Marie Edme Graf von Mac-Mahon

Marie Edme Graf von Mac-Mahon
Patrice de Mac-Mahon

Marie Edme Patrice Maurice, Comte de Mac-Mahon, Duc de Magenta, (* 13. Juli 1808 auf Schloss Sully; † 8. Oktober 1893 auf seinem Schloss La Forest bei Montargis) war ein französischer General und Staatsmann, Marschall von Frankreich und zweiter Präsident der Dritten Republik. Er war seit 14. März 1854 mit Elisabeth Charlotte Sophie de la Croix verheiratet.

Inhaltsverzeichnis

Einsätze in Afrika

Mac-Mahon stammte aus einer altirischen Familie, die nach dem Sturz der Stuarts nach Frankreich ausgewandert war. Ursprünglich sollte er die Laufbahn eines Geistlichen antreten, trat dann aber 1825 in die Kriegsschule von Saint-Cyr und danach als Unterleutnant in die Generalstabsschule ein. Diese verließ er 1830 und wurde Leutnant im 4. Husarenregiment.

Als Rittmeister wurde er nach Afrika versetzt. Dort zeichnete er sich bei der Expedition nach Algier aus. Er nahm als Adjutant des Generals Achard 1832 an der Belagerung von Antwerpen teil. Danach diente er als Adjutant 1837 bei General Damrémont in Algerien, wo er beim Sturm von Constantine verwundet wurde. 1840 diente er unter General Changarnier. Wegen seiner Tapferkeit stieg er zum Eskadronchef auf und erhielt im Oktober 1840 das Kommando über das 10. Bataillon der neuerrichteten Chasseurs d'Orléans.

1842 wurde er Oberstleutnant des 2. Regiments der Fremdenlegion, 1845 Oberst des 41. Linienregiments und im Juni 1848, unter der Republik, Brigadegeneral zur Verfügung des Generalgouverneurs von Algerien. Er wurde mit der Verwaltung der Provinz Oran und später der Provinz Constantine betraut. In dieser Stellung erwarb sich Mac-Mahon Anerkennung und wurde bei einer siegreichen Expedition als Kommandant der Division von Constantine 1852 zum Divisionsgeneral und dann zum Generalinspektor der Infanterie ernannt.

Krimkrieg

Comte de Mac-Mahon

1855 kehrte Mac-Mahon nach Frankreich zurück und erhielt den Befehl über die 1. Infanteriedivision im I. Korps der Nordarmee. Bald darauf wurde er zu Bosquets II. Korps versetzt, welches im Krimkrieg kämpfte. Er traf noch rechtzeitig genug vor Sewastopol ein, um den siegreichen Sturm auf das Fort Malakow am 8. September anzuführen. Dort soll er den berühmten Ausspruch "J'y suis, j'y reste" ("Ich bin dort, ich bleibe dort") getan haben.

Aufgrund seiner militärischen Verdienste bei Malakow wurde ihm die Senatorenwürde verliehen. Darüber hinaus wurde ihm ein Kommando in der französischen Armee angeboten. Er lehnte jedoch ab und ging wieder nach Algerien. Nachdem er 1857 als Divisionschef gegen die Kabylen gekämpft hatte wurde ihm 1858 der Oberbefehl über die Land- und Seemacht der Kolonie übertragen.

Sardinischer Krieg

Mac-Mahon befehligte im Sardinischen Krieg das II. Armeekorps. Dort gab er in der Schlacht von Magenta (4. Juni 1859), durch seinen rechtzeitigen Angriff auf der rechten Flanke der Österreicher, den Ausschlag zum Sieg. Noch auf dem Schlachtfeld wurde er zum Marschall und zum Herzog von Magenta ernannt. Auch an der Schlacht bei Solferino (24. Juni 1859) nahm er erfolgreich teil.

Hierauf kommandierte er die zweite Armeedivision in Lille und wurde 1864 Pélissiers Nachfolger als Gouverneur von Algerien.

Deutsch-Französischer Krieg

Marie Edme Patrice Maurice, Comte de Mac-Mahon

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 erhielt Mac-Mahon das Kommando des I. Armeekorps mit Hauptquartier in Straßburg. Als Napoléon III. seine Angriffspläne aufgab, ging Mac-Mahon nach Zabern zurück, zog eine Division des VII. Korps von Félix-Charles Douay an sich und nahm nach der Schlacht von Weißenburg (4. August) eine gute Verteidigungsposition bei Wörth ein. Hier schlug er mit großer Tapferkeit die blutige Schlacht bei Wörth, wurde jedoch besiegt und zu einem Rückzug gezwungen. Dieser artete schließlich in wilde Flucht aus, da Mac-Mahons hartnäckige Versuche, den Feind zurückzuwerfen, die letzten Kräfte seiner Truppen erschöpft hatten. Mac-Mahon sammelte die Überreste seines Korps hinter den Vogesen, deren natürlichen Geländehindernisse zu sperren er versäumt hatte. Dann führte er sie mit großer Schnelligkeit nach Châlons-en-Champagne, wo ihm der Oberbefehl über die dorthin versprengten Teile der Korps I, V und VII und das neuformierte XII. Korps zufiel.

Er erhielt von der Regentschaft in Paris den Auftrag, mit dieser etwa 120.000 Mann zählenden Armee nach Metz aufzubrechen, um den dort eingeschlossenen Bazaine zu entsetzen und den Krieg in den Rücken des Gegners zu tragen.

Obwohl Mac-Mahon sich anfänglich weigerte, diesen Auftrag auszuführen, entschloss er sich zuletzt doch, den wiederholten bestimmten Weisungen aus Paris, denen auch der in Mac-Mahons Hauptquartier anwesende Kaiser sich fügte, zu gehorchen, und er begann nun am 23. August den Marsch auf Metz, aber so unentschlossen und langsam, dass die deutschen Armeen die berühmte Rechtsschwenkung machen und ihn zur belgischen Grenze abdrängen konnten. Als Mac-Mahon die Festung Metz aufgab und nach Mézières zurückweichen wollte, war es zu spät. Er wurde auf Sedan geworfen und hier am 1. September angegriffen.

Früh am Morgen durch einen Granatsplitter schwer am Schenkel verwundet, musste er die Leitung der Schlacht an Ducrot abgeben, wodurch ihm erspart blieb, die Kapitulation zu unterzeichnen. Er geriet mit der restlichen Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Politische Karriere, Staatspräsident und Minister

Patrice de Mac Mahon als Staatspräsident

Seinem Kriegsruhm hatte es Mac-Mahon zu verdanken, dass er nicht nur von der Anklage des Verrats verschont blieb, sondern auch nach Abschluss des Waffenstillstandes mit dem Oberbefehl der "Armee von Versailles" betraut wurde, um die Pariser Kommune niederzuwerfen.

Auch nach Unterdrückung dieses Aufstandes (vgl. seinen Bericht: "L'armée de Versailles depuis sa formation jusqu'à la complète pacification de Paris", Paris 1871) behielt er das Kommando der Armee von Versailles und Paris. Seine Loyalität und scheinbare politische Neutralität ließ ihn der monarchischen Koalition für das Amt des Präsidenten der Republik geeignet erscheinen, um unter seinem Schutz die Restauration des bourbonischen Königtums ins Werk zu setzen. Mac-Mahon ging darauf ein und nahm die nach Thiers' Sturz am 24. Mai 1873 auf ihn gefallene Wahl an.

Trotz aller Unterstützung seitens des neuen Präsidenten misslang die Restauration infolge des Starrsinns des Grafen Chambord, und Mac-Mahon sicherte sich nun eine starke Exekutive durch die von der Kammer am 20. November 1873 bewilligte Verlängerung seines Präsidiums auf sieben Jahre, das so genannte "Septennat". Doch hielt sich Mac-Mahon von den Tagesgeschäften der Regierung zurück und beförderte nur die Begünstigung des Ultramontanismus durch seine Ministerien.

Da er die Konstituierung der Republik durch die Verfassung vom 25. Februar 1875 und die Bildung eines republikanischen Ministeriums duldete, waren auch die Republikaner mit ihm zufrieden. Als er aber am 16. Mai 1877, von seiner reaktionären Umgebung bewogen, den Minister Simon entließ und durch Broglie und Fourtou antirepublikanische Neuwahlen betreiben ließ und zudem für die ministeriellen Kandidaten eintrat, verlor er sein Ansehen. Die Neuwahlen fielen gegen ihn aus, und da er weder putschen noch zurücktreten wollte, musste er am 14. Dezember wieder ein republikanisches Ministerium annehmen.

Da ihm aber seine Lage unerträglich war und er auf einen Umschwung nicht hoffen konnte, nahm er das Verlangen der Minister nach Absetzung mehrerer Waffengefährten zum Anlass, um am 30. Januar 1879 seine Entlassung einzureichen und sich ins Privatleben zurückzuziehen.

Literatur

  • Léon Laforge: Histoire complète de Mac Mahon, Maréchal de France, Duc de Magenta (1808– 1893) : D'après des documents originaux et des pièces officielles. – 3 Bände. Paris : Lamulle et Poisson, 1898
  • Gabriel de Broglie: Mac Mahon. - Paris : Perrin, 2000. – ISBN 2262011435



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