Marta von Betanien

Marta von Betanien
Christus bei Maria und Martha, Jan Vermeer, vor 1654-1655

Martha von Bethanien (auch Marta von Betanien, siehe Schreibung biblischer Namen) ist eine Gestalt des Neuen Testaments.

Erwähnt wird Martha im 10. Kapitel des Lukasevangeliums sowie im 11. Kapitel des Johannesevangeliums. Beide Darstellungen zeigen Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede.

Inhaltsverzeichnis

Darstellung in den Evangelien

Das Lukasevangelium (Lk 10,38-42 EU) stellt Martha zusammen mit ihrer Schwester Maria vor. Gemeinsam bewohnen sie ein Haus in einem namentlich nicht bezeichneten Dorf; dort kehrt Jesus ein: Eine Frau namens Martha nahm ihn freundlich auf. Maria setzt sich Jesus zu Füßen und hört ihm zu, während ihre Schwester für die Bewirtung sorgt. Schließlich beklagt Martha sich darüber. Jesus antwortet ihr: Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.

Martha und Maria sind hier offensichtlich als Typen gezeichnet, die bestimmte Anteile des christlichen Lebens repräsentieren. Dabei steht Maria für das Unentbehrliche, die Mitte, Martha für das Vielerlei, das austauschbar ist und nicht zur Hauptsache werden darf.

Wahrscheinlich hat Lukas die Episode selbst so ausgestaltet. Die Namen des Schwesternpaares, bei dem Jesus zu Gast war, hatte er aber - das zeigt die Johannesparallele - offensichtlich aus der Tradition. Von Lazarus, dem Bruder, weiß Lukas nichts. Auffällig ist immerhin, dass gerade dieser Name im Mittelpunkt der Beispielerzählung vom armen Lazarus steht, die ebenfalls lukanisches Sondergut ist (Lk 16).

Der Name Martha ist nach dem Lexikon von Strongs (Wort Nr. 3136) aramäischen Ursprungs und bedeutet „sie war rebellisch“. Im Hebräischen trägt der Name nach dem Heiligenlexikon[1] die Bedeutung „die Bittere“. Es ist nicht anzunehmen, dass Jesus Arbeit rügte, auch die Bewirtung für Gäste nicht. Was er beanstandete war, dass Marta sich sorgte. Das griechische Wort hierfür (Strongs Nr 4049) heißt persipao = abgelenkt sein, geistig verleitet, weggezogen. Marthas „Sünde“ oder Last bestand darin, dass sie sich gesorgt hatte und darin aufging, statt sich mit der Gegenwart Jesu zu beschäftigen, was im Geist auch während der Küchenarbeit möglich gewesen wäre.

Das elfte Kapitel des Johannesevangeliums ist die dramatische Erzählung von der Erkrankung, dem Sterben und der Auferweckung des Lazarus in Bethanien (einem Dorf drei Kilometer östlich von Jerusalem). Lazarus wird als Bruder von Maria und Martha vorgestellt, alle drei als enge Freunde Jesu. In der Erzählung hat Martha die Hauptrolle. Sie ist es, die das Geschehen vorantreibt, die mit Jesus in einen intensiven Dialog über die Auferstehung eintritt und schließlich das bedeutungsvolle Bekenntnis ausspricht: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Auch Johannes gestaltet hier eine Erzählung aus, von der er nur einen Kern in der Tradition vorgefunden hat. Zu diesem Kern müssen die Namen der beiden Schwestern gehört haben (vgl. Lukas), mit großer Wahrscheinlichkeit auch Lazarus und Bethanien.

Liturgie

In der christlichen Bibelauslegung werden sowohl die lukanischen als auch die johanneischen Angaben über Martha und ihre Geschwister zusammen betrachtet. Martha, die in Lk 10 zurückgesetzt erscheint, bekommt in Joh 11 großes Gewicht. Der Gedenktag der Heilgen Martha in der Römisch-katholischen, der orthodoxen der anglikanischen und der evangelischen Kirche ist der 29. Juli.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. www.heiligenlexikon.de

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