Narbengewebe

Narbengewebe
frische Narbe nach einem Kaiserschnitt (unten) und Linea nigra (oben)

Als Narbe (lat. cicatrix) wird nach Zerstörung des kollagenen Netzwerks der Haut ein minderwertiges, faserreiches Ersatzgewebe bezeichnet, das einen Endzustand der Wundheilung darstellt. In Narben ist das Kollagen nicht mehr komplex verflochten, sondern parallel angeordnet. Hautanhangsgebilde wie Talg- oder Schweißdrüsen fehlen.

Bei traumatischen und andersartigen Läsionen mit Durchtrennung oder Verlust von Gewebe wird die Wunde zunächst durch ein Fibrinkoagel verschlossen und in der Folge Entzündungszellen rekrutiert. Es bildet sich in der Folge ein Granulationsgewebe, welches schließlich durch kollagenreiches Bindegewebe ersetzt wird, das sich im weiteren Heilungsverlauf strafft. Daneben kommt es zu einer Reepithelisierung der Hautoberfläche.

Inhaltsverzeichnis

Haut

Oberflächliche Läsionen der Oberhaut heilen folgenlos im Sinne einer „restitutio ad integrum“ ab. Eine Narbe entsteht bei Verletzungen der Haut nur, wenn die Lederhaut verletzt wurde. Nachdem das Narbengewebe zu Beginn noch von vielen Blutgefäßen (Angiogenese) durchzogen wird, weist es eine rote Farbe auf. Mit dem weiteren Umbau bilden sich die Blutgefäße zurück, während der Anteil der kollagenen Fasern zunimmt. Damit steigt einerseits die Reißfestigkeit der Narbe, andererseits wird sie jetzt heller als das umliegende Gewebe, da im Narbengewebe die Melanozyten (zumindest zunächst, unter Umständen aber auch dauerhaft) fehlen. Trotz der vielen kollagenen Fasern stellt eine Narbe jedoch ein minderwertiges Gewebe dar. Bei starken Belastungen können im späteren Leben Narbenbrüche entstehen.

Während Melanozyten wieder einwandern können, spielen Reste von Haarfollikeln, Talg- oder Schweißdrüsen mit ihrem Epithelgewebe zunächst eine wichtige Rolle bei der Reepithelisierung der Hautoberfläche. Sind diese Reste untergegangen, werden sie nicht neu gebildet und fehlen in der Folge in einer Narbe dauerhaft.

Besondere Formen sind das Keloid und die hypertrophe Narbe.

Narben anderer Organe

Auch bei Schädigungen anderer Organe werden deren abgestorbene gewebstypischen Zellen durch ein narbiges Bindegewebe ersetzt. Nach einem Herzinfarkt sterben die Myokardzellen ab. Die Größe der entstehenden Narbe bewirkt eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzens und kann zu Herzrhythmusstörungen führen.

Narbenbehandlung

Eine gute Versorgung der Wunde während der Wundheilung kann die Narbenbildung im Hinblick auf Aussehen und Funktionalität positiv beeinflussen, sie aber nicht vollständig verhindern.

Eine Narbennachbehandlung, die Narben gänzlich eliminieren würde, ist bis heute nicht möglich. Vorhandene, überschießende Narben können aber mittels Narbenmobilisierung oder invasiver Verfahren (etwa Laser, Operation, Stickstoffvereisung oder Dermabrasion) gebessert werden; bei den operativen Verfahren bestehen aber Risiken der Narben-Neubildung.

Narben können auch durch monatelanges, mehrmals tägliches Einmassieren spezieller Salben (beispielsweise Salben mit einer Kombination aus Heparin, Allantoin und Zwiebelextrakt, oder silikonhaltige Gele) behandelt werden; dabei wird zur Unterstützung der Wirksamkeit Heparin-haltiger Narbengele auch Ultraschall verwendet. Auch Narbenpflaster (insbesondere Silikonauflagen, vor allem bei hypertrophen Narben) kommen zur Verringerung von Narbenwülsten und bei Verbrennungen zum Einsatz. Zur Wirkung dieser Verfahren gibt es widersprüchliche Ergebnisse.

Bei großflächigen Verletzungen (wie Brandverletzungen) werden Kompressionsverbände, die monate- oder jahrelang getragen werden sollen, eingesetzt.

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