Naturbahn-Rodeln

Naturbahn-Rodeln

Naturbahnrodeln ist eine Sportart und Variante des Rodelns. Vor allem in Österreich und Italien ist das Naturbahnrodeln ein Volkssport.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zur Mitte der 1960er Jahre – 1964 wurde Kunstbahnrodeln (Rennrodeln) olympisch – verlief die Entwicklung des Rodelsports einheitlich. Durch die Schaffung der Kunstbahnen trennte sich die Entwicklung jedoch. Für den in Alpenländern sehr populären Naturbahnrodelsport wurden ab 1970 eigene Wettbewerbe durchgeführt. 1970 führte man in Inzing die erste Europameisterschaft durch, 1979 wurde an selber Stelle die erste Weltmeisterschaft ausgetragen. Seit 1992 gibt es einen Weltcup, der in sechs Wertungsläufen pro Saison wie bei den internationalen Meisterschaften im Einsitzer der Herren und Damen sowie in einem Doppelsitzer der Männer ausgetragen wird. In die Wertung kommen die besten fünf Ergebnisse. Zudem gibt es den Mannschaftskampf, der mit je einem Einsitzer von Frauen und Männern und einem Doppelsitzer der Männer durchgeführt wird. Junioren-Europameisterschaften gibt es seit 1974, Junioren-Weltmeisterschaften seit 1997. Es hat sich ein Rhythmus entwickelt, bei dem in einem Jahr Weltmeisterschaften und Junioren-Europameisterschaften ausgetragen werden und im Wechsel dazu im folgenden Jahr die Europameisterschaft und die Junioren-WM. Der internationale Rodelverband FIL unternimmt seit 2001 Versuche, das Naturbahnrodeln olympisch zu machen, scheiterte allerdings 2006 beim Versuch schon 2010 bei den Spielen in Vancouver vertreten zu sein.

Technik, Ausstattung und Fahrtechnik

Ein Naturbahnrodelschlitten besteht aus einer Sitzschale und einer Sitzmatte, zwei ungeteilten Sitzböcken, zwei Kufen und zwei Laufschienen. Die Laufschienen dürfen weder flexibel sein, noch quer stehen. Die Aussenkannten müssen eine Brechung aufweisen. Die Spurbreite beträgt maximal 450 mm (für Jugendliche maximal 400 mm). Die Breite des kompletten Schlittens darf 600 mm nicht überschreiten. Der Freiwinkel der Laufschienen darf maximal 45° bei den Einsitzern und 40° bei den Doppelsitzern und Jugendschlitten betragen. Das Gewicht beträgt maximal 20 kg für die Doppelsitzer, 14 kg für die Einzitzer und im Jugendbereich maximal 12 kg.

Die Sportler tragen spezielles Schuhwerk. Die Schuhe sind mit fest auf einer Platte montierten Spikes versehen. Länge und Anzahl der Spikes sind frei wählbar. Des Weiteren werden Schutzhelme getragen. Zur Lenkung dienen Handschuhe, die an Innen- und Außenflächen der Fingerteile Stahlspikes besitzen. Beim Start beschleunigt der Sportler den Schlitten mit Paddelschlägen. Gesteuert wird der Schlitten durch Gewichtsverlagerung – vor allem der Arme – mit den Füßen, sowie mit Riemen, die an den Kufenenden befestigt sind. Beim Doppelsitzer ist der Hintermann am Schlitten fest geschnallt, lenkt aber beim Fahren mit. Der Anbau von Fußstützen ist gestattet. Der Start erfolgt sitzend auf einer vereisten Startrampe, die mit zwei geriffelten Haltegriffen versehenen ist. Am Startplatz werden Gewicht, Temperatur der Laufschienen, Abmessungen der Schlitten und die Startnummernbefestigung kontrolliert. Wettkämpfer benötigen eine gültige Lizenz. Fahrzeiten werden auf Hundertstel Sekunden genommen. Nach Stürzen dürfen die Piloten ihre Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen. Wettkämpfe finden nicht unter einer Temperatur von - 25° C statt. Der amtierende Weltmeister trägt ein gelbes, der im Weltcup führende ein blaues Leibchen.

Bahnen

Die Naturbahnen werden jedes Jahr neu angelegt und sind nicht, wie Kunsteisbahnen, künstlich geschaffen. Es werden keine künstlich vereisten Bob- und Rennschlittenbahnen benutzt, sondern geeignete Wege von mindestens 2,50 m Breite an Hanglagen mit hölzernen Banden abgegrenzt und nur mit Schnee hergerichtet. Mindestens eine Links- und eine Rechtskurve im Radius von mindestens 7 m, eine Kurvenkombination, sowie eine Kehre muss eine Wettkampfbahn haben. Sie dürfen nicht künstlich überhöht werden. Die üblichen Längen dieser Naturbahnen liegen zwischen 800 und 1500 m, sie dürfen ein durchschnittliches Gefälle von 12 % nicht überschreiten. Kühlsysteme für die Vereisung der Bahnen sind nicht zugelassen, nur die „Bahnsohlen“ dürfen durch umweltfreundliche chemische Zusätze stabilisiert werden. Mehr als 40 Naturrodelbahnen sind vor allem in Italien, Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein in Benutzung, hinzu kommen Bahnen in Russland, Polen, Finnland und Slowenien. Bahnrekorde sind nur saisonaler Natur, da die Bahnen jährlich neu präpariert werden.

Organisation

Naturbahnrodeln ist international innerhalb der Fédération Internationale de Luge de Course (FIL) organisiert. In Deutschland wird das Naturbahnrodeln vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) vertreten, in Österreich vom Österreichischen Rodelverband (ÖRV).

Varianten

Eine Variante des Naturbahnrodeln ist das Hornschlittenrodeln. Es wird seit 1995 als Leistungssport ausgeübt. Hier fahren drei Personen: ein Pilot (auch Lenker oder Steuermann genannt), ein Bremser und ein „Rucksack“ (auch Läufer genannt).

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