- Naturschönheit
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Das Naturschöne ist neben dem Kunstschönen der zweite wesentliche Gegenstandsbereich der Ästhetik und spielt in der Philosophie des Schönen seit dem 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Sein Gegenteil ist das von Natur aus Hässliche. Der eigenen Thematisierung des Naturschönen liegt die Tatsache zugrunde, dass nicht nur von Menschenhand Geschaffenes, sondern auch Naturerscheinungen als ansprechend und schön empfunden werden.
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Hier wirkt in den meisten Gesellschaften ein eingeschränkter oder umfangreicherer Kanon dessen, was allgemein als „von Natur schön“ oder „hässlich“ empfunden wird. So gelten in Deutschland Blumen oder Marienkäfer oft als schön, Matsch oder Maden als hässlich.
Prominente Vertreter des Fachs von Immanuel Kant (Kritik der Urteilskraft) bis Theodor W. Adorno (Ästhetische Theorie) und Joachim Ritter (Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft) haben dem Naturschönen einen besonderen Stellenwert zugeschrieben.
Dabei steht seit dem christlichen Mittelalter - in Einzelfällen bis ins 19. Jahrhundert - zunächst die Schönheit der Natur als einer von Gott „schön“ geschaffenen und damit als Widerschein göttlicher Ordnung im Vordergrund. Zu diesem Ideenkreis gehört auch die anthropozentrische Vorstellung, die natürliche Ordnung sei für die Menschen „schön“, zu ihrem Wohlgefallen geschaffen. Allmählich wird dieses Paradigma durch das der Selbstorganisation der Natur abgelöst: Wie können ohne menschliche oder göttliche Einwirkung spontan Ordnungen entstehen, die wir als „schön“ empfinden?
Schönheit oder Erhabenheit?
Im Kontrast hierzu entwickelt sich der Motivkreis des „Erhabenen“. Zunächst gehört die Erhabenheit zu den Attributen Gottes in seiner Größe und Überlegenheit, aber schon seit Pseudo-Longinos ("Peri hypsous") wird als als stilistisch-ästhetische Kategorie gebraucht. Das Erhabene gilt in der Ästhetik des 18. Jahrhunderts vielfach als Inbegriff derjenigen Naturaspekte, die in ihrer Bedrohlichkeit oder ihrer das menschliche Auffassungsvermögen übersteigenden Größe den Menschen gefährden oder überfordern, in ihrer ästhetischen ‚Konfektionierung‘ jedoch - etwa in bildlichen Darstellungen oder aus sicherer, entlastender Distanz wahrgenommen - positive Emotionen erregen (so etwa bei Kant). Im Gegensatz zur verträglich-harmonischen Substanz des Schönes wird im Erhabenen das Moment des Inkommensurablen akzentuiert.
In den Künsten
In Literatur und Bildenden Künsten, sogar auch in der Musik, ist das Lob der Naturschönheit häufig Thema - nur ein Beispiel sei hier die Auftaktstrophe von Goethes „Mailied“: Wie herrlich leuchtet | Mir die Natur! | Wie glänzt die Sonne! | Wie lacht die Flur!
Quellen
- I. Kant, Kritik der Urteilskraft
- G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik
- Adorno, Ästhetische Theorie
- Joachim Ritter, Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft
Literatur
- G. Figal, Theodor W. Adorno: Das Naturschöne als spekulative Gedankenfigur. Zur Interpretation der 'Ästhetischen Theorie' im Kontext philosophischer Ästhetik
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