Nargen

Nargen

59.56333333333324.5152777777787Koordinaten: 59° 34′ N, 24° 31′ O

Lage von Naissaar

Naissaar (deutsch Nargen, schwedisch Nargö) ist eine zu Estland gehörige Insel im Finnischen Meerbusen.

Lage

Naissaar liegt rund 8 km nördlich vom estnischen Festland. Die Insel umfasst eine Fläche von 18,6 km². Die höchste Erhebung ist mit 27 Metern der Kunilamägi. Hatte die Insel 1934 noch 450 Einwohner, so ist sie heute fast unbewohnt. Naissaar liegt an der Einfahrt zur Bucht von Tallinn und war deswegen in der Vergangenheit von großer strategischer Bedeutung.

Geschichte

Der Leuchtturm

Der Name der Insel bedeutet „Fraueninsel“. Möglicherweise ist Naissaar auch die Insel, die in der Chronik Adam von Bremens (um 1075) als Terra feminarum erwähnt wird. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert wurde sie ständig bewohnt. Sie war das östlichst gelegene Siedlungsgebiet der Estlandschweden; später siedelten sich auch Esten an. Wegen ihrer strategisch günstigen Lage wurde sie seit dem ersten Nordischen Krieg militärisch genutzt und von Schweden zur Festung ausgebaut. 1788 wurde ein erster Leuchtturm erbaut. Der heutige Leuchtturm wurde 1960 erbaut und hat eine Höhe von 47 m. Die größten Festungsanlagen der Insel stammen aus der Zeit der russischen Herrschaft vor dem Ersten Weltkrieg. Dazu zählt auch eine Schmalspurbahn von der Nord- zur Südspitze der Insel.

1917 geriet Naissaar in die Wirren der Russischen Revolution. Estland war im April 1917 von der zaristischen Regierung eine gewisse Autonomie unter russischer Suzeränität gewährt worden. Der Maapäev, die provisorische Regierung, sah sich aber nach der Oktoberrevolution den bolschewistischen Aufrührern ausgesetzt. Im Dezember 1917 übernahmen meuternde Matrosen die Kontrolle über die Insel und riefen eine Räterepublik aus, die Räterepublik Nargen (Naissaare Nõukogude Vabariik). Dieser Miniaturstaat – nicht mehr als 90 Matrosen – existierte jedoch nur knapp drei Monate. Am 24. Februar 1918 erklärte Estland seine Unabhängigkeit, wurde aber umgehend von deutschen Truppen besetzt. Am 26. Februar flohen die revolutionären Matrosen über den Seeweg vor dem deutschen Vormarsch.

1920–1940 gehörte die Insel zum nunmehr unabhängigen Estland und wurde wie das gesamte Land 1940 sowjetisch. 1941–44 nach dem Überfall auf die Sowjetunion hielt die Wehrmacht Naissaar besetzt. 1944 flohen die meisten Schweden vor dem Vormarsch der Roten Armee über die Ostsee nach Schweden. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Sowjetunion auf der Insel die größte Minenfabrik im gesamten Ostseeraum, und bis 1991 war die Insel militärisches Sperrgebiet. Bis heute sind als Folge der Rüstungsindustrie viele Böden stark mit Öl und Schwermetallen belastet. Nach der Unabhängigkeit Estlands verließ die Rote Armee die Insel.

1995 wurde sie zu einem Naturschutzgebiet umgewandelt. Sie soll einem sanftem Tourismus zugänglich gemacht werden, und so wurden auch die Holzhäuser der alten schwedischen Dörfer restauriert. Auch ein Teil der Schmalspurbahn wurde wieder in Betrieb genommen.

Am 10. August 2005 stürzte östlich der Insel ein Helikopter der finnischen Fluggesellschaft Copterline ins Meer. Bei dem Unglück kamen alle 14 Hubschrauberinsassen ums Leben.

1879 wurde auf Nargen der deutsche Physiker und Optiker Bernhard Schmidt geboren.

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nargen — (Nargö), Insel im Finnischen Meerbusen, vor dem Hafen von Reval in dem Gouvernement Esthland (Europäisches Rußland); hat geringe Bevölkerung, viel Wald, Leuchtthurm mit sich drehendem Feuer, mehre Landungsplätze. Hier stationirte die englische u …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nargen — (Nargö), bewaldete, von gefährlichen Riffen und Sandbänken umgebene Insel im Finnischen Meerbusen, 17 km von Reval, 12,5 qkm groß, zu Esthland gehörend. Auf der Insel befindet sich ein Leuchtturm …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nargen — (Nargö), Insel im Finn. Meerbusen, vor dem Hafen von Reval, 13 qkm, Leuchtturm …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Stepan Petrichenko — Infobox Officeholder name = Stepan Petrichenko |230px nationality = Russian order = Chairman of the Soviet Republic of Soldiers and Fortress Builders of Nargen term start = December, 1917 term end = February 26, 1918 predecessor = Vladimir Lenin… …   Wikipedia

  • Naissaar — Vorlage:Infobox Insel/Wartung/Bild fehlt Naissaar Gewässer Finnischer Meerbusen Geographische Lage …   Deutsch Wikipedia

  • Naissaar — from the air Viimsi parish Naissaar …   Wikipedia

  • Kaljuste — Tõnu Kaljuste (* 28. August 1953 in Tallinn) ist ein estnischer Dirigent. Inhaltsverzeichnis 1 Frühe Jahre 2 Dirigent 3 Internationale Karriere 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Tonu Kaljuste — Tõnu Kaljuste (* 28. August 1953 in Tallinn) ist ein estnischer Dirigent. Inhaltsverzeichnis 1 Frühe Jahre 2 Dirigent 3 Internationale Karriere 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Tõnu Kaljuste — (2008) Tõnu Kaljuste (* 28. August 1953 in Tallinn) ist ein estnischer Dirigent. Inhaltsverzeichnis 1 Frühe Ja …   Deutsch Wikipedia

  • Naissaar — Géographie Pays …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”