Napoléon IV.

Napoléon IV.

Napoléon Eugène Louis Jean Joseph Bonaparte (* 16. März 1856 in Paris, Palais des Tuileries; † 1. Juni 1879 in Südafrika) war kaiserlicher Prinz von Frankreich (Prince Imperial und Fils de France) und einziger Sohn von Kaiser Napoléon III. und dessen Ehefrau, Kaiserin Eugénie de Montijo.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Napoléon „IV“ Bonaparte (Foto von Florman, Stockholm, 1878)

Prinz Louis Napoléon wurde geboren während der Verhandlungen zum Pariser Frieden, der den Krimkrieg beendete und zu einer neuen Mächtekonstellation in Europa führte. An Stelle der alten Kontinentalmacht Russland trat nun das Frankreich seines Vaters. Die Geburt war sehr schwierig, da sich das Kind im Leib der Mutter gedreht hatte. Nach dem Erfolg der Zangengeburt defilierten die Vertreter sämtlicher Großmächte, die an den Friedensverhandlungen teilnahmen. Mit der Geburt des Prinzen schien die dauerhafte Herrschaft der Dynastie Bonaparte in Frankreich gesichert zu sein. [1] Der Prinz wurde am 14. April in Notre Dame de Paris getauft. Seine Taufpaten waren Papst Pius IX. und Joséphine de Beauharnais jr., die Königin von Schweden.

Prinz Louis Napoléon musste in den 1870er Jahren im Zuge des verlorenen Deutsch-Französischen Krieges und der damit verbundenen endgültigen Abschaffung der Monarchie in Frankreich mit seinen Eltern nach England ins Exil gehen. Die kaiserliche Familie ließ sich in Chislehurst, Grafschaft Kent (heute: London Borough of Bromley) nieder. Ab Oktober 1872 besuchte Prinz Louis Napoléon die Kriegsschule in Woolwich. Später wurde er zur Royal Horse Artillery in Aldershot versetzt.

Nachdem sein Vater am 9. Januar 1873 verstorben war, proklamierten die restlichen Anhänger der Bonapartes am 16. März 1874 Louis als Napoléon IV. wirkungslos zum neuen „Kaiser der Franzosen“ und Präsidenten der „Bonapartisten“. Da sich die Familie oft am englischen Königshof aufhielt, kamen schnell Gerüchte auf, dass sich Louis mit Prinzessin Beatrice, der jüngsten Tochter von Königin Victoria, vermählt hätte – er soll mehrere vergebliche Versuche unternommen haben, um die Hand einer Prinzessin anzuhalten.

Louis nahm als Offizier der britischen Armee freiwillig am Zulukrieg in Südafrika teil. Er sollte im Stab von Lord Chelmsford dienen und das Gelände aufnehmen, über das die Briten vorrückten. Dabei wurde den britischen Befehlshabern immer wieder aufgetragen, ihn nicht in gefährliche Situationen geraten zu lassen und ihn mit einer ausreichend großen Eskorte zu versehen. Am 1. Juni 1879 plante er die Erkundung des Gebietes. Die Hälfte seiner Begleitung versammelte sich aber an der falschen Stelle, so dass Louis nur mit Leutnant Carey vom 98. Regiment (North Staffordshire) und sieben Mann aufbrach. Am Fluss iTyotyosi wurden sie von 40 Zulukriegern überrascht. Die britische Patrouille saß auf und die meisten Männer entkamen. Das Pferd von Louis brach aus und er wurde abgeworfen. Er versuchte zu Fuß zu entkommen und auf seine Verfolger zu schießen, wurde aber von diesen eingeholt und überwältigt. Seine Leiche wies 18 von Assegais stammende Wunden auf. In Europa wurde der Tod des letzten Anwärters auf den französischen Kaisertitel vor allem von den Anhängern der Familie Bonaparte mit Bestürzung wahrgenommen. Zu seinem Nachfolger und Haupterben hatte Louis den Prinzen Napoléon Victor Bonaparte ernannt – unter Umgehung dessen Vaters, des Prinzen Napoléon Joseph Charles Paul Bonaparte (genannt Plonplon). Louis' Leichnam wurde nach England verschifft, um dort zuerst neben dem Vater in Chislehurst und später in einem speziell von der Mutter entworfenen Mausoleum in ihrem Besitz Farnborough bestattet zu werden. Hier ist neben ihm auch sein Vater, Kaiser Napoléon III., und, seit deren Tod im Jahre 1920, auch seine Mutter bestattet.

Nach Eugénie, seiner Mutter, ist der Asteroid Eugenia benannt. Als 1999 ein natürlicher Satellit bei Eugenia entdeckt wurde, erhielt dieser, nach Prinz Louis Napoléon, den Namen Petit-Prince („kleiner Prinz“).

Literatur

Sachbuch

  • Alain Frerejean: Napoléon IV. Un destin 1856-1879. Michel, Paris 1997, ISBN 2-226-09438-5
  • Maurice d'Herisson: Der kaiserliche Prinz. Reichel, Leipzig 1894
  • Katherine John: Le prince impérial, Julliard, Paris, 1947
  • Heinz Rieder: Napoleon III. – Abenteurer und Imperator, Casimir Katz Verlag Gernsbach 2006, EDITION KATZ, ISBN 3-93804716-X
  1. Heinz Rieder: Napoleon III. Abenteuer und Imperator S. 217

Belletristik

  • Heinrich Dauthage: Napoleon IV. Ein ungeschichtliches Schauspiel geschichtlicher Ereignisse und Personen. Zsolnay, Berlin 1938
  • Maurice Rostand: Napoléon IV. Edition l'illustration, Paris 1928

Weblinks


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