Arbeitslager Barbe

Arbeitslager Barbe

Die drei KZ-Außenlager Haslach im Kinzigtal/Baden-Württemberg waren Konzentrationslager der SS in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Offiziell galten sie als Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Sie standen in der Nähe der Stadt Haslach im Kinzigtal (Schwarzwald) und waren eingerichtet worden, um Produktionsstätten mehrerer Rüstungsbetriebe (Daimler-Benz, Mannesmann, Messerschmitt und andere) in die bombensicheren Bergwerkstollen der Hartsteinwerke Vulkan zu "verlagern". Dazu kam es nicht mehr. Aber einige Hundert der Häftlinge überlebten diese Zeit nicht. Von den vor der Haslacher Friedhofsmauer verscharrten Opfern der drei Haslacher Lager konnten 1946 210 Personen exhumiert werden und am 17. September 1946 an der Haslacher Friedhofskapelle feierlich bestattet werden. Davon sind 135 Tote später identifiziert und in ihre Heimat überführt worden. Die übrigen Toten ruhen seit 1953 in einem Ehrengrab auf diesem Friedhof. Weitere Opfer sind z. T. an unbekannter Stelle um die Lager herum verscharrt worden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von September 1944 bis April 1945 wurden etwa 1.700 Häftlinge aus 19 Ländern hier gequält, gefoltert und zur Zwangsarbeit gezwungen. Dank der militärischen Niederlagen standen die Nationalsozialisten vor dem Problem, dass die bestehenden Lager im Elsass, Natzweiler-Struthof und Schirmeck-Vorbruck, wegen der näher rückenden Alliierten geräumt werden mussten. Eine umfangreiche Verhaftungswelle im Elsass, in Lothringen und den angrenzenden Gebieten führte zudem zu einer großen Zahl von "verfügbaren" Zwangsarbeitern.

Von den drei Lagern ist heute nichts mehr zu sehen.

  • Die Baracke des Lagers „Sportplatz“ wurde in den 70er Jahren abgerissen. An der dort aufgebauten Markthalle wurde eine Tafel angebracht, die an die Opfer des Lagers erinnert. Es wurde von der SS als „Arbeitslager Barbe“ geführt. Hier wurden 250 bis 400 Häftlinge gefangen gehalten. Bei vielen handelte es sich um Häftlinge nach dem sogenannten „Nacht-und-Nebel-Erlass“. Allein in diesem Lager waren 13 Nationen vertreten, darunter zwei Drittel aus Frankreich.
  • Die 1944 errichteten zwei Baracken des Lagers „Kinzigdamm“ bestanden nur kurze Zeit und wurden kurz nach Kriegsende bereits wieder abgerissen. Das Lager „Kinzigdamm“ befand sich in der Nähe der Kinzigbrücke beim Haslacher Bahnhof zwischen der Fischerbacher Straße am Herrenberg und dem Hochwasserdamm der Kinzig. Sein Name wurde bei dem Rastatter Prozess 1947 und in der Folge bis 1997 in den Publikationen fälschlicherweise für das Lager „Sportplatz“ benutzt. Holländische Fremdarbeiter hatten im Sommer 1944 zwei Baracken beim Kinzigdamm aufgebaut, deren geplanter Verwendungszweck bis heute ungeklärt blieb. Am 1. März 1945 wurde ein großer Teil der Häftlinge zum Arbeitseinsatz in ein Lager nach Sulz überführt.
  • Die Stollen des Lagers „Vulkan“ wurden vom französischen Militär 1948 gesprengt. Am 4. Dezember 1944 kamen 650 Häftlinge aus dem Sicherungslager „Schirmeck-Vorbruck“ im Elsass über Rastatt in Haslach an. Jenes Lager war am 21. November 1944 vor den vorrückenden französischen Truppen geräumt wurde. Am 9. April 1945 wurde auch dieses Lager aufgelöst. Die Häftlinge kamen in andere Lager in Württemberg oder mussten den beschwerlichen Todesmarsch nach Sigmaringen mitmachen.

Die Befreiung erfolgte am 21. April 1945. Bis zu Beginn der 70er Jahre wurde die Erinnerung an die Haslacher Lager und die große Zahl der Opfer nur durch die Häftlinge selbst aufrecht erhalten, die sich auch mehrmals in Haslach trafen. Im Jahre 1970 enthüllten sie schließlich gemeinsam mit dem Haslacher Bürgermeister Josef Rau die erwähnte Tafel an der damals noch existierenden KZ-Baracke am Sportplatz. Erst im Jahr 1998 wurde die "Gedenkstätte Vulkan" eingeweiht, die an die Zeit 1944-45 erinnert.

1998 kam es zu einem ersten und in den Jahren 2000, 2002, 2004 und 2007 kam es zu weiteren Treffen ehemaliger Häftlinge aus ganz Europa in Haslach.

Siehe auch

Literatur

  • Michelle Bicheray-Choquin: Les Camps de Haslach ... Les Déportés racontent. Selbstverlag, 1998

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