community – an, mit einigen kleineren Änderungen zum halbjährlichen Veröffentlichungszyklus zurückzukehren. Während der verkürzte Zyklus der Aktualität der Applikationssoftware zugute kommen soll, sollen Desktop-Komponenten darüber hinaus 12 Monate und das Basissystem 18 Monate lang mit Aktualisierungen versorgt werden.

Besonderheiten der Distribution

Die Systemkonfiguration wird bei Mandriva Linux mit eigenen Werkzeugen im Rahmen der Drak-Tools konfiguriert – hierzu steht eine zentrale grafische Oberfläche (Mandriva-Kontrollzentrum) zur Verfügung.

Paket- und Softwareverwaltung

Mandriva Linux verwendet die Paketverwaltung urpmi, welche die Verwaltung von RPM-Paketen automatisiert. Pakete können sowohl von lokalen als auch entfernten Quellen installiert und aktualisiert werden. Abhängigkeiten und mögliche Konflikte werden dabei überwacht und nötigenfalls aufgelöst. Die Softwareverwaltung erfolgt über das Frontend RPMDrake, welches Teil der Drak-Tools ist.

Das System der offiziellen Paketquellen wurde während der zweiten Jahreshälfte 2006 schrittweise umgestellt. Die Quellen main (Pakete des Basissystems), contrib (von der Community beigesteuerte Pakete) und updates (Aktualisierungen) existieren in der alten Form nicht mehr. Stattdessen gliedern sich die Paketquellen nun in die Zweige main (Basissystem), contrib (Community-Pakete) und nonfree (proprietäre Software). Jeder Zweig verfügt über eine release-, updates- und backports-Quelle. Der Vorteil liegt darin, dass sich das Betriebssystem sehr viel selektiver aktualisieren lässt.

Da nicht alle Pakete offiziell von Mandriva unterstützt werden, empfiehlt sich das Einrichten zusätzlicher Paketquellen mit z. B. EasyUrpmi [1].

3D-Desktop

Mandriva Linux 2007.0 war bei seiner Veröffentlichung die erste Linux-Distribution mit integrierter Unterstützung für 3D-Desktopeffekte mittels Beryl.

Seit Mandriva Linux 2007.1 ist im Mandriva Control Center, einer Oberfläche zum ändern der Grundeinstellungen, ein Dialog zum Wählen des 3D-Desktops vorhanden. Dort kann man zwischen Beryl, Compiz und dem Mandriva-eigenen Metisse umschalten. Außerdem kann mit Nvidia-Grafikkarten auch zwischen der AIGLX-Erweiterung für X.org und Xgl gewählt werden. Bei weniger leistungsfähiger Hardware können die 3D-Effekte auch ganz abgeschaltet werden.

Seit Mandriva 2009.0 stellt KDE 4 (aktuell 4.2.2) als voreingestellte Arbeitsoberfläche bereit. 3D-Effekte sind in der Standardeinstellung aktiviert. Man kann jedoch weiterhin andere Fenstermanager wie z.B. Compiz nutzen.

Mandriva Club

Anfangs erhielten die Anwender durch die kostenpflichtige Mitgliedschaft im Mandriva Club frühzeitigeren Zugriff auf die offiziellen Downloads der Distribution sowie andere Vorteile. Häufig standen die Downloads der CD/DVD-Abbilder Clubmitgliedern einige Tage vor der Öffentlichkeit zur Verfügung. Außerdem unterhält Mandriva eine Sammlung an Programmpaketen, welche nur Clubmitgliedern zur Verfügung steht. Diese beinhalten meist proprietäre Software, für deren Vertrieb Mandriva Lizenzgebühren aufbringen muss.

Die monatlichen Beiträge betrugen ab 5 US-Dollar aufwärts. Dies wurde nun geändert, da viele Mitglieder der Mandriva-Community mit dem Club unzufrieden waren. Der Club wurde von den kommerziellen Angeboten abgekoppelt, um so größere Offenheit zu erreichen, wie es bei Linux-Distributionen wie openSUSE, Fedora und Ubuntu bereits der Fall ist.[1]

Der Mandriva Club ist nun für alle registrierten Nutzer offen. Es gibt lediglich die Möglichkeit ein 12-monatiges Abonnement für das Powerpack (die kommerzielle Version von Mandriva Linux) zu erwerben. In der Zeit des Abonnements kann sich der Kunde das Powerpack über BitTorrent oder FTP-Server herunterladen (inklusive proprietärere Software). Derzeit kostet das Abonnement einmalig 50 Euro.

Technische Unterstützung

Da es sich bei Mandriva Linux um eine Distribution mit gewerblichem Hintergrund handelt, können Anwender auf zwei Wegen technische Unterstützung erhalten.

  • Kommerzieller Support: Anwender können in Mandrivas Online-Shop professionellen Telefon- und E-Mail-Support für verschiedene Einsatzbereiche kaufen.
  • Support durch die Community: Kostenfreie Unterstützung in Internetforen, IRC-Kanälen, Mailinglisten und Newsgroups.

Die Mandriva-Expert-Plattform stellt eine Kombination beider Möglichkeiten dar. Hier können Probleme kostenfrei anderen Anwendern geschildert werden und bei Bedarf auf kommerziellen Support zurückgegriffen werden.

Mandriva-Produkte

Die Distribution ist und war in mehreren, unterschiedlich ausgerichteten Varianten erhältlich:

  • Mandriva One
  • Mandriva Linux Free
  • Mandriva Linux Discovery (eingestellt)
  • Mandriva PowerPack und Mandriva PowerPack+ (letzteres wurde eingestellt)
  • Mandriva Corporate Desktop und Mandriva Corporate Server
  • Mandriva Flash

Mandriva One ist eine frei herunterladbare Kombination aus Live-System und Installationsmedium auf einer einzigen CD. Die Installation findet im Live-Betrieb statt. Aufgrund des beschränkten Speicherplatzes befinden sich jedoch nur die wichtigsten Anwendungen auf der CD. Nutzer mit weitergehenden Ansprüchen können im Anschluss an die Installation weitere Programme über die Paketverwaltung herunterladen und installieren. Es stehen verschiedene Varianten mit KDE- oder GNOME-Desktopumgebung bzw. proprietären Treibern zur Verfügung.

Mandriva Linux Free nennt sich die kostenlose Download-Version ohne proprietäre bzw. kommerzielle Software. Sie lässt sich entweder als Satz von 4 CDs oder als einzelne DVD herunterladen, wobei die DVD-Ausgabe sowohl 32-Bit- wie auch 64-Bit-Pakete enthält. Es ist bereits eine große Menge an zusätzlicher Software auf den Installationmedien vorhanden. Auch hier lassen sich nach der Installation zusätzliche Paketquellen einrichten, um Programmpakete aus dem Internet nachzuinstallieren.

Mandriva Linux Discovery richtete sich an Heimnutzer und beinhaltete ein Einsteigerhandbuch, proprietäre Treiber, DVD-Abspielsoftware und weitere kommerzielle Pakete. Anders als bei der Free-Version war es also nach der Installation nicht nötig, bestimmte Multimedia-Pakete und Treiber nachzuinstallieren. Mandriva Discovery wurde 2007 eingestellt und ging in Mandriva One und PowerPack auf.

Das Mandriva PowerPack ist auf ambitionierte Computernutzer und Softwareentwickler zugeschnitten; die Installationsmedien enthalten eine entsprechend größere Softwareauswahl. Verglichen mit der Discovery-Version ist dem PowerPack zudem mehr Dokumentation und eine zusätzliche Spiele-DVD beigelegt. Darüber hinaus steht wesentlich erweiterter Support zur Verfügung.

Das PowerPack+ war auf ein SOHO-Geschäftsumfeld bzw. den Serverbetrieb ausgelegt. Es enthielt Sicherheits-, Backup- und Virtualisierungssoftware, ein Content Management System sowie ein Softwarepaket zur Unternehmensoptimierung. Die Eigenschaften von PowerPack+ flossen ins PowerPack ein, als es 2007 eingestellt wurde.

Mandriva Corporate Desktop ist für die Desktop-Nutzung im geschäftlichen Umfeld konzipiert. Der Corporate Desktop legt den Schwerpunkt auf gute Unterstützung für Groupware- und gemischte Netzwerkumgebungen. Außerdem steht eine Software zur Verfügung, mit der sich das System direkt nach der Installation umfassend modifizieren und anpassen lässt. Zum Lieferumfang gehört auch kommerzielle Software wie Citrix und Crossover Office.

Der Corporate Server ist für den Servereinsatz in größeren Unternehmen angepasst. Über eine webbasierte Oberfläche lassen sich verschiedenste Dienste mit wenig Aufwand einrichten. Proprietäre Unternehmenssoftware wie z. B. Oracle, DB2 oder Websphere wird sehr gut unterstützt.

Mandriva bietet auch eine Firewall und eine Variante von Mandriva Linux für Computercluster an. Als Mandriva Flash wird ein lauffähiges Mandriva Linux-System auf einem USB-Stick vertrieben.

Versionen

Mandrakelinux
Version Name Datum Bemerkungen
5.1 Venice 23. Juli 1998
5.2 Leeloo 1. Dezember 1998
5.3 Festen 11. Februar 1999
6.0 Venus 27. Mai 1999
6.1 Helios 14. September 1999
7.0 Air 14. Januar 2000
7.1 Helium 13. Juni 2000
7.2 Odyssey 30. Oktober 2001
8.0 Traktopel 20. April 2001
8.1 Vitamin 27. September 2001
8.2 Bluebird 18. März 2002
9.0 Dolphin 25. September 2002
9.1 Bamboo 25. März 2003
9.2 FiveStar 14. Oktober 2003
10.0 - 4. März 2004
10.1 - 16. September 2004 letzte Version, von Mandriva Linux abgelöst
Mandriva Linux
Version Name Datum
2005 LE - 14. April 2005
2006 WarLy 6. Oktober 2005
2007.0 - 3. Oktober 2006
2007.1 Spring 17. April 2007
2008 - 9. Oktober 2007
2008.1 Spring 9. April 2008
2009 - 9. Oktober 2008
2009.1 Spring 29. April 2009
Corporate Desktop
Version Datum
3.0 5. Januar 2005
4.0 21. Juni 2007
Corporate Server
Version Datum
1.0.1 4. September 2000
2.1 6. Februar 2003
3.0 10. Januar 2005
4.0 September 2006

Derivate

Es existieren nur sehr wenige auf Mandriva Linux basierende Distributionen. Als einziges heute noch im breiten Einsatz befindliches Derivat ist PCLinuxOS zu nennen. PCLinuxOS ist vor allem für den Desktop-Einsatz bestimmt, während der Server-Einsatz eine geringere Rolle spielt.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. http://www.pro-linux.de/news/2007/11794.html

Wikimedia Foundation.

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