Armagnaken

Armagnaken

Das Haus Armagnac gehörte im Hundertjährigen Krieg zu den Anhängern des Dauphins. Nach dem Ende des Krieges verbreiteten die Söldner dieser Partei als sogenannte Armagnaken oder Armegecken, nach ihrer weißen Armbinde Les Bandes genannt, Angst und Schrecken.

Die Armagnacs gingen aus der Partei Ludwigs von Orléans und später Karls von Orléans hervor, die mit dem Haus Burgund (Philipp der Kühne und später Johann Ohnefurcht) und deren Angängern, den Bourguignons, darum stritten, wer die Regentschaft für den geisteskranken König Karl VI. übernehmen solle. Auf der Seite Karls von Orléans stand hauptsächlich der Adel und auf der Seite Johanns eher die Städte und Zünfte. Diese Auseinandersetzung nahm zeitweise Züge eines Bürgerkrieges an (siehe: Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons).

Nach der Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Azincourt (1415) regierte der König von England in Paris und wurde von den Herzögen von Burgund unterstützt. Die burgundische Partei richtete beim Einzug der Engländer ein Blutbad unter den Anhängern der Orléans an. Der Dauphin, der spätere Karl VII. bildete indessen eine Gegenregierung in Bourges, die entscheidenden Rückhalt bei den Orléans hatte. Weil sich der Herzog von Orléans zu dieser Zeit in englischer Gefangenschaft befand, wurde seine Partei von seinem Schwiegersohn Bernhard von Armagnac geführt und schließlich auch nach ihm benannt.

Nach dem Ende des Krieges konnten diese Söldnerheere nicht wieder aufgelöst werden und verbreiteten Angst und Schrecken.

Als daher Kaiser Friedrich III. die Schweizer unterwerfen wollte und den König Karl VII. von Frankreich um Hilfstruppen bat, schickte dieser die wilden Söldnerhaufen an den Rhein in der Hoffnung, zugleich die Länder am linken Oberrhein in seine Gewalt bringen zu können.

So entstand der Armagnakenkrieg (-Armejäcken-, Armegeckenkrieg, bellum Armenjacum; siehe Alter Zürichkrieg). Statt 5.000 Reisige, wie der Kaiser zuerst verlangt, oder 10.000, wie man dann übereingekommen, schickte Karl mehr als 40.000 Mann und zwar nicht alle wider die Schweizer, sondern mit René, Herzog von Anjou, Lothringen und Bar, auch gegen das diesem feindliche Metz sowie mit dem Grafen Jakob von Lützelstein wider Toul und Verdun und mit Siegfried von Venningen und Jakob von Lichtenberg in das Elsass. Der Dauphin Ludwig selbst zog mit schlussendlich rund 40.000 Mann nach dem Sundgau gegen die Schweizer. Herzog Philipp von Burgund gestattete dem Dauphin den Durchmarsch und ließ viele herumstreifende Rotten zu ihm stoßen. Östlich von Basel bei St. Jakob kam es am 26. August 1444 zur Schlacht bei St. Jakob. 1.500 Männer der Schweizer Vorhut kämpften hier zehn Stunden lang gegen eine große Übermacht und fielen, nachdem sie 6.000 Feinde erschlagen hatten, bis auf 16 Flüchtige.

Der Dauphin zog sich angesichts der Verluste nach dem Elsass zurück und sagte bald darauf im Frieden von Ensisheim den Eidgenossen beständige Freundschaft zu (28. Oktober 1444). Im Elsass und in der Pfalz hausten die A. bis ins nächste Frühjahr fort, raubend und plündernd; die Bauern rächten sich, indem sie alle "Gecken", die sie gefangen nahmen, hinrichteten. Zwar säuberten nach und nach die Truppen der Städte und Reichsfürsten das Land, aber die blutigen Spuren ihrer Anwesenheit konnte man noch lange wahrnehmen. In Frankreich verlor sich der Name A., seit Karl VII. aus ihnen 4.500 Schützen und 15 Lanzenreiter hatte auswählen, die übrigen aber verabschieden lassen.

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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