Naramsin

Naramsin
Naram-Sin-Stele

Naram-Sîn/Suen, später DingirNaram-Sin/Suen, war von 2273 v. Chr. bis 2219 v. Chr. (mittl. Chronologie) bzw. 2209 v. Chr. bis 2155 v. Chr. (kurze Chronologie) König von Akkad, der während seiner Regierungszeit vergöttlicht wurde (Gottesdeterminativ Dingir).

Namensbedeutung: Der von Sin/Suen geliebte

Inhaltsverzeichnis

Regierungsverlauf

Die Regierung Naram-Sîns begann mit einem Aufstand babylonischer Städte, an dem auch Mari, Magan, Elam, Warahše im Osten, Mardaman und Šimurru teilnahmen. Ein großer Teil seiner Regierungszeit wurde durch Feldzüge eingenommen, die ihn noch weiter herumführten als den berühmten Sargon, den Begründer der Dynastie. Im Zagros führte er Krieg gegen die Lullubi unter König Anubanini. Im Norden scheint seine Herrschaft bis nach Urkeš im Gebiet der Hurriter gereicht zu haben.

In Tell Brak am oberen Chabur ließ er, wie Ziegelinschriften belegen, einen befestigten Palast anlegen, der auch große Magazine enthielt. Die Garnison kontrollierte vermutlich den Handel mit dem Hochland. In einigen Räumen wurden Getreidereste, in anderen Gold, Silber und Edelsteine gefunden.

Ein großer Teil Nordsyriens befand sich zu dieser Zeit unter akkadischer Herrschaft. Naram-Sin eroberte Subartu und erreichte das obere Meer (Mittelmeer), das Taurusgebirge und die Zedernberge des Amanos. Mit Byblos wurde Handel getrieben. Nach einer Inschrift auf einer Streitkeule eroberte Naram-Sin Armanum, wo er den König Risch-Adad an die Pfosten des Eingangstores band, sowie Ebla und Elam. Naram-Sin soll der erste König gewesen sein, der Armanum und Ebla heimgesucht habe (allerdings hatte sich bereits Sargon der Eroberung Eblas gerühmt). Dieser Sieg wird auf 2275 v. Chr. oder 2250 v. Chr. angesetzt. Archäologisch konnte eine Eroberung von Ebla allerdings bisher nicht belegt werden. Manche Forscher nehmen daher an, dass die Bezeichnung Eb/ibla der Keilschrifttexte nicht den Tell Mardich meint.

Naram-Sin rühmt sich auch des Sieges über Manuim, den König von Magan. Magan wird später als Bezeichnung von Ägypten benutzt, daher möchte S. N. Kramer Manium mit Menes gleichsetzen. Andere Forscher lokalisieren Magan jedoch in den Bergen von Oman.

Mehrere von Naram-Sins Töchtern bekleideten hohe Positionen in den Städten des Reiches. En-men-ana war Entu-Priesterin des Sin im Egipar in Ur (belegt durch einen Siegelabdruck aus Girsu), Tuta-napšum war Naditum-Priesterinen im Ekur in Nippur und Sumšani war Entu-Priesterin des Šamaš in Sippar.[1] Wie bei Sargons Tochter En-hedu-anna, Priesterin des Nanna in Ur, kann man davon ausgehen, dass sie alle neben religiösen Funktion auch die politische Kontrolle über die entsprechenden Städte innehatten oder diese zumindest mit beeinflussten. Ein Siegel seiner Tochter Tar'am-Agade wurde in Urkeš am Chabur gefunden. Da es eine Tierkampfszene (ein nackter Held bezwingt einen Wasserbüffel) zeigt, nehmen Buccellati und Kelly-Buccellati an, dass sie keine Priesterin war, sondern eine politische Funktion wahrnahm. Vielleicht war sie die Gemahlin des dortigen endan.

Dass Naram-Sin mit Elam einen Vertrag schloss (dessen elamitische Version erhalten ist), wird als Indiz dafür gedeutet, dass er diesen Staat nicht mehr niederwerfen konnte wie die Kriegsgegner vor ihm - Anzeichen des beginnenden Niederganges. In der Folge wurde Elam unter Kutik-inšušuinak völlig selbständig.

Naram-Sins Nachfolger war sein Sohn Sar-kali-šarri, mit dessen 25 jähriger Regierungszeit das Reich von Agade endete. Nach altbabylonischen Überlieferungen war am Untergang des Reiches ein Frevel Naram-Sins gegen den Gott Enlil schuld, der den ekur in Nippur plünderte. Danach verließ Inanna Akkad und es kam mit dem "Volk, welches keine Zügel duldet" solches Unheil über Akkad, dass der Meerfahrer sein Boot nicht mehr segeln konnte, der Königsbote seinen Weg nicht vollenden konnte, die Felder kein Korn hervorbrachten, die Fischteiche keine Fische, die Stadttore zu Staub wurden und Räuber auf den Straßen hausten. Schließlich beschlossen die Götter, dass Akkad zerstört werden müsse, um die anderen Städte Mesopotamiens zu retten.

Herrschertitel

Er führte die Titel des "Königs der vier Weltgegenden", "Gott von Akkad" und "Ehegatte der Ischtar Annunitum" und ließ seinen Namen mit dem Gottes-Determinativ schreiben, Eide wurden unter anderem in seinem Namen geschworen. In der Tat wurde ihm in der Ur-III-Zeit göttliche Verehrung dargebracht, wie auch seinem Großvater Sargon. Auf der Naram-Sin-Stele trägt er eine einfache Hörnerkrone, wie sie sonst nur niederen Gottheiten zusteht.

Nachkommen

  • Sar-kali-šarri, Nachfolger als König von Akkad
  • Lipitili, ensi (Statthalter) von Marad
  • Tar'am-Agade, Königin von Urkeš?
  • En-men-ana, Entu-Priesterin des Nanna in Ur
  • Tuta-napšum, Priesterin in Nippur
  • Sumšani, Priesterin in Sippar.

Bildwerke

  • Die 2 m hohe Naram-Sin-Stele (heute im Louvre) zeigt den König in kurzem Schurz, mit bloßem Oberkörper und mit Hörnerkrone, wie er im Bergland dem besiegten Lullubi gegenübertritt. Er trägt einen Bogen und Keule, in der rechten Hand hält er einen Pfeil. Ob der Feind ihm gegenüber sich mit einem Speer selbst entleibt oder vom Pfeil des Großkönigs getroffen ist, lässt sich nur schwer entscheiden. Die Stele war ursprünglich in Sippar aufgestellt, wurde aber in Susa gefunden, wohin sie von den siegreichen Elamitern verschleppt worden war.
  • Eine weitere Stele des Naram-Sin stammt aus Pir Hüsseyn (Türkei). Sie besteht aus Diorit und zeigt den Herrscher, wie er einen Feind erschlägt.
  • Das mit Naram-Sin in Zusammenhang gebrachte Felsrelief von Darband-i-Gaur in Turkestan konnte nach eingehenden ikonografischen Untersuchungen einem unbekannten Herrscher zugeschrieben werden. Die Abbildung zeigt einen König barfüßig bei einer Tempelprozession; die Kleidung unterscheidet sich in wesentlichen Teilen von der des Naram-Sin, der immer mit einem langen Gewand und Lendenschurz sowie einem doppelknotigen Gürtel dargestellt wird. Auf der Zeichnung des Felsreliefs trägt der Herrscher zusätzlich einen Rock, wobei auch die Proportionen Unterschiede aufweisen. Zudem ist von Naram-Sin auch kein Feldzug in die Region Turkestan bekannt.[2]

Literatur

  • Cheim Bermant, M. Weitzman: Ebla. Umschau, Frankfurt am Main 1979. ISBN 3-524-69014-9
  • Giorgio Buccellati, Marilyn Kelly-Buccellati: Das archäologische Projekt Tall Mozan/Urkeš. in: Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Berlin. Berlin 131 (1999), 7-16. ISSN 0342-118X
  • Jean Bottéro: Das erste semitische Großreich. In: Elena Cassin, Jean Bottéro, Jean Vercoutter (Hgg.): Fischer Weltgeschichte. Bd 2. Die Altorientalischen Reiche. T 1. Vom Paläolithikum bis zur Mitte des 2. Jahrtausends. Frankfurt 1965, 91-129. ISBN 3-596-60002-2
  • Dietz Otto Edzard Geschichte Mesopotamiens, C.H.Beck Verlag München 2004, ISBN 3-406-51664-5
  • Gebhard J. Selz Sumerer und Akkader, C.H.Beck Verlag München 2005, ISBN 3-406-50874-X

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Frauke Weiershäuser: Die königlichen Frauen der III. Dynastie von Ur. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2008, (Göttinger Beiträge zum Alten Orient. Bd. 1), S. 255-259.
  2. Vgl. Representations of gods, Brill, Leiden 1983, ISBN 90-04-07114-8, S. 99.



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Naramsin — Naramsin,   König (um 2155 2119 v. Chr.) der Akkaddynastie in Babylonien; erneuerte das Reich seines Großvaters Sargon bis nach Syrien und Ostkleinasien. Naramsin baute u. a. einen Palast in Tell Brak. Seinen Sieg über die Lulubäer, ein Bergvolk… …   Universal-Lexikon

  • Naramsin: Höhepunkte akkadischer Bildkunst —   Naramsin, der vierte Herrscher der Dynastie von Akkad, ist vor allem durch eine Sandsteinstele bekannt, mit der er seinen Sieg über das Bergvolk der Lulubäer feierte. Mit ihrer ausdrucksstarken Darstellung bildet sie eine der Hauptattraktionen… …   Universal-Lexikon

  • Naramsin Awrohum — (born 20 January 1985) is a Turkish born ethnic Assyrian professional footballer. He currently plays for Assyriska in Sweden.[1][2] [3] References ^ http://www.trans …   Wikipedia

  • Chusische Sprache — Elamisch (Eigenbezeichnung des Landes: haltamti) Gesprochen in vormals in Iran Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Isolierte Sprache Elamisch Offizieller Status …   Deutsch Wikipedia

  • Elamisch — (Eigenbezeichnung des Landes: haltamti) Gesprochen in vormals in Iran Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Isolierte Sprache Elamisch Offizieller Status …   Deutsch Wikipedia

  • Elamische Sprache — Elamisch (Eigenbezeichnung des Landes: haltamti) Gesprochen in vormals in Iran Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Isolierte Sprachen Elamisch …   Deutsch Wikipedia

  • Elamitisch — Elamisch (Eigenbezeichnung des Landes: haltamti) Gesprochen in vormals in Iran Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Isolierte Sprache Elamisch Offizieller Status …   Deutsch Wikipedia

  • Elamitische Sprache — Elamisch (Eigenbezeichnung des Landes: haltamti) Gesprochen in vormals in Iran Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Isolierte Sprache Elamisch Offizieller Status …   Deutsch Wikipedia

  • Mesopotamien und Kleinasien: Städte, Staaten, Großreiche —   Das Land an Euphrat und Tigris, das von den Griechen Mesopotamien, »Zwischenstrom(land)«, genannt wurde, gehört zu den frühesten Gebieten der Erde, die eine Hochkultur hervorgebracht haben. Bereits um 3000 v. Chr. entstanden hier erste… …   Universal-Lexikon

  • Nippur: Sumers Kultzentrum —   Unter den sumerischen Städten des 3. Jahrtausends v. Chr. nahm Nippur eine herausragende Stellung ein. Dies verdankte die Stadt aber etwa nicht einer machtpolitischen Dominanz im südlichen Mesopotamien, sondern ihrer besonderen geistig… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”