Masernvirus

Masernvirus
Masernvirus
Masern-Virus, Dünnschicht-TEM.
Systematik
Reich: Viren
Ordnung: Mononegavirales
Familie: Paramyxoviridae
Unterfamilien: Paramyxovirinae
Gattung: Morbillivirus
Art: Masernvirus
Taxonomische Merkmale
Wissenschaftlicher Name
Measles virus (engl.)
Taxon-Kurzbezeichnung
MeV
Links
NCBI Taxonomie: 11234
NCBI Reference: AB016162
ICTVdB Virus Code: 01.048.1.02.001

Das Masernvirus (MeV) ist ein ausschließlich humanpathogener etwa 120-140 Nanometer großer Erreger der Masern aus der Familie der Paramyxoviridae (Gattung Morbilliviren). Das einzige Reservoir bildet der infizierte Mensch. Experimentell können auch Hunde infiziert werden, bilden jedoch keine Symptome aus.[1]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das Masernvirus ist vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert n. Chr. evolutionär aus dem Rinderpestvirus hervorgegangen.[2] Es besitzt eine Virushülle, die das Glykoprotein Hämagglutinin (H-Protein), ein Fusionsprotein (F-Protein) sowie an der Innenseite ein Matrixprotein (M-Protein) enthält, jedoch keine Neuraminidase. Diese Oberflächenproteine sind für die Fusion mit der Wirtszelle und die Aufnahme durch diese verantwortlich. Die Zellrezeptoren, über die das Virus in die menschlichen Zellen aufgenommen wird, sind CD46 und CD150. Die von der Impfung hervorgerufenen (induzierten) Antikörper richten sich gegen die Oberflächenproteine des Masernvirus, insbesondere das H-Protein.[3]

Durch die Virushülle ist das Masernvirus sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie erhöhten Temperaturen, Licht, Ultraviolettstrahlung, Fettlösungs- und Desinfektionsmitteln und milden Detergentien. An der Luft beträgt seine Überlebenszeit lediglich zwei Stunden. Es besitzt eine hohe Ansteckungsfähigkeit (Kontagionsindex) von etwa 95 %.

Die WHO definiert über 20 Genotypen (Variationen der genetischen Informationen) in acht Gruppen (A–H) [4], die relativ stabil sind, was eine Nachvollziehbarkeit der weltweiten Infektionswege ermöglicht[5], in Mitteleuropa kommen vor allem die stabilen Genotypen C2 und D6 vor. Die stabilen Serotypen mit ihrer gleichbleibenden Kombination von Oberflächenmerkmalen, ermöglichten auch die Herstellung eines gut wirksamen Impfstoffes.

Übertragung

Das Virus wird nur von Mensch zu Mensch übertragen, ist also theoretisch ausrottbar. Es verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen, Sprechen) oder direkten menschlichen Kontakt. Eine Infektion ist bereits bei kurzer Exposition möglich, der Kontagionsindex liegt bei 0,95. Das heißt, dass sich 95 % aller Menschen ohne entsprechende Immunität infizieren und daraufhin klinische Erscheinungen entwickeln.

Erregernachweis

Der indirekte Erregernachweis erfolgt durch den Nachweis spezifischer Antikörper mittels ELISA oder KBR (Komplementbindungsreaktion). Der Nachweis der Virus-RNA ist aufwändig und erfolgt nur in Speziallaboren; er ist nur bei einem Verdacht auf eine Subakute sklerosierende Panenzephalitis nach einer Maserninfektion sinnvoll und wird mit Liquor als Probenmaterial durchgeführt.

Einzelnachweise

  1. R. A. MOURA, J. WARREN: Subclinical infection of dogs by canine-adapted measles virus evidenced by their subsequent immunity to canine distemper virus In: J. Bacteriol. 82, 1961, S. 702–705 PMID 14476677 PMC 279238.
  2. Furuse Y, Suzuki A, Oshitani H. Origin of measles virus: divergence from rinderpest virus between the 11th and 12th centuries. Virol J. 2010 Mar 4;7:52. PMID 20202190
  3. Yanagi Y, Takeda M, Ohno S, Seki F: Measles virus receptors and tropism. Jpn J Infect Dis. 2006 Feb;59(1):1-5. PMID 16495625
  4. WHO: Nomenclature for describing the genetic characteristics of wild-type measles viruses (update). WER 2001; 32: 242–247 and 33: 249–251 PMID 11515240 PDF, 137 kB
  5. Bellini WJ, Rota PA.: Genetic diversity of wild-type measles viruses: implications for global measles elimination programs. Emerg Infect Dis. 1998 4(1):29-35. PMID 9452396

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