Namedyer Sprudel

Namedyer Sprudel
Der Geysir Andernach
Zustand des Geysirs vor der Freigabe zum Sprudeln – der Geysir befindet sich unter der Betoneinfassung im Vordergrund
OB Achim Hütten (links) mit der Urkunde zum Eintrag des Geysirs Andernach als weltweit höchster Kaltwassergeysir ins Guinness-Buch der Rekorde

Der Geysir Andernach (vormals Namedyer Sprudel) ist ein Kaltwassergeysir auf dem Namedyer Werth, einer Halbinsel im Rhein bei Andernach. Erstmals brach er 1903 aus, als man nach Kohlensäurenvorkommen zur Gewinnung von Kohlensäure für Mineralwasser suchte. Nach Verschluss des Geysirs 1957 gelang im Jahr 2001 erstmals wieder eine Reaktivierung. Er ist ein so genannter eruption controlled geyser, kann also nicht natürlich ausbrechen. Die Fontäne, gespeist aus einem 350 m tiefen Bohrbrunnen, wird kontrolliert geöffnet und geschlossen. Nach der Öffnung des Schiebers erreicht der weltweit höchste Kaltwassergeysir eine Höhe von 50–60 m.

Der Geysir wird als düsenartiger Geysir betrieben, d.h. der künstliche Schlot befindet sich frei in der Luft und nicht unter der Wasseroberfläche eines Teichs. Über die natürliche Wurfhöhe und das natürliche Eruptionsintervall gibt es in der Presse unterschiedliche Angaben. Die einen Quellen sprechen von einem Eruptionsintervall von ca. 90 Minuten. [1] Andere Quellen sprechen davon, dass der Geysir weiter mit technischer Eruptionskontrolle betrieben werden soll um so ein Eruptionsintervall von zwei Stunden zu erreichen. [2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als man 1903 auf der Namedyer Halbinsel eine Bohrung von 343 m Tiefe zur Erschließung von Kohlensäurevorkommen niederbrachte, im Wasser des alten Rheinarms sah man damals Blasen aufsteigen, wurde der Geysir erstmals eruptiv. Ein Kaltwassergeysir war erbohrt und dieser sprang sogleich auf eine Höhe von 40 m. Der Namedyer Sprudel, so sein damaliger Name, der durch aufperlendes Kohlendioxid ausgestoßen wird, wurde kommerziell und schon bald auch touristisch genutzt. Die Anlage erlitt im Laufe der Jahre erhebliche Schäden. Im Jahr 1957 wurde das Bohrloch im Zuge des Ausbaus der B 9 verschlossen. Seit Ende der 1990er Jahre gab es Bestrebungen, den Geysir als Touristenattraktion wieder zu aktivieren, was mit den strengen Naturschutzauflagen kollidierte, denen das Gebiet unterliegt.

Im Jahr 1990 wurde die Halbinsel Eigentum der Stadt Andernach. Erstmals bohrte man 2001 an einer neuen, etwas von der Straße entfernten Stelle das gasdurchlässige Gestein an. Schon bei der ersten Bohrung sprang der Geysir auf eine Höhe von 40 m. Danach verschloss man aber das Bohrloch wieder mit einem Schieber. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland strengte daraufhin einen Rechtsstreit vor dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz an, um den weiteren Ausbau und die touristische Nutzung des Geysirs innerhalb des Naturschutzgebietes zu verhindern. Im Mai 2005 einigten sich die Stadt Andernach und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland schließlich außergerichtlich, dass der Geysir unter bestimmten Auflagen, die die Belange des Naturschutzes berücksichtigen, wieder springen und auch touristisch genutzt werden darf. [3]

Seit dem 7. Juli 2006 springt er nun wieder regelmäßig, wenn auch kontrolliert und nicht im freien Zyklus. Der Zugang in das Naturschutzgebiet ist derzeit aber nur in wenigen geführten und vorher gebuchten Schiffstouren an einigen Wochenenden während der Sommersaison möglich. Für den Sommer 2008 sind insgesamt 33 Schiffstouren vorgesehen. Die endgültige touristische Erschließung einschließlich des Baus eines Infozentrums, des „Erlebniszentrums Geysir Andernach“, der am 6. Juni 2008 mit traditionellem Richtspruch sein Richtfest feiern konnte, ist für das Jahr 2009 vorgesehen.

Am 9. November 2008 wurde der Geysir Andernach offiziell ins Guinness-Buch der Rekorde als der höchste Kaltwassergeysir der Welt eingetragen. [4]

Funktionsweise

Die bekannten Heißwasser-Geysire, zum Beispiel in Island, eruptieren kochendheißes, mit Wasserdampf vermischtes Wasser. Dabei wird Grundwasser im Boden durch Magma erhitzt und durch eine Röhre nach oben gedrückt. Bei dem Kaltwassergeysir in Andernach treibt hingegen im Bohrloch angesammelte Kohlensäure das Grundwasser mit einem Druck von 30 bar nach oben, sobald die Gas-Wassersäule instabil geworden ist. Dies geschieht etwa alle 90 Minuten. Die Eruptionsdauer des Geysirs beträgt ziemlich genau immer acht Minuten und erreicht dabei eine Höhe von bis zu 60 m. Der Geysir Andernach funktioniert daher prinzipiell ähnlich wie eine Mineralwasserflasche, die geschüttelt und geöffnet wird.

In passiven Vulkangebieten wie der Vulkaneifel gibt es mehrere Kohlenstoffdioxidquellen (Mofetten), die Phänomene wie Kaltwassergeysire ermöglichen. So existiert in der Vulkaneifel mit dem Geysir Wallender Born ein zweiter wenn auch erheblich kleinerer Kaltwassergeysir.

Quellen

  1. Fontäne unter Verschluss in: Die Zeit, 19. Mai 2004
  2. Weltweit größter Kaltwasser-Geysir darf wieder sprudeln in: 3sat nano, 19. April 2006
  3. Welt­größte Kalt­was­ser­fontäne darf sprin­gen - Freie Bahn für den Gey­sir in: Rhein-Zeitung, 11. Mai 2005
  4. Geysir sprudelt ins Guinness-Buch in: Rhein-Zeitung, 07. November 2008

Weblinks

50.4483333333337.37527777777787Koordinaten: 50° 26′ 54″ N, 7° 22′ 31″ O


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