Napoléon François Charles Joseph Bonaparte

Napoléon François Charles Joseph Bonaparte
Prinz Napoleon Franz als Kind, Thomas Lawrence, 1818/19, Öl auf Leinwand, 57.79 cm. x 48.58 cm, heute Fogg Art Museum, Harvard University Art Museums
Der Herzog von Reichstadt in österreichischer Uniform, Moritz Daffinger

Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte (frz. Napoléon-François-Joseph-Charles Bonaparte) (* 20. März 1811 im Tuilerien-Palast in Paris; † 22. Juli 1832 auf Schloss Schönbrunn bei Wien) war kaiserlicher Kronprinz und (Titular-)König von Rom (seit 1811) sowie später Prinz von Parma (1814-17) und danach Herzog von Reichstadt (seit 1818).

Als erster legitimer männlicher Nachkomme Napoléon Bonapartes war er dessen lang erhoffter Thronfolger von Frankreich und erhielt deshalb auch den Übername L’Aiglon („Sohn des Adlers“). Nach den beiden Abdankungen (1814 und 1815) und schließlich dem Tode seines Vaters 1821 wurde er jeweils von den Bonapartisten als Napoleon II. zum Kaiser ausgerufen. Jedoch beanspruchte er weder die Herrschaft in Frankreich noch wurde er in seinem kurzen Leben jemals mit politischen Führungsaufgaben betraut.

Leben

Nachdem Napoléon I. für die Herrschaft der Hundert Tage wieder auf der politischen Bühne Europas erschienen war, musste er am 22. Juni 1815 erneut abdanken. Dieses Mal verzichtete er aber nicht auf die Nachfolge und proklamierte seinen am 22. April 1815 zum Prince Imperial (aber nicht erneut zum König von Rom) ernannten Sohn ausdrücklich mit dem Namen Napoléon II. zum Kaiser der Franzosen. Eine tatsächliche Wirkung entfaltete jedoch auch diese Proklamation nicht mehr, da am 8. Juli 1815 bereits Ludwig XVIII. nach Paris zurückkehrte, um die Regierung zu übernehmen.

Im Zuge des Wiener Kongresses wurde beschlossen, dass die ehemalige Kaiserin Marie-Louise und ihr Sohn Franz die 1814 im Vertrag von Fontainebleau erhaltenen Titel des Herzogtums Parma weiterhin führen durften – Marie-Louise als Herzogin, Franz als Prinz von Parma.

1817 wurde dem Prinzen von Parma auf Bestreben der Alliierten Russland und England der Titel wieder aberkannt, da er als Prinz von Parma erbfolgeberechtigt gewesen wäre – und einen Bonaparte auf einem europäischen Thron galt es nach Sicht der Siegermächte zu vermeiden. Sein Großvater Kaiser Franz I. schenkte ihm daraufhin am 22. Juli 1818 die böhmische Provinzstadt Reichstadt (tschechisch: Zákupy) und erhob diese zum Herzogtum, woraufhin sich Franz als Herzog von Reichstadt bezeichnen durfte.

Grab von Napoleon II. im Invalidendom

In Wien freundete sich der junge Franz mit seiner angeheirateten Tante, der sechs Jahre älteren Erzherzogin Sophie Friederike von Bayern an. Die beiden besuchten zusammen Bälle und Konzerte, und der Wiener Klatsch glaubte sogar, dass Sophies zweiter Sohn Ferdinand Maximilian das Kind des Herzogs von Reichstadt war.

Der Herzog hatte bereits früh mit Lungenproblemen zu kämpfen und erkrankte schließlich an der Tuberkulose, an der er am 22. Juli 1832 - erst 21-jährig - auf Schloss Schönbrunn in Wien starb.

Er wurde in der Wiener Kapuzinergruft bestattet. 1940 wurde sein Sarkophag mit dem Leichnam auf Befehl Adolf Hitlers nach Paris überführt und im Invalidendom zunächst in der Krypta an der Seite von Napoleon I. aufgestellt. Später wurde der Sarkophag in die Unterkirche verbracht. Sein Herz (in der Herzgruft in St. Augustin) und seine Eingeweide (in der Herzogsgruft des Stephansdoms) verblieben jedoch, auf Grund des komplizierten Begräbnissystems der Habsburger, welches Hitler nicht bekannt war, in Wien.

Literatur

  • Octave Aubry: Der König von Rom. 4. Auflage. Rentsch, Erlenbach-Zürich 1949
  • André Castelot: Der Herzog von Reichstadt. Biographie. Neff, Wien u. a. 1960
  • Gerd Holler: Napoleons Sohn - Der unglückliche Herzog von Reichstadt. Amalthea, Wien 1987 ISBN 3-85002-248-X
  • Guillaume-Isidore Baron Montbel: Der Herzog von Reichstadt. Weygand, Leipzig 1833 (Digitalisat)

Weblinks


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