Nationalpark Kellerwald

Nationalpark Kellerwald
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Blick vom Ringelsberg bei Asel-Süd über einen Teil des Edersees in Richtung Ost-Südosten zum Nationalpark Kellerwald-Edersee mit Dickem Kopf
Blick vom Ringelsberg bei Asel-Süd über einen Teil des Edersees in Richtung Ost-Südosten zum Nationalpark Kellerwald-Edersee mit Dickem Kopf
Deutschland
Lage: Hessen, Deutschland
Besonderheit: Rotbuchenwälder
Nächste Stadt: Bad Wildungen, Korbach, Frankenberg, Kassel
Fläche: 57,24 km²
Gründung: 1. Januar 2004
Adresse: Nationalpark Kellerwald-Edersee

Laustr. 8
34537 Bad Wildungen

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist ein 57,24 km² großer Nationalpark im nördlichen Teil des Mittelgebirges Kellerwald im Landkreis Waldeck-Frankenberg, Hessen (Deutschland).

Die Nationalparkverwaltung befindet sich im östlich des Parks gelegenen Bad Wildungen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Nationalpark, der im westlichen Teil Nordhessens etwa 40 km (Luftlinie) südwestlich von Kassel liegt, bedeckt einen kleinen nördlichen Teil des Kellerwalds. Sein Gebiet ist ungefähr deckungsgleich mit der Bergregion der Ederhöhen, die sich unter anderem südlich des Edersees ausbreitet. Der Park befindet sich innerhalb der Grenzen des Naturparks Kellerwald-Edersee.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee, der in seinen Grenzen völlig unbesiedelt ist, umfasst ein Gebiet südlich des Edersees zwischen den folgenden Ortschaften (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Bringhausen, Rehbach, Hemfurth-Edersee, Affoldern, Giflitz, Kleinern, Gellershausen (alle zu Edertal), Frebershausen (zu Bad Wildungen), Frankenau, Altenlotheim (zu Frankenau), Schmitt- und Kirchlotheim, Harbshausen und Asel-Süd (alle zu Vöhl).

Im Westen, Norden und Osten grenzt er an das Tal der Eder, in dem Edersee und Affolderner See liegen, im Südosten und Süden an jenes des Wesebachs und im Südwesten und im Westen neben dem Edertal an das Tal des Lorfebachs.

Etwas nördlich vom Nationalpark Kellerwald-Edersee bzw. am Südufer des Edersees liegt der dem Nationalpark angegliederte Wildpark Edersee mit der Greifvogelstation „Greifenwarte Wildpark Edersee“ und dem Buchenwald-Informationszentrum „Fagutop“.

Flora

Buchenwald nahe dem Edersee

Die charakteristische Waldgesellschaft des Nationalparks ist der bodensauere Hainsimsen-Buchenwald. Auf nährstoffreicheren Standorten kommt kleinflächig der Waldmeister- und Perlgras-Buchenwald vor. Hinzu kommen eine Vielzahl besonderer Wälder wie Eichen-Trockenwald, Eichen-Hainbuchenwald sowie Blockschutt- und Hangwälder mit Winter- und Sommerlinde und anderen Edellaubhölzern. An den Steilhängen des Edersees gibt es zahlreiche Silikatfelsfluren mit der europaweit hoch gefährdeten Pfingst-Nelke.

Neben den Waldstandorten gibt es über 200 ha Driesche (ehemalige Hutungen) und Waldwiesen entlang der Bäche. Hier wachsen Arnika, Heidenelke, Waldläusekraut, Teufelskralle und Breitblättriges Knabenkraut u.a.. Insgesamt gibt es im Nationalpark über 550 Farn- und Blütenpflanzen. Bisher konnten außerdem 326 Großpilzarten nachgewiesen werden. Die Flechten sind mit bisher 270 Arten vertreten.

Fauna

Die heimischen Großsäugetiere sind mit Rothirsch, Reh und Schwarzwild vertreten. Hinzu kommen die 1935 ausgesetzten Wildarten Mufflon und Damwild. Insgesamt beherbergt der Nationalpark 44 Säugerarten, darunter Fuchs, Dachs, Baum- und Steinmarder, Iltis, Hermelin und Mauswiesel. Auch Feldhase, Igel, Siebenschläfer und Haselmaus kommen vor. 1934 wurde erstmals in Europa der Waschbär am Edersee ausgesetzt. Im Jahr 2007 wurde die seit 60 Jahren als ausgestorben geltende Wildkatze (Felis silvestris) nachgewiesen.

Im Nationalpark leben 15 der 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten. Darunter Große Bartfledermaus, Braunes Langohr und die besonders gefährdeten Arten Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus.

Zudem leben 75 Brutvogelarten im Nationalpark. Der größte Brutvogel im Gebiet ist der Schwarzstorch. In den Felshängen brütet der Uhu. Weitere Eulenarten sind Waldkauz, Waldohreule, Raufußkauz und seltener der Sperlingskauz. Die Spechte sind mit sechs der sieben mitteleuropäischen Spechtarten vertreten. Seit 1989 brütet der Kolkrabe im Nationalpark, weiterhin gibt es baumbrütende Dohlen. Auch Hohltaube und Waldschnepfe sind anzutreffen. Trauerschnäpper, Gartenrotschwanz, Neuntöter und Großer Raubwürger sind weitere Besonderheiten des Nationalparks.

Bis heute wurden im Nationalpark 876 Käferarten gezählt. Die Käfer sind insbesondere mit Alt- und Totholzbewohnern vertreten. Sieben nur in Urwäldern vorkommende Arten, darunter der Eremit kommen vor. Die Schmetterlinge wurden in den vergangenen 15 Jahren durch ehrenamtliche Forschung erfasst. Bisher sind 822 Arten bekannt.

Geschichte

„NationalparkZentrum Kellerwald“ zwischen Vöhl-Herzhausen und -Kirchlotheim

Das Gebiet des Kellerwaldes war in früherer Zeit das Jagdgebiet der Fürsten von Waldeck. Schon 1897 wurden um Teile des Waldes Gatter errichtet, da es im Fürstentum Waldeck bis zur Angliederung an Preußen keine Entschädigung der Bauern für Wildschäden gab. 1935 wurde die Fläche innerhalb des Gatters auf 47,46 km² erweitert und war ab 1963 offiziell hessisches Staatsjagdrevier und „Wildschutzgebiet“. 1990 wurde daraus ein Wald- und Landschaftsschutzgebiet und in Teilen ab 1991 Bannwald. 1991 stellte der Verein „Pro Nationalpark-Kellerwald e.V.“ ein Konzept für einen Nationalpark im Bereich des Waldschutzgebietes und mit einem Teilbereich im südlichen Kellerwald vor. 1998 wurde das „Waldschutzgebiet Gatter Edersee“ und weitere Flächen in der Größe von 5.724 ha als FFH-Gebiet bei der Europäischen Union gemeldet. Nach langjährigen schwierigen Diskussionen wurde der Nationalpark Kellerwald-Edersee am 1. Januar 2004 gegründet und am 25. Mai 2004 offiziell eröffnet. Dies geschah erst nach mehrjähriger Forderung durch Umweltgruppen wie NABU, BUND, WWF und Greenpeace. Am 1. Februar 2007 erfolgte die Meldung als Weltnaturerbe bei der UNESCO. Im Oktober 2007 begann die Zertifizierung als erster deutscher Nationalpark nach den internationalen Kriterien der IUCN „Internationale Union zum Schutz der Natur“. Am 19. Januar 2008 [1] wurde das „NationalparkZentrum Kellerwald“ zwischen Vöhl-Herzhausen und -Kirchlotheim, direkt an der B 252, eröffnet.

Nationalpark-Ziel

Nationalparkschild bei Hemfurth-Edersee

Ziel des Nationalparks Kellerwald-Edersee ist es, den in seiner Größe und Naturnähe für Westeuropa einmaligen Rotbuchenwald dauerhaft unter Schutz zu stellen. Nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ soll sich hier die Wildnis von morgen entwickeln. Schon heute erfüllt der Nationalpark die Kriterien der IUCN (Internationale Union zum Schutz der Natur), wonach mindestens 75% der Fläche ohne menschliche Eingriffe der eigenen, natürlichen Dynamik (Prozessschutz) zu überlassen sind. Weiteres Ziel des Nationalparks ist die Umweltbildung und die stille Erholung sowie die Forschung. Die Wildtierarten (Rotwild, Damwild, Rehwild, Mufflon und Schwarzwild) werden nach ökologischen Erfordernissen gelenkt. Die Jagd findet zeitlich reduziert statt. Ziel ist es, die Tiere auch am Tag dem Besucher erlebbar zu machen. Das Gatter soll gemäß Nationalparkplan „mittelfristig“ entfernt werden.

Tourismus/Wandern

Durch den Kellerwald bzw. Nationalpark Kellerwald-Edersee führen zahlreiche Wanderwege, darunter Abschnitte des Kellerwaldsteigs, einem etwa 156 km langen Rundwanderweg, der die Berge und Orte vom National- und Naturpark Kellerwald-Edersee miteinander verbindet. Außerdem existiert seit 2005 der Urwaldsteig Edersee, der auf etwa 68 km Länge rund um den Edersee führt, wobei er durch die Trockeneichenwälder am nördlichen Ufer und durch den südlich des Sees gelegenen Nationalpark Kellerwald-Edersee verläuft.

Berge und Höhenlage

Der niedrigste Punkt des Nationalparks Kellerwald-Edersee liegt am Rand des Edertals beim Ortsrand von Affoldern unweit bzw. unterhalb der Staustufe des Affolderner Sees auf 194 m ü. NN, die höchste Stelle mit 626 m ü. NN auf dem Traddelkopf:

Die höchsten Berge des Nationalparks Kellerwald-Edersee und der Ederhöhen sind:

  • Traddelkopf (626 m)
  • Ahornkopf (604 m) – südwestlicher Ausläufer des Traddelkopfs mit Naturschutzgebiet Ruhlauber
  • Dicker Kopf (604 m)
  • Talgang (566 m)
  • Locheiche (557 m) – nordöstlicher Ausläufer des Traddelkopfs
  • Quernst (ca. 545 m) – mit Ruine „Quernstkirche“ (bei 535 m), „Quernstkapelle“ und Aussichtsturm
  • Ochsenwurzelskopf (542 m)
  • Ermerod / Peterskopf (ca. 540 m / 507 m), mit Oberbecken der Pumpspeicherwerke Waldeck
  • Friedrichskopf (528 m) – Südausläufer des Talgangs

Für eine Liste mit diesen und weiteren Bergen im Nationalpark Kellerwald-Edersee, in den Ederhöhen und im Kellerwald siehe hier.

Gewässer

Fließgewässer, die den Nationalpark Kellerwald-Edersee bzw. die Ederhöhen einrahmen bzw. darin entspringen, sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden):

  • Eder (Zufluss der Fulda)
    • Banfebach (Zufluss des/der Edersees/Eder)
      • Keßbach (Zufluss des Banfebachs)
    • Mellbach, Rehbach (Zuflüsse des/der Edersees/Eder)
    • Wesebach (Zufluss der Eder)
      • Wesebach-Zuflüsse: Haarbach, Schrummbach, Haimbach, Heimbach, Bartenbach, Kesselbach, Eschelbach, Klingesebach, Dreisbach, Ebach, Quernstgrund, Sasselbach
    • Lorfebach (Zufluss der Eder)
      • Eisbach (Zufluss des Lorfebachs)
    • Hundsbach, Bärenbach (Zuflüsse des/der Edersees/Eder)

Stillgewässer im Nationalpark Kellerwald-Edersee bzw. in den Ederhöhen sind:

Fußnoten

  1. Erlebnis im neuen Nationalpark-Zentrum, WLZ vom 20. Januar 2008

Literatur

  • Norbert Panek: Urwald-Ängste. Der beschwerliche Weg zum Nationalpark "Kellerwald". Idee, Konzept, Entstehungsgeschichte. Selbstverlag, Korbach 2006, ISBN 978-3-00-020673-3. 
  • Manfred Delpho, Wolfgang Lübcke: Im Reich der urigen Buchen. Nationalpark Kellerwald-Edersee. Cognitio, Niedenstein 2006, ISBN 978-3-932583-18-6. 
  • Hugo Hücker, Gerhard Kalden: Naturpark und Nationalpark Kellerwald-Edersee. Faszination Natur. Cognitio, Niedenstein 2004, ISBN 3-932583-12-4. 

Filmographie

  • Im Nationalpark Kellerwald-Edersee, Dokumentarfilm, 45 Minuten, Deutschland, 2005, Buch und Regie: Ina Knobloch, Manfred Praxl und Hiltrud Jäschke, Produktion: MDR

Weblinks

51.16666666666797Koordinaten: 51° 10′ 0″ N, 9° 0′ 0″ O


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