Marie Juchacz

Marie Juchacz
Marie Juchacz
Briefmarke aus der Serie Frauen der deutschen Geschichte (Deutschland 2003)
Briefmarke 1969 aus dem Block 50 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland
Urkunde zur Marie-Juchacz-Plakette

Marie Juchacz (geborene Gohlke; * 15. März 1879 in Landsberg an der Warthe; † 28. Januar 1956 in Düsseldorf) war eine deutsche Sozialreformerin, Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin. Sie ist außerdem die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Gedenktafel am Haus Schmausstraße 83, in Berlin-Köpenick

Nach dem Besuch der Volksschule in Landsberg an der Warthe arbeitete Juchacz, die evangelischen Glaubens war, ab 1893 zunächst als Dienstmädchen und kurzzeitig als Fabrikarbeiterin. Von 1896 bis 1898 war sie in der Krankenpflege tätig. Anschließend absolvierte sie eine Lehre zur Schneiderin. In diesem Beruf war sie bis 1913 tätig. Während des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 arbeitete sie zusammen mit Anna Maria Schulte, Elisabeth Röhl und Else Meerfeld in der Heimarbeitszentrale und war Mitglied der sog. Lebensmittelkommission.

Als es 1917 zur Spaltung der Sozialdemokraten und zur Gründung der USPD kam, erhielt Marie Juchacz, die bei den Mehrheitssozialdemokraten blieb, die Stelle als Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand, die Clara Zetkin verlor, und übernahm die Redaktionsleitung der Frauenzeitung Die Gleichheit. Marie Juchacz gründete am 13. Dezember 1919 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und war bis 1933 ihre erste Vorsitzende.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte sie ins Saarland. Als die Bevölkerung des Saarlandes für den Anschluss an das Deutsche Reich votierte, floh sie ins Elsass und nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges über Paris nach Marseille. 1941 gelangte sie mit einem Notvisum in die USA.

1949 kehrte sie aus ihrem Exil nach Deutschland zurück und wurde Ehrenvorsitzende der AWO. Ihr zu Ehren wurden in mehreren Städten Straßen „Marie-Juchacz-Straße“ oder „Marie-Juchacz-Weg“ benannt. 2003 wurde sie mit einer 1-Euro-Briefmarke der Deutschen Post in der Serie Frauen der deutschen Geschichte geehrt. Im Reichstagsgebäude ist ein Saal, in dem der SPD-Fraktionsvorstand tagt, nach ihr benannt. Die Arbeiterwohlfahrt vergibt die Marie-Juchacz-Plakette.

Partei

Juchacz war Mitglied der SPD. 1917 übertrug ihr Friedrich Ebert das Frauensekretariat im Vorstand der Partei.

Abgeordnete

Als eine von 37 Frauen wurde Juchacz 1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Am 19. Februar 1919 sprach sie dort als erste deutsche Parlamentarierin:

„Meine Herren und Damen!“ (Heiterkeit.) „Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland, die alten Vorurteile überwunden hat.“

Marie Juchacz: am 19. Februar 1919 in ihrer Rede vor der Nationalversammlung in Weimar.

Sie gehörte als einzige Frau dem „Ausschuß zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs“ der Nationalversammlung an. Ihre Schwester Elisabeth Röhl war ebenfalls SPD-Abgeordnete in der Nationalversammlung.

Von 1920 bis 1933 war sie Mitglied des Reichstages.

Literatur

  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

Weblinks

 Commons: Marie Juchacz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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