Morbus Curschmann-Steinert

Morbus Curschmann-Steinert
Klassifikation nach ICD-10
G71.1 Myotone Syndrome
Dystrophia myotonica (Curschmann-Batten-Steinert-Syndrom)
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Myotone Dystrophie DM1 (auch Myotonia dystrophica oder Morbus Curschmann-Steinert genannt, nach den Erstbeschreibern Hans Curschmann und Hans Gustav Wilhelm Steinert (deutscher Internist, 1875-1911)) ist eine Form der myotonen Muskelerkankung mit Muskelschwäche, Linsentrübung und Hormonstörung (Hypogonadismus). Mit einer Inzidenz von 5/100.000 ist es die häufigste Myotonie und befällt Jungen öfter als Mädchen. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.

Man unterscheidet eine angeborene (kongenitale) Form mit einer Manifestation bei Geburt als „floppy infant“ von einer adulten Form mit einem Erkrankungsgipfel in der zweiten bis dritten Lebensdekade. Die kongenitale Form wird in der Regel von der Mutter vererbt. Es besteht eine Antizipation, das bedeutet eine Zunahme der Symptome und der Ausprägung, sowie eine Abnahme des Manifestationsalters mit der Vererbung von den Eltern auf den Nachkommen.

Die Ursache ist ein genetischer Defekt auf dem Chromosom 19 mit Wiederholung eines CTG-Trinukleotids. Folge dieses Defektes ist die verminderte Produktion der Myotonin-Proteinkinase und dadurch bedingten Schäden an der Muskelfasermembran und an der SERCA-Calciumpumpe.[1]

Die Untersuchung und Diagnose erfolgt mit Messung der elektrischen Muskelaktivität im Elektromyogramm (EMG) (typisches Sturzkampfbombergeräusch) sowie direkter Gendiagnostik aus Leukozyten. Allerdings ist die Aussagekraft über die Ausprägung eingeschränkt, da die Trinukleotidverlängerung in unterschiedlichen Gewebearten stark variiert. Dies trifft insbesondere auch auf die pränatale Diagnostik aus Chorionzotten zu.

Auch Klinik, Familienanamnese und Laboruntersuchungen werden herangezogen (Creatin-Kinase (CK) und Insulin erhöht, Sexualhormone erniedrigt) gestellt. Differentialdiagnostisch ist an die progressive Muskeldystrophie und an die Myotonia congenita Thomsen zu denken.

Die Erkrankung ist wie alle genetisch bedingten Erkrankungen nicht heilbar. Die Lebenserwartung ist auf durchschnittlich 50-60 Jahre verkürzt (Tod durch Herzversagen).

Die Behandlung besteht in Krankengymnastik und medikamentöser Therapie mit Mexiletin, Tocainid oder Phenytoin. Sexualhormongabe und Herzschrittmacher können ebenfalls notwendig sein.

Fenoterol (Partusisten) zur Wehenhemmung in der Schwangerschaft und Succinylcholin bei Narkosen sind kontraindiziert, da beide Substanzen die myotone Symptomatik massiv verstärken können. Narkosen mit Propofol sind zu bevorzugen.

Inhaltsverzeichnis

kongenitale Form

  • Beginn direkt nach der Geburt
  • muskelschwaches Neugeborenes („floppy infant“)

adulte Form

Literatur

  • Hans Curschmann: Über familiäre atrophische Myotonie. In: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde (jetzt: Journal of Neurology). 45, Nr. 3Steinkopf, 1912, S. 161-202. doi:10.1007/BF01629597

Einzelnachweise

  1. Hino S, Kondo S, Sekiya H, et al: Molecular mechanisms responsible for aberrant splicing of SERCA1 in myotonic dystrophy type 1. In: Hum. Mol. Genet.. 16, Nr. 23, December 2007, S. 2834–43. doi:10.1093/hmg/ddm239. PMID 17728322
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