Minensuchboot

Minensuchboot

Minenabwehrfahrzeuge sind Kriegsschiffe, deren Hauptaufgabe die Beseitigung von Seeminen ist.

Dieser Artikel beschreibt die verschiedenen Fahrzeugtypen; die verschiedenen Verfahren zur Minenabwehr sind hier beschrieben.

Seeminen wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Kriegen verwandt, aber erst im Ersten Weltkrieg kamen sie in einem solchen Umfang zum Einsatz, dass spezielle Abwehrfahrzeuge entwickelt wurden. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Grundtypen:

  • Minensuchboote
  • Minenräumboote
  • Minenabwehrdrohnen
  • Sperrbrecher
  • Minenjagdboote
  • Minentaucherboote

Inhaltsverzeichnis

Minensuchboote

Minensuchboot Hameln (M1092) der Deutschen Marine, das Typschiff der nach ihr benannten Schiffsklasse

Minensuchboote waren die ersten speziell für die Minenabwehr gebauten Kriegsschiffe. Sie waren dafür ausgelegt, die anfangs ausschließlich eingesetzten Ankertauminen zu räumen. Deshalb haben sie einen geringen Tiefgang und gute Manövriereigenschaften. Während die ersten Boote aus Stahl gebaut waren, ging man später zu nicht-magnetischer Bauweise über, um die Gefährdung durch Magnetminen zu reduzieren. Dafür wurde zunächst Holz verwandt, später GFK oder nicht magnetisierbarer Stahl. Für ihren Einsatz im Küstenvorfeld waren Minensucher meist mit leichten Waffen ausgerüstet und konnten auch für Wachaufgaben eingesetzt werden. Die im Zweiten Weltkrieg im Bereich des Ärmelkanals eingesetzten deutschen Hochseeminensucher waren so stark bewaffnet, dass sie auch als Kanalzerstörer bezeichnet wurden.

Minensucher der Deutschen Marine M1083 Ulm und M1085 Minden in der Nordsee, 1996

Die Räumausrüstung kann aus verschiedenen nachgeschleppten Geräten bestehen, mit denen die Kabel der Ankertauminen geschnitten werden. Anfangs setzte man die Minensuchboote dafür im Gespann ein, um die Räumkabel zwischen den Booten durchs Wasser zu ziehen und einen breiten Kanal zu räumen. Später wurden Räumgeschirre eingeführt, die mittels Scherdrachen zur Seite ausscherten, so dass die Boote einzeln eingesetzt werden konnten. Diese Art der Minenräumung wird als mechanisches Räumen bezeichnet.

Gegen akustische und Magnetminen werden Schallsender und elektromagnetische Kabelschleifen oder so genannte Hohlstäbe, Magnetspulen in einem Bootsrumpf oder Schwimmkörper, nachgeschleppt, die das Magnetfeld größerer Schiffe simulieren und die Minen hinter dem Minensuchboot zur Detonation bringen sollen. Dieses Verfahren wird auch Simulationsräumen genannt. Druckfelder von Schiffen können nicht simuliert werden, weshalb Druckfeld-Minen nicht von Minensuchbooten bekämpft werden können. Dabei ist das Minensuchboot dadurch gefährdet, dass es selbst das Minenfeld befahren muss. Neuere Minensuchboote sind deshalb mit einem Minenmeidesonar gegen Ankertauminen ausgerüstet, und einige Typen können angetriebene Hohlstäbe fernlenken (s.u.: Minenabwehrdrohnen), um sich selbst außerhalb des Minenfeldes aufhalten zu können.

Minenräumboote

Deutsches Minenräumboot F 38, 1917
Modell eines von der Volksmarine aus Beständen der Kriegsmarine übernommenen Räumbootes mit Räumgeschirr (1: Schlepptrossen; 2: Tiefendrachen; 3: Greifer; 4:Greifer fasst Ankertau; 5: Scherdrachen; 6 - 10: Minen)

Minenräumboote sind kleine Minensuchboote für den Einsatz in Küstennähe und in Häfen. Anfangs wurden in diesem Bereich umgebaute Motorboote und -yachten eingesetzt. Sie verfügen meist nur über ein relativ kleines Räumgeschirr für den Einsatz in engen Fahrwassern. In den 1920er Jahren wurden von der Werft Abeking & Rasmussen (A&R) in Lemwerder erstmals Räumboote als eigenständiger Schiffstyp konstruiert. Die ersten Boote wurden in den Jahren 1929 - 1934 gebaut. Sie waren 60 t groß, in Kompositbauweise (Stahlspanten mit Holzbeplankung), hatten MWM- bzw. MAN-Dieselmotoren auf zwei Voith-Schneider-Propellern mit gesamt 714 PS.

Schnelles Minensuchboot Fische der Bundesmarine

Aus dem Typ Minenräumboot ist in der Bundesmarine der Typ "Schnelles Minensuchboot" entstanden, der anfangs in Nebenaufgabe auch zur Bekämpfung von U-Booten vorgesehen war.

Minenabwehrdrohnen

Minenabwehrsystem TROIKA mit ferngelenkten Räumdrohnen

Minenabwehrdrohnen sind ferngelenkte kleine Boote oder Unterwasserfahrzeuge, die auf verschiedene Weise zur Minenabwehr eingesetzt werden. Ferngelenkte Hohlstäbe enthalten eine starke elektrische Magnetspule, die das Magnetfeld eines Schiffes simuliert. Solche Boote können auch Geräuschbojen zur Simulation des Schallfeldes eines Schiffes mitführen. Weitere Entwicklungen erlauben auch den Einbau von Sonaranlagen, deren Bild auf das Lenkboot übertragen wird. Damit können Minen geortet und identifiziert werden.

Minenjagddrohne Pinguin

Ferngelenkte Unterwasserfahrzeuge (Unterwasserdrohnen) können Minen mittels Sonar orten und sie mit Sprengladungen bekämpfen. Dabei legen sie entweder die Ladung bei der Mine ab oder sie tragen die Sprengladung in sich und gehen beim Einsatz verloren.

Sperrbrecher

Sperrbrecher 131 der deutschen Kriegsmarine etwa 1943

Sperrbrecher sind Schiffe, die beim Durchfahren eines Minenfeldes durch ihr eigenes Geräusch-, Magnet-, und Druckfeld Minen zur Detonation bringen und so ein Fahrwasser minenfrei räumen. Sie ergänzen Minensuchboote hinsichtlich der Bekämpfung von Druckminen. Sperrbrecher wurden erstmals im Ersten Weltkrieg und in größerer Zahl im Zweiten Weltkrieg und danach eingesetzt. Es handelte sich meist um umgebaute Frachtschiffe, deren Laderäume durch Fässer oder andere schwimmfähige Behälter gegen das Volllaufen gesichert waren. Ankertauminen wurden mit dem verstärkten Bug zur Detonation gebracht. Außerdem verfügten einige Sperrbrecher über Magnetwicklungen, die ihr Magnetfeld vergrößerten, mit dem Ziel, Minen möglichst schon bei der Annäherung zu zünden. In den achteren Frachträumen der im und nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzten Sperrbrecher wurden zusätzliche Schiffs- oder Flugzeugmotoren aufgestellt, die den erforderlichen Strombedarf zur Erzeugung des elektromagnetischen Kraftfeldes des Schiffes lieferten (bei dem abgelichteten Sperrbrecher 131 Schwan waren es insgesamt zwölf Junkers-Flugmotoren).

Explosionen neben dem Schiff oder im Hinterschiffsbereich in Höhe der Maschinenräume sollten vermieden werden. Wie auf einigen anderen Minenabwehrfahrzeugen auch, wurde die Besatzung durch Holz- oder Pappunterlagen auf den Decks gegen die Detonationsstöße geschützt. Gleichwohl blieb der Dienst auf Sperrbrechern gefährlich, weil Schiff und Besatzung der Minenwirkung ausgesetzt waren.

Die Schiffe waren durch die diversen Umbaumaßnahmen sehr widerstandsfähig. So brach 1946 infolge einer Grundminenzündung das Vorschiff des vom Deutschen Minenräumdienst eingesetzten Sperrbrechers 11 Belgrano in Höhe der vorderen Brückenkante ab. Beide Schiffsteile blieben schwimmfähig. Der Sperrbrecher 11 lief mit eigener Kraft und dem mitgeschleppten Vorschiff in die Elbmündung zurück.[1]

Die Grömitz (M 1064), ein Minenjagdboot der Klasse 332

Bereits im Ersten Weltkrieg wurden einige Sperrbrecher mit Bordflugzeugen ausgestattet, die die Aufgabe hatten, Minen aus der Luft zu entdecken und Minenabwehroperationen als Aufklärer zu unterstützen.

Minenjagdboote

Das US-amerikanische Minenjagdboot USS Raven im Jahr 2004

Minenjagdboote suchen mit einem hochfrequenten Sonar den Meeresgrund nach Minen ab. Die dabei festgestellten Kontakte werden mit einer Unterwasserdrohne oder durch Minentaucher identifiziert und gegebenenfalls mit Minenvernichtungsladungen bekämpft. Auf diese Art können auch Minen bekämpft werden, die von Minensuchbooten nicht geräumt werden können. Sie können jedoch keine im Grund verborgenen Minen orten, die jedoch wiederum durch das Simulationsräumen der Minensuchboote bekämpft werden können. Minenjagdboote, wie die dänischen StanFlex 300 (Flyvefisken-Klasse) verfügen über sogenannte Side-Scan-Sonare, mit denen sie auch Kontakte in Schlamm- und Sandschichten orten können.

Minentaucherboote

Minentaucherboote sind Einsatzfahrzeuge für Minentaucher, die in engen Gewässern wie zum Beispiel Häfen und Einfahrten eingesetzt werden. Minentaucherboote verfügen über für den Tauchereinsatz notwendigen Einrichtungen wie Kompressoren, Druckkammer und Ruheräume.

Verweise

Interne Links

Weblinks

Literatur

  • Peter Arndt: Deutsche Sperrbrecher 1914-1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76376-257-4
  • Friedrich Ruge: Im Küstenvorfeld, 2. verbesserte Auflage, München 1977, ISBN 3-7637-5160-2
  • Köhlers Flottenkalender 1960/61.
  • Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe, Erich Gröner, Lehmanns Verlag, München 1954

Einzelnachweise

  1. Bericht der „Hamburger Zeitung“: "Sperrbrecher 11 sank wieder nicht"

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