Marcel Griaule

Marcel Griaule

Marcel Griaule (* 1898 in Aisy-sur-Armançon, Département Yonne; † 1956 in Paris) war ein französischer Ethnologe, der für seine Studien bei den Dogon in Westafrika und für seine Pionierrolle in der ethnologischen Feldforschung in Frankreich berühmt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Griaule wurde 1898 in Ainsy-sur-Armençon geboren und erhielt eine sorgfältige Erziehung. Er wollte Ingenieur werden und besuchte das angesehene Lycée Louis-le-Grand. 1917 meldete er sich freiwillig als Pilot bei der französischen Luftwaffe. 1920 kehrt er zu seinen Studien zurück und besuchte die Vorlesungen von Marcel Mauss und Marcel Cohen. Angezogen von der Ethnologie gab er seinen Plan Ingenieur zu werden auf. 1927 erhielt er ein Diplom der Ecole Nationale de Langues Orientales, wobei er sich auf die amharische Sprache und die Ge'ez-Sprache konzentrierte.

Zwischen 1928 und 1933 nahm Griaule an zwei großen ethnographischen Expeditionen teil – eine nach Äthiopien und die ehrgeizige Expedition von Dakar nach Dschibuti, quer durch Afrika. Bei der zweiten Expedition besuchte er erstmals die Dogon, die ethnische Gruppe, mit der er sich in seiner restlichen Laufbahn hauptsächlich beschäftigte. 1933 erhielt er ein Diplom der École Pratique des Hautes Études in Religionswissenschaft.

Während der 1930er-Jahre unternahmen Griaule und seine Schülerin Germaine Dieterlen mehrere Gruppenexpeditionen und setzten ihre Arbeit bei den Dogon fort. Auf der Grundlage des dabei erarbeiteten Materials präsentierte Griaule 1938 seine Dissertation.

Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Griaule von der französischen Luftwaffe eingezogen. Von 1940 bis zu seinem Tode war er Generalsekretär der Société des Africanistes. Nach dem Krieg erhielt er den ersten Lehrstuhl für Ethnologie an der Universität von Paris. Er starb 1956.

Griaule ist für die sehr persönlichen Berichte, die er über seine Beziehungen zu den von ihm erforschten Menschen, insbesondere zu dem blinden Jäger Ogotemmeli, verfasste, bekannt. Bekannt wurde er auch für seine elaborierte Exegese der Mythen der Dogon. Heute wird er von einigen Ethnologen kritisiert, die der Meinung sind, dass seine Berichte die Glaubensvorstellungen der Dogon nicht korrekt wiedergeben.

Griaule ist der Vater der Ethnologin Geneviève Calame-Griaule.

Werke

  • Abyssinian Journey. 1935. (Reisebericht der ethnographischen und linguistischen Studie im Auftrag der französischen Regierung)
  • Les Flambeurs d'hommes dt. Die lebende Fackel : Menschen u. Geister in Abessinien, Übers. von Alfred Sohn-Rethel. - Berlin : D. Reimer, 1936. - engl. Burners of men: Modern Ethiopia. Lippincott, 1935 - das Buch erhielt den Prix Gringoire
  • La Cosmogonie des Dogons (1936)
  • Les masques Dogons (1938)
  • Dieu d'eau (Gespräche mit Ogotemmeli, ein Werk, das die Strukturen des religiösen Denkens der Dogon aufzuzeigen versucht) (1948); engl. Conversations with Ogotemmeli, Oxford: Oxford University Press (1965); dt. Schwarze Genesis : Ein afrikan. Schöpfungsbericht, Aus d. Franz. von Janheinz Jahn. - Freiburg i. Br. ; Basel ; Wien : Herder, 1970
  • Renard pâle, ethnologie des Dogons, Institut d'Ethnologie, 1965/1991
  • Folk art of black Africa, 1950.
  • Masken der Dogon Fotos: Marcel Griaule. Text: Michel Leiris. - Frankfurt am Main ; Paris : Qumran, 1980. - Text aus der surrealistischen Zeitschrift Minotaure (1933)
  • Orte des Lebens : Natur, Lebenszusammenhänge u. Gesichter d. Dogon, fotogr. von Marcel Griaule. Mit e. Vorw. von Hans-Jürgen Heinrichs. - Frankfurt am Main ; Paris : Qumran, 1980
  • Äthiopische Graffiti, Frankfurt am Main ; Paris : Qumran, 1980
  • Kritisches Wörterbuch, Artikel aus der Zeitschrift 'Documents', Texte von Georges Bataille, Carl Einstein, Marcel Griaule, Michel Leiris, Georges H. Rivière, Berlin: Merve 2005

Literatur

  • Walter E. A. van Beek: "Dogon Restudied: A Field Evaluation of the Work of Marcel Griaule." Current Anthropology, 32 (1991): 139-167.
  • Isabelle Fiemeyer, Marcel Griaule, citoyen dogon, Actes Sud 2004

Weblinks


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