Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps

Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps
Standarte der Motorstandarte 86

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) war eine paramilitärische Organisation der NSDAP.

Die Organisation bestand seit April 1930 unter dem Namen Nationalsozialistisches Automobilkorps (NSAK) und wurde 1931 in NSKK umbenannt. Im August 1934 ordnete Hitler die Zusammenlegung von Motor-SA und NSKK an und unterstellte es seiner unmittelbaren Führung[1]. Die Mitgliedschaft wuchs in den Jahren von 1934 bis 1940 von 10.000 auf weit über eine halbe Million an. Korpsführer war seit Ende 1930 Adolf Hühnlein, der bis 1934 zugleich Chef der Motor-SA war. Nach seinem Tod im Juni 1942 übernahm Erwin Kraus diesen Posten.

Inhaltsverzeichnis

Ideologie

Das NSKK folgte der rassenideologischen Doktrin der NSDAP und nahm nur Personen mit Ariernachweis als Mitglieder auf. Im Rahmen der Umsetzung und Legitimierung des Generalplan Ost war das NSKK in hohem Maße an den Deportationen von jüdischen Menschen in den besetzten Ostgebieten beteiligt. Auf diese Weise hat sich das NSKK in den Dienst der Judenvernichtung in Europa gestellt.[2]

Organisation

Die Aufnahme in das NSKK setzte keinen Führerschein und keine Kenntnisse über Automobile voraus. Viele Mitglieder waren jedoch Kfz-Meister und -Handwerker. Das NSKK hatte ein eigenes System von Dienstgraden, das jedoch dem der SA sehr ähnelte.

Prominente Mitglieder des NSKK waren Albert Bormann (Bruder von Martin Bormann), Otto Bräutigam (Verbindungsmann des Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete zum Auswärtigen Amt)[3], Franz Josef Strauß, Hans Globke, Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha sowie Prinz Bernhard der Niederlande.

Aufgaben

Lautsprecherwagen des Verkehrserziehungsdienstes des NSKK im deutsch besetzten Posen, Oktober 1939

Dem NSKK oblag ab 1934 die Verkehrserziehung der Kraftfahrer und der Jugend. So arbeitete das NSKK auch eng mit dem ADAC zusammen. Es war das Hauptziel des NSKK, seine Mitglieder im Führen von Kraftfahrzeugen auszubilden, hauptsächlich in der Bedienung und Wartung von Motorrädern und Personenkraftwagen. Das NSKK ersetzte jedoch nicht die Fahrschule und konnte keine Führerscheinprüfungen abnehmen.

Auch für die Motor-HJ (14–18-jährige Jungen) stellte es Motorräder, Reparaturwerkstätten, Ausbildungsmaterial und vor allem die fachlichen Ausbilder zur Verfügung. Letztere waren für den technischen und praktischen Unterricht und die Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung zum damaligen Führerschein IV (bis 250 cm³ Hubraum) zuständig. Motorradfahren wurde unter ihrer Anleitung und Aufsicht auf nichtöffentlichen Plätzen und im freien Gelände geübt.

1936 wurde auf dem Osterberg in Bad Gandersheim die NSKK-Motorsportschule eröffnet. Die Schule galt als „Vorzeigeeinrichtung“ und wurde häufig von prominenten NSDAP-Politikern besucht.

Mitte der 1930er-Jahre arbeitete das NSKK auch als Pannenhilfsdienst.

Nach 1939 leisteten nicht voll wehrfähige Männer einen Ersatzwehrdienst in NSKK-Wachmannschaften ab, d. h. statt zur Wehrmacht war die Einziehung in eine NSKK-Einheit (nicht nur für Mitglieder) möglich.

Auflösung und Verbot

1945 wurde das NSKK aufgelöst und in der Folge der Nürnberger Prozesse verboten.

Fußnoten

  1. Eintrag mit Teilwiedergabe der Anordnung im Stichwort "NSKK" in: Meyers Lexikon. Achte Auflage. Achter Band, Leipzig 1940, S. 154.
  2. Vgl. H.D Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u.a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie, Institut für Sozialforschung in Hamburg: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 4, Berlin 1987, S. 185.
  3. Otto Bräutigam hatte im NSKK einen Ehrenrang, vgl. H.D Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u.a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie, Institut für Sozialforschung in Hamburg: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 4, Berlin 1987, S. 185.

Literatur

  • Dorothee Hochstetter: Motorisierung und „Volksgemeinschaft“. Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) 1931–1945. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-57570-8.
  • Franz W. Seidler: Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps und die Organisation Todt im Zweiten Weltkrieg. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 32/1984, S. 625–636.
  • Till Bastian: High-Tech unterm Hakenkreuz. Von der Atombombe bis zur Weltraumfahrt. Militzke, Leipzig 2005, ISBN 3-861-89740-7, S. 19–61.

Weblinks


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