Mecklenburgische Bäderbahn AG

Mecklenburgische Bäderbahn AG
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Mecklenburgische Bäderbahn AG, daneben gibt es heute die Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH & Co KG.
Streckendaten
Kursbuchstrecke (DB): 166
Streckenlänge: 10,3 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Verlaufsrichtung: Süd–Nordost
Legende
Strecke – geradeaus
von Rostock
Bahnhof, Station
0,0 Rövershagen
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Stralsund
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
Werksanschluss Gasanbieter
ehm. Werksanschluss Mischwerk
2,9 Hinrichshagen
4,7 Georg Schneise
6.1 Müggenburg
Haltepunkt, Haltestelle
8,2 Rostock Torfbrücke
Strecke – geradeaus
(ehem. Graal-Müritz Schwanenberg)
Haltepunkt, Haltestelle
9,0 Graal-Müritz Koppelweg
9,7 Graal-Müritz heutiger Haltepunkt
10,3 Graal-Müritz Bahnhof

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Am Ende des 19. Jahrhunderts strebten die Orte Graal und Müritz (damals noch zwei getrennte Orte) zu Bade- und Kurorten auf. Die Verbindung zu den größeren Städten war allerdings nur durch schlecht ausgebaute Feldwege und Chausseen gegeben. So wurde bereits damals eine Bahnanbindung gefordert. Es standen bei der Planung folgende Streckenabschnitte zur Debatte:

  • Ribnitz–Müritz–Graal
  • Gelbensande-Graal–Müritz
  • Rostock–Nienhagen–Graal–Müritz
  • Verlängerung der Strandbahn Warnemünde–Markgrafenheide
  • Rövershagen–Graal–Müritz (direkter Weg entlang der Pörstenschneise)

Allerdings wurde die Strecke zunächst aufgrund fehlender finanzieller Mittel sowie gefürchteter Unrentabilität nicht gebaut. Zudem lag die günstigste Verbindung von Rövershagen aus an der Strecke Rostock–Stralsund, welche von der preußischen Eisenbahn betrieben wurde. Dies war ein weiterer Grund für die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn, hier keinen Streckenanschluss zu bauen. Die Streckenführung über Ribnitz wurde erst recht aufgrund der starken Ausrichtung nach Preußen abgelehnt. Erst 1910 gab es wieder konkrete Pläne zum Streckenbau, welche aber durch den ersten Weltkrieg zunichte gemacht wurden.

Gründung, Bau & Betrieb

Erst im Jahre 1920 gab es wieder Pläne, welche den Bau und den Betrieb als private Nebenbahn enthielten. Die Mecklenburgische Bäderbahn AG wurde am 28. Februar 1925 mit dem Ziel gegründet, die Ostseebäder Graal und Müritz mit der Hauptstrecke StralsundRostock zu verbinden. Das Aktienkapital wurde aufgebracht von der Hansestadt Rostock und zahlreichen Rostocker Kaufleuten, den Anliegergemeinden sowie der Berliner Straßenbahn-Betriebs-Gesellschaft, die zwei Erholungsheime für ihr Personal an der Ostseeküste besaß. Weiterer Gesellschafter war die Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co., die den Bau ausführte und auch mit der Betriebsführung der Bahn beauftragt wurde. Realisiert wurde schließlich der Bau der Strecke von Rövershagen aus, allerdings mit einem leichten Schlenker nach Westen, um sich die Möglichkeit offenzuhalten, durch Verlängerung der Warnemünder Strandbahn bis Hinrichshagen auch Richtung Warnemünde einen Anschluss herzustellen. Der Bahnhof Graal-Müritz, der schon vor der Vereinigung beider Orte so hieß, wurde östlich von Graal und südlich von Müritz so errichtet, dass die Option auf eine Weiterführung der Strecke zum Fischland blieb. Beide Projekte wurden aber niemals verwirklicht.

Ein Triebwagen der Baureihe 642 zwischen Graal-Müritz und Rövershagen

Die 10,3 km lange, normalspurige Strecke von Rövershagen nach Graal-Müritz wurde offiziell am 1. Juli 1925 eröffnet. Zunächst verkehrten nur im Sommer Züge, später auch im ganzen Jahr. In den 1930er Jahren gab es im Sommer sogar Kurswagen aus Berlin. Nach dem Krieg wurden in Graal-Müritz die zu Lazaretten umfunktionierten Erholungsheime von der Roten Armee übernommen. Die Transporte erfolgten per Bahn und verhinderten, dass die Strecke unter die Reparationsleistungen fiel. Ab 1949 ging die Strecke in die Regie der Deutschen Reichsbahn über.

Bereits in den 1960er Jahren wurde eine Stilllegung der Strecke erwogen, die Strecke blieb aber aufgrund mangelnder Bus- und LKW-Kapazitäten erhalten. Des Weiteren hatte das Militär großes Interesse an der Strecke, da zu dieser Zeit diverse Schießplätze in der Rostocker Heide entstanden waren. In den 1970er Jahren war der Personenverkehr mehrere Jahre auf das Sommerhalbjahr beschränkt, im Winter verkehrten Busse als Schienenersatzverkehr.

1993 wurden die in den 1930er Jahren eröffneten Haltepunkte Hinrichshagen und Georg Schneise, mitten im Wald gelegen, geschlossen. Der Güterverkehr wurde 1994 eingestellt. Wegen des schlechten Zustandes der Strecke musste 1999 auch der Personenverkehr eingestellt und der Oberbau gründlich erneuert werden. Es gab verschiedene Konzepte zur Reaktivierung der Strecke. So war vorgesehen die Strecke zu elektrifizieren und an das Rostocker S-Bahn Netz anzuschließen. Umgesetzt wurde dies jedoch nicht. Seit dem 12. Dezember 2004 verkehren wieder Personenzüge, meistens von und bis Rostock Hauptbahnhof. Zunächst war eine Sanierung lange fraglich, erst nachdem die Gemeinde Graal-Müritz einen beträchtlichen Teil der Kosten tragen konnte, wurde mit den Arbeiten begonnen. Im Rahmen der Sanierung wurde die Strecke auf 9,7 km verkürzt, der Bahnhof Graal-Müritz wurde aufgelassen und durch einen Haltepunkt ersetzt. Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006 wurde schließlich der neue Haltepunkt Graal-Müritz Koppelweg eröffnet. Dieser hat eine Besonderheit: Der 100 m lange Bahnsteig besteht vollständig aus Glasfaser-Verbundstoff.

Güter- und Personenverkehr

Direkt hinter Rövershagen zweigt ein Anschlussgleis zu einem lokalem Gasanbieter ab, welcher auch aktuell noch bedient wird. Heute ist es der einzige noch bediente Güteranschluss auf der Relation Rostock–Stralsund. Früher wurde über dieses Anschlussgleis ein Sägewerk am östlichen Ende des Ortes Rövershagen bedient. Dieser Werksanschluss wurde bereits vor dem Bau der Bahnstrecke nach Graal-Müritz errichtet. Des Weiteren existierten kurz hinter der Bahnhofsausfahrt Rövershagen umfangreiche Gleisanlagen, welche zu einem Granulatwerk gehörten. Bereits Mitte der 1990er Jahre wurden die Zufahrtsgleise entfernt, mit der Sanierung der Strecke das gesamte Gelände beräumt. Spätestens seit der Sanierung ist Güterverkehr nach Graal-Müritz nicht mehr Möglich, da heute in Graal-Müritz keine Verladegleise mehr existieren.

Die Strecke wird von der Regionalbahnlinie 12 befahren, die Züge fahren im angenäherten Stundentakt, außerhalb der Sommersaison an Wochenenden nur alle zwei Stunden. Zum Einsatz kommen meist Triebwagen der Baureihe 642, gelegentlich auch 628. Früher kamen Loks der Baureihe 201 sowie der Baureihe 346 zum Einsatz.

Aktuelle Entwicklungen

Es wird überlegt, die Pläne aus dem Jahre 1925 wieder aufzugreifen und eine Verbindung zur Darßbahn von Graal-Müritz und Prerow zu schaffen. Gerade angesichts der hohen Anzahl der Urlauber und des jährlich wachsenden Verkehrsstroms auf dem Darß bei nur einer Straßenverbindung haben diese Vorschläge viele Befürworter. Die Usedomer Bäderbahn prüft derzeit (2007) die Realisierbarkeit dieser Vorschläge.

Literatur

  • Lothar Schultz: Mecklenburgische Bäderbahn. Verlag Neddermeyer, 2007, ISBN 978-3-933254-79-5

Weblinks


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