Naumburger Straßenbahn GmbH

Naumburger Straßenbahn GmbH
Naumburger Straßenbahn
Geografische Daten
Kontinent Europa
Land Deutschland
Bundesland Sachsen-Anhalt
Betriebsdaten
Tw 36 und Tw 51 vor dem Depot
Tw 36 und Tw 51 vor dem Depot
Strecke der Naumburger Straßenbahn
Streckenlänge: 2,5 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem: 600 V =
Eröffnung 15. September 1892
Betreiber Naumburger Straßenbahn GmbH
Linienfahrzeuge 7
Arbeitsfahrzeuge 1
Nostalgiefahrzeuge 7

Die Naumburger Straßenbahn verkehrt seit 1892 mit einigen Unterbrechungen auf einer ringförmigen Strecke – seit 1994 nur noch auf einer Teilstrecke hiervon – in der Stadt Naumburg (Saale). Sie ist heute der kleinste Straßenbahnbetrieb in Deutschland und einer der kleinsten in Europa. Die Spurweite beträgt 1000 Millimeter. Betreiber ist die Naumburger Straßenbahn GmbH.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dampfstraßenbahn (1892–1906)

Dampflok „Saale“ bei der Eröffnung der Straßenbahn am 15. September 1892 am Depot

Nachdem in den 1860er und 1880er Jahren zweimal das Projekt einer Pferdestraßenbahn in Naumburg gescheitert war, gründete sich 1889 ein städtisches Komitee zum Bau einer Straßenbahn. Gebaut werden sollte eine Verbindung vom Bahnhof in die Altstadt. Wegen der starken Steigung kam eine Pferdestraßenbahn nicht in Frage, eine elektrische Straßenbahn war aber zu teuer, sodass das Komitee einen Betrieb mit Dampflokomotiven vorschlug. Nach der ursprünglichen Planung sollte die Strecke binnen weniger Jahre beträchtlich erweitert werden.

Dampfloks „Naumburg“ und „Saale“ an der Ausweiche Jägerplatz

1891 wurde dem federführenden Ingenieur Georg von Kreyfeld aus Halle schließlich die Konzession zum Betrieb der ersten Linie für eine Dauer von 40 Jahren erteilt. Der Bau verzögerte sich wegen Finanzschwierigkeiten aber um weitere Jahre. Von Kreyfeld verkaufte daraufhin die Konzession an eine Wittenberger Firma. Diese begann aber auch nicht mit dem Bau, sondern forcierte stattdessen eine elektrische Straßenbahn. Das Unternehmen wollte die Konzession deshalb wieder verkaufen. Die Stadt konnte nicht die nötigen Geldmittel aufbringen, weshalb am 18. Juni 1892 die Naumburger Straßenbahn Aktiengesellschaft gegründet wurde. Das nötige Kapital kam dadurch zusammen, dass zahlreiche interessierte Naumburger Bürger Anteile zeichneten.

Fahrzeug der Dampfstraßenbahn am Markt/Eingang Jakobsstraße

Eine Woche später kaufte die neu gegründete Gesellschaft die Konzession mit der Option, dass nach deren Ablauf die Straßenbahn ins Eigentum der Stadt übergehen sollte. Kurz darauf begannen die Bauarbeiten. Im Juli begann die Montage der ersten Gleise und im September trafen die ersten Fahrzeuge in Naumburg ein. Die feierliche Eröffnung fand am 15. September 1892 statt. Die Einnahmen blieben in den ersten Jahren deutlich hinter den Erwartungen zurück, im April 1894 wurde der Betrieb für eine Woche eingestellt, da der tägliche Verlust 30 bis 40 Mark betrug. Auch geplante Erweiterungen der Strecke konnten wegen Geldmangels nicht ausgeführt werden. Es wurden daher auswärtige Kapitalgeber gesucht, die den Betrieb der Straßenbahn übernehmen sollten. Diese Versuche scheiterten, und so ging die Gesellschaft im Jahr 1900 in Konkurs und die Stadt übernahm zunächst den Betrieb der Straßenbahn, später auch deren Fahrzeuge und Anlagen.

Fahrschein der Naumburger Dampfstraßenbahn

Die finanziellen Probleme konnten in den folgenden Jahren beigelegt werden, aber die technischen Probleme nahmen zu und die Preußischen Staatseisenbahnen als Aufsichtsbehörde forderten eine komplette Erneuerung der Anlagen sowie neue Fahrzeuge. Unter Leitung des Oberbürgermeisters Kraatz wurde daher in den folgenden sechs Jahren die Umstellung der Straßenbahn auf elektrischen Betrieb geplant. Am 25. Oktober 1906 fuhr die Dampfstraßenbahn das letzte Mal. Die Fahrzeuge und Gleise wurden bald darauf verkauft oder verschrottet.

Elektrische Ringbahn (1907–1991)

Tw 3 (offen) kurz nach der Elektrifizierung 1907

Im Mai 1906 beschloss die Stadtversammlung den Bau eines Elektrizitätswerkes und einer elektrischen Straßenbahn, bereits vorher waren die ersten Arbeiten in Auftrag gegeben worden. Zunächst wurde der alte Streckenverlauf der Dampfbahn beibehalten und nur um einige hundert Meter vom Wenzelstor zum Salztor verlängert.

Im Oktober 1906 begannen die Bauarbeiten für die neue Strecke und die Elektrifizierung der alten Streckenabschnitte. Am 5. Dezember wurde die Konzession für den Betrieb erteilt. Zehn Tage später ging das Elektrizitätswerk in Betrieb und es konnten erste Probefahrten unternommen werden. Nach etwa zwei Monaten nahm die neue elektrische Straßenbahn am 2. Januar 1907 den Betrieb auf, es wurde im Zehnminutentakt gefahren. Eine Fahrt kostete zehn Pfennig. Die neue Straßenbahn erwirtschaftete einen Überschuss, so dass die Stadt als Eigentümer den Strompreis für die Bahn deutlich erhöhte.

Der historische Triebwagen 17 während der Aufarbeitung im Depot

Außer der vorgeschlagenen Ringbahn wurden in den folgenden Jahren mehrere Erweiterungspläne diskutiert, 1910 wurde die Strecke zunächst vom Salztor zur Michaelisstraße verlängert. Nachdem die weitere Streckenführung geklärt war, wurde 1914 schließlich der Ring über den Moritzberg zum Hauptbahnhof geschlossen. Von Ostern 1914 an fuhren die Bahnen in beiden Richtungen durch die Stadt. Weitere Streckenbauten wurden diskutiert, unter anderem wurde eine Strecke in den Nachbarort Bad Kösen geplant. Zu einem Bau kam es jedoch nie.

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs und der Inflation in den 1910er und 1920er Jahren wurde der Betrieb der Straßenbahn stark eingeschränkt und der Fahrpreis kräftig erhöht. Der Betrieb konnte mit diesen Maßnahmen noch bis Ende 1923 aufrechterhalten werden. Danach ruhte er bis zur Einführung der Reichsmark im Jahr 1924, vor allem weil die Fahrzeuge und Anlagen stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren und ausgebessert werden mussten. Bis 1928 verbesserte sich die Situation, der Ring wurde wieder in beiden Richtungen befahren, nachdem wegen des Mangels an Fahrzeugen drei Jahre lang nur in eine Richtung gefahren werden konnte. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden Stimmen laut, die eine Erweiterung des Streckennetzes forderten. Die Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre verhindert diese Maßnahme.

Trotz der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage blieben die finanziellen Probleme der Bahn bestehen, vor allem, weil die Stadt immer noch den erhöhten Strompreis forderte, der mit der Gewinnsituation zu Beginn des elektrischen Betriebs eingeführt worden war. Die Arbeiter der Werkstatt hielten den Betrieb der Bahn dennoch aufrecht, auch wenn dafür zahlreiche Provisorien in Kauf genommen werden mussten. Da die vorhandene Straßenbahn sich als billigste Lösung erwies, wurde zu diesem Zeitpunkt nicht die Umstellung auf Autobusse oder O-Busse erwogen.

Eigentlich hätte die Straßenbahn am Ende der 1930er Jahre aus sicherheitstechnischen Gründen wieder eine Weile stillgelegt werden müssen, da sich der technische Zustand stark verschlechtert hatte. Dies verhinderte der Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Als einzige Maßnahme wurde nur noch in einer Richtung durch den Ring gefahren. Nachdem mehrere Wagen mit größeren Schäden nicht mehr fahrbereit waren, wurde 1940 der Betrieb vorübergehend eingestellt, nach Reparatur der Fahrzeuge wieder aufgenommen. Von 1943 bis 1945 übernahm die Straßenbahn auch den Posttransport zwischen den beiden Postämtern der Stadt (am Bahnhof und am Straßenbahndepot), da der Post nicht mehr genügend Fahrzeuge zur Verfügung standen.

Am 12. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, wurde die Stadt Naumburg durch einen amerikanischen Bombenangriff schwer in Mitleidenschaft gezogen, auch die Straßenbahn wurde schwer beschädigt. Der Betrieb wurde erneut für mehrere Monate eingestellt. Ab September 1945 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden, jedoch in nur einer Richtung. Nachdem Naumburg zunächst von der US-Armee besetzt war, kam die Stadt später zur sowjetischen Besatzungszone und gehörte damit ab 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik.

Mit Beginn des ersten Fünfjahrplans wurde die städtische Straßenbahn im Jahr 1950 in einen VEB(K), einen kommunalen volkseigenen Betrieb umgewandelt und erhielt in den folgenden Jahren zwei neue Straßenbahnwagen vom VEB Waggonbau Werdau. Dieser so genannte LOWA-Wagen, der erste Einheitsstraßenbahnwagen der DDR, bewährte sich in Naumburg nicht. Daher wurden 1956/57 acht ältere Straßenbahnwagen aus Leipzig angeliefert, die zuvor in der Gothaer Waggonfabrik umgebaut und modernisiert worden waren. Mitte der 1950er Jahre wurden dann das Umspannwerk, die Werkstatt und die Wartehallen an den Haltestellen modernisiert und die Gleisanlagen erneuert.

Ab 1957 wurde der Ring nach rund 20 Jahren wieder in beiden Richtungen befahren, im Uhrzeigersinn fuhren die Züge als Linie 1, entgegen als Linie 2. Die Fahrgastzahlen stiegen kräftig an, vor allem weil zahlreiche Naumburger mit der Bahn zur Arbeit fuhren und die Straßenbahn als Zubringer zum Bahnhof nutzten. Nachdem die ersten Buslinien in Naumburg den Verkehr aufgenommen hatten, war die Straßenbahn ab dem Ende der 1950er Jahre nicht mehr das alleinige Nahverkehrsmittel in der Stadt. Zur Rationalisierung wurde 1962 der Betrieb ohne Schaffner (OS-Betrieb) eingeführt, in den folgenden Jahren wurde mehrfach erwogen – wie auch in anderen kleineren Städten der DDR – den Straßenbahnbetrieb einzustellen.

Die Ölkrise 1973 sicherte allerdings vorerst den Weiterbetrieb der Straßenbahn, aus Halle wurden neun ältere Triebwagen der Firma Lindner übernommen, die vor allem das Platzangebot im Berufsverkehr verbessern sollten. Auch Erweiterungspläne für die Straßenbahn wurden wieder aufgestellt. Bei Plänen ist es jedoch geblieben. 1976 wurde die Ringbahn unterbrochen, da die Innenstadt zur Fußgängerzone umgebaut wurde und die Straßenbahn somit nicht mehr durch das Stadtzentrum fahren durfte. Im August 1979 wurde der Betrieb ein weiteres Mal komplett eingestellt, nachdem die Aufsichtsbehörde erhebliche Mängel festgestellt hatte. Eigentlich war eine Umstellung auf Busbetrieb vorgesehen. Der hohe Ölpreis führte zu einer erneuten Instandsetzung der Bahn und einen Monat später konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Ein Triebwagen der Naumburger Straßenbahn auf Fahrschulfahrt

Ab 1980 wurde der Wagenpark wieder mit gebrauchten Fahrzeugen aus Plauen und Nordhausen erneuert, die Gleisanlagen weiter saniert und eine Wiederherstellung des Rings mit veränderter Streckenführung über die Stadtpromenade statt wie vorher über den Marktplatz geplant. Diese neue Strecke wurde ein Jahr später gebaut und ab 1982 war wieder ein Ringverkehr möglich. Gleichzeitig wurden in der gesamten DDR die Verkehrsunternehmen zu größeren Kombinaten zusammengefasst, wodurch die Naumburger Straßenbahn zum VEB Kraftverkehr Zeitz kam, der wiederum zum VE Verkehrskombinat Halle gehörte. In den folgenden Jahren wurden immer wieder gebrauchte Straßenbahnwagen aus anderen Städten übernommen. Die Gleissanierung wurde wegen Materialmangels nur auf kurzen Teilstücken durchgeführt.

Im Januar 1986 wurde der Betrieb erneut eingestellt, um dringende Erneuerungen an beinahe allen Anlagen durchzuführen. Dieser Schritt wurde von vielen Beobachtern als heimliche Stilllegung betrachtet. Nach 18 Monaten Schienenersatzverkehr mit Bussen fuhr die Straßenbahn ab Juni 1987 in einer Richtung wieder. Zunächst war dies die Linie 1, also entgegen dem Uhrzeigersinn. Nach der Übernahme von Beiwagen fuhr die Straßenbahn hingegen im Uhrzeigersinn durch den Ring, da der Streckenabschnitt über den Moritzberg nur in dieser Richtung für Beiwagenbetrieb zugelassen war. In entgegengesetzter Richtung konnte man nicht mit dem Beiwagen fahren, da durch die Steigung am Moritzberg dies nicht möglich war.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Übergang von der staatlichen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft 1990 brachen, wie in vielen anderen Städten, aufgrund des zunehmenden Individualverkehrs und der Stilllegung ganzer Wirtschaftszweige die Beförderungszahlen stark ein. Andernorts wurden gebrauchte Straßenbahnwagen aus Westdeutschland beschafft oder die vorhandenen Fahrzeuge und Anlagen modernisiert, die Naumburger Straßenbahn stellte einen Sonderfall dar: Die vorhandenen Anlagen waren in sehr schlechtem Zustand und ließen ohne größere Umbauten nur den Einsatz von zweiachsigen Straßenbahnwagen zu, eine Sanierung hätte zwölf Millionen Mark gekostet. Diese Summe konnte die Stadt nicht aufbringen, daher wurde die Einstellung der Straßenbahn und die Umstellung auf Busse oder O-Busse erneut diskutiert.

Einige Naumburger Bürger gründeten 1990 eine Initiativgruppe zur Erhaltung der Straßenbahn, die sich intensiv um die Beschaffung von Betriebsmitteln aus anderen Städten bemühte. Die zuständigen Behörden reagierten zu keiner Zeit auf die Angebote, auch ein Antrag auf Denkmalschutz wurde abgelehnt. Schließlich übernahm die Stadt die Straßenbahn und führte einige dringende Sanierungsarbeiten aus, mehrere Vorschläge für eine langfristige Sicherung des Betriebs wurden nicht realisiert. Im März 1991 lief die Konzession aus, zunächst lief der Betrieb allerdings weiter, bis am 18. August 1991 die Bahn erneut wegen Bauarbeiten außer Betrieb war.

Vorgesehen war, den Betrieb nach vier Monaten wieder aufzunehmen, doch der schleppende Verlauf der Bauarbeiten sorgte dafür, dass nicht alle Fördergelder in Anspruch genommen werden konnten. Die Bauarbeiten wurden daraufhin abgebrochen, die Strecke war an mehreren Stellen unterbrochen. Im April 1992 übernahm die Stadt offiziell die Straßenbahn von der Treuhandanstalt, die meisten Beschäftigten wurden entlassen und die übrigen auf der Fährlinie über die Saale eingesetzt.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Straßenbahn im Jahr 1992 wurden einige Sonderfahrten auf einem kurzen Streckenstück am Depot durchgeführt, bald darauf wurden zum Bedauern des Vereins die verbliebenen Schienen an mehreren Stellen zugeteert, obwohl offiziell am Ziel eines Weiterbetriebs der Straßenbahn festgehalten wurde. Im folgenden Jahr hatten private Gesellschafter die Idee einer touristischen Straßenbahn, die die Zustimmung des Stadtrats fand.

Wiederaufbau (1994–2005)

Eine Parade einiger Wagen an der Vogelwiese - Vorne an der Wagen 33 (heute in Chemnitz), der erste Wagen, mit dem die Straßenbahn ihren Betrieb 1994 wieder aufgenommen hatte.

Am 14. März 1994 wurde die Naumburger Straßenbahngesellschaft mbH von den Gesellschaftern Andreas Plehn (Naumburg), Robert Wittek (Heidelberg), Günther Weiße (Naumburg) und Joachim Friedrich (Darmstadt) gegründet, die in erster Linie eine touristische Vermarktung der einzigen Ringstraßenbahn Europas anstrebte. Bald darauf begann diese Gesellschaft mit der Wiederherstellung einiger Teilstrecken des ehemaligen Rings. Mit der Unterstützung des Sammlers Friedrich, der eine größere Anzahl von Straßenbahnwagen besaß, konnten am 25. Juni 1994 mit einem Pferdebahnwagen die ersten Fahrten nach der Quasi-Stilllegung 1991 durchgeführt werden. Im November konnte die Gesellschaft auch die Fahrzeuge und Anlagen von der Stadt pachten, der auf 20 Jahre befristete Vertrag sah auch die Wiederinbetriebnahme der gesamten Ringstrecke vor. Zunächst wurde 1995 die Strecke vom Theaterplatz zum Jägerplatz wieder für elektrischen Betrieb hergerichtet.

In den folgenden Jahren bestimmte ein angespanntes Verhältnis zwischen Stadt und Gesellschaft den weiteren Ausbau: während an einigen Stellen nicht mehr befahrbare Gleise erneuert wurden, wurden an anderen, nicht befahrenen Stellen die Gleise entfernt. Als Kompromiss verzichtete die Gesellschaft ab 1999 auf einen Wiederaufbau der Gleise vom Salztor über den Moritzberg zum Hauptbahnhof, erhielt dafür im Gegenzug von der Stadt eine Bestandssicherung über die Strecke vom Hauptbahnhof über Jäger- und Theaterplatz zum Salztor. Mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und der Überbauung der ehemaligen Trasse wurde der Ringschluss 1999 vorerst begraben, da die Straßenbahn nicht mehr vor den Bahnhof fahren kann, sondern seitdem etwa 200 Meter südöstlich endet.

Ab 1999 war nach weiteren Sanierungsarbeiten ein Betrieb wieder zwischen Jägerplatz und Vogelwiese möglich. Seit April 1999 besitzt die Gesellschaft auch eine Genehmigung zum Linienbetrieb nach Fahrplan, für die vorherigen Fahrten musste jeweils eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden. 2001 erklärte der damalige Oberbürgermeister Preißer, die Trasse der Ringbahn werde weiterhin freigehalten, um eventuell doch einen späteren Ringbetrieb zu ermöglichen. Trotz dieser Ankündigung stimmte er im Stadtrat für den Rückbau der Gleise in der Roßbacher Straße, was ihm den Unmut der Straßenbahner und Naumburger Bürger einbrachte.

Zwei Jahre später konnte die erneuerte Trasse vom Jägerplatz bis zur vorläufigen Haltestelle Hauptbahnhof in Betrieb genommen werden, Ende 2005 wurde die neue Endhaltestelle Hauptbahnhof vor dem Hotel Kaiserhof eingerichtet.

Wiederaufnahme des Regelfahrbetriebs

Im Jahr 2006 fuhr die Straßenbahn erstmals wieder von Ostern bis Oktober an jedem Wochenende, am 31. März 2007 wurde der tägliche Verkehr wieder aufgenommen. Die Bahn verkehrt nun Montag bis Freitag von 5 bis 20 Uhr und am Wochenende von 8 bis 18 Uhr halbstündlich zwischen Hauptbahnhof und Vogelwiese. Bei Veranstaltungen in und um Naumburg wird der Fahrplan teilweise bis in die Nachtstunden erweitert, um den mit der Bahn anreisenden Gästen die Verbindung vom Hauptbahnhof in die Innenstadt zu ermöglichen. Weiterhin wird die Möglichkeit angeboten, Sonderfahrten zusätzlich zum täglichen Fahrplan zu buchen.

Da das Stadtbusnetz die Linien 1 bis 3 umfasst, erhielt die Straßenbahn nun die Liniennummer 4, welche sie bereits vor dem Start des Stadtbussystems zeitweise besaß. Im Jahre 2007 feiert die Naumburger Straßenbahn neben dem 100-jährigen Jubiläum der Elektrifizierung der Straßenbahn auch das 115-jährige Jubiläum der Straßenbahn. Mit der Aufnahme des täglichen Fahrbetriebs stieg der Preis für eine einfache Fahrt von 1 Euro auf 1,50 Euro, zudem wird eine Tageskarte für 4 Euro angeboten, die neben der Straßenbahn auch auf den Stadtbuslinien 1–3 gültig ist[1].

Nachdem zwischen März 2007 und März 2008 mehr als 73.400 Fahrgäste die Straßenbahn im Linienverkehr nutzten, wurde der tägliche Linienbetrieb über den Winter hinaus bis vorerst Ende Oktober 2008 verlängert. Durchschnittlich beförderte die Straßenbahn damit über 200 Fahrgäste pro Betriebstag.[2] Inzwischen konnte eine weitere Verlängerung des Probebetriebes erreicht werden, nachdem über 120.000 Fahrgäste die Bahn nutzten. Das Land Sachsen-Anhalt gewährt für weitere 14 Monate einen Zuschuss zum Betrieb, und wenn es nach dem Willen der Naumburger Straßenbahn GmbH geht, soll zumindest bis zum 31. Dezember 2010 gefahren werden.[3]. Ende 2008 begann die Neugestaltung der Haltestelle Theaterplatz, die zu einer Rendevouz-Haltestelle für Straßenbahn und Bus umgebaut wird. Die Gleisbauarbeiten wurden im Dezember fertig gestellt. Die Gestaltung der Haltestelle und des angrenzenden Platzes beginnt im Frühjahr 2009.

Strecke

Die Streckenlänge der Naumburger Straßenbahn beträgt derzeit etwa 2,5 Kilometer, der gesamte Ring war rund 5,4 Kilometer lang.

Aktuell sind mit der Strecke Hauptbahnhof–Vogelwiese etwa zwei Drittel der ehemaligen Ringstrecke in Betrieb, die Haltestelle Salztor soll in naher Zukunft wieder in Betrieb genommen werden. Bisher fehlen die finanziellen Mittel, den Abschnitt Vogelwiese–Salztor zu rekonstruieren.

Auf einem Teil des ehemaligen äußeren Rings zwischen den ehemaligen Haltestellen Salztor und Othmarsplatz sind die Gleise noch unter den Asphaltdecken der Straßen erhalten. Zwischen Othmarsplatz und Markgrafenweg wurden im Zuge der Straßensanierung die nebenliegenden Gleise entfernt. Auch vor dem Hauptbahnhof, an dem sich zuvor eine zweigleisige Haltestelle befand, sind nach dessen Umbau keine Gleise mehr vorhanden, die Gleise enden neben dem dem Hauptbahnhof gegenüberliegendem Neubau.

Kaum noch sichtbar ist der ehemalige innere Ringabschnitt durch die Innenstadt über Postring, Lindenring, Herrenstraße, Markt, Jakobsstraße bis Theaterplatz, der bis 1974 befahren wurde. Auf dieser Strecke sind nur noch Gleisreste erhalten, unter anderem am Postring, auf dem Markt sowie am Theaterplatz.

Im Zuge von Straßenbauarbeiten zwischen Michaelisstraße und Moritzplatz 2007/2008 sind auch diese Gleise zwischenzeitlich demontiert worden und sind in der Neugestaltung der Straßen nicht mehr vorgesehen. Somit enden die noch vorhandenen Gleise unter der Bitumendecke am Othmarsfriedhof.

Eine Überprüfung durch die Verkehrsbehörden in den Jahren 2003 bis 2006 ergab, dass die noch vorhandenen, außer Betrieb gesetzten, Gleise aus der Zeit vor 1990 nicht mehr den aktuellen Sicherheitsrichtlinien entsprechen und getauscht werden müssten.

Fahrzeugpark

Depot und Verwaltungsgebäude der Naumburger Straßenbahn

Nachdem bereits zu DDR-Zeiten eine große Vielfalt von Fahrzeugtypen in Naumburg eingesetzt worden war, wurde diese Sammlung nach der Übernahme der Straßenbahn durch den Verein weiter komplettiert, sodass heute beinahe alle Typen vorhanden sind, die in der DDR für Straßenbahnen mit 1000 Millimeter Spurweite produziert wurden. Neben diesen existieren noch eine Pferdebahn des Herstellers SIG aus dem Jahre 1894 sowie eine Güterlore der Firma Gottfried Lindner AG, Baujahr 1929.

Einige in Naumburg vom Verein gepflegte und restaurierte Fahrzeuge fahren mittlerweile als historische Straßenbahnen in Frankfurt (Oder), Jena und Chemnitz. Aus finanziellen Gründen mussten in den Jahren nach 1991 einige Fahrzeuge verschrottet oder an privat verkauft werden. So befindet sich unter anderem der ehemalige Triebwagen 25 der Straßenbahn als Café im Altenpflegeheim Luisenhaus in Naumburg und der Wagenkasten des ehemaligen Beiwagen 13 (zuletzt als 007) als Barwagen in der Diskothek in der Kroppentalstraße.

Triebwagen
Bild Tw-Nr. Hersteller/Modell Baujahr In Naumburg seit Zustand
Tw 17 Lindner 1928 1978 In Restaurierung
Tw 23 Gotha/LEW, ET54 1956 29. Dezember 1981 Museumstriebwagen
ATw 29 Lowa/LEW, ET54 1955 23. April 2004 Arbeitswagen
Tw 36 Gotha/LEW T57 1961 18. November 2002 Abgestellt wegen abgelaufener HU
Tw 37 Gotha/LEW T57 1959 21. Februar 2003 In Betrieb – nach Revision in Magdeburg (bis Juni 2008)
TW 38 Gotha/LEW T57 1960 20. Februar 2003 Nach Unfall derzeit in Magdeburg
Tw 50 Raw Sw/LEW TZ 70/1 1971 2000 In Betrieb
Tw 51 Raw Sw/LEW TZ 70/1 1973 2001 In Betrieb
Tw 202 Gotha/LEW G4-65 1965 1999 Außer Betrieb
als Einrichtungsfahrzeug derzeit nicht nutzbar
Beiwagen
Bild Bw-Nr. Hersteller/Modell Baujahr In Naumburg seit Zustand
Hbw 1 LOWA/LEW EB 50 1951 1985 In Restaurierung
Bw 14 Gotha B 57 1959 10. Januar 2003 In Betrieb
Bw 19 Raw Sw/LEW BZ70/1 1972 2001 In Restaurierung (Lackierung)

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Reiner Bimmermann, Andreas Plehn, Henning Wall: Naumburg und seine Straßenbahn, 2. Auflage, Verlag Schweers + Wall, Aachen 1995, ISBN 3921679761
  • Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e.V. (Hrsg.): Die Ringstraßenbahn in Naumburg. Von der „Wilden Zicke“ zur „Ille“. 1. Auflage. Verlag Dirk Endisch, Leonberg-Höfingen 2003, ISBN 3-936893-09-8
  • Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e.V. (Hrsg.): 100 Jahre Elektrisch durch Naumburg, 1. Auflage, Eigenverlag 2007, ohne ISBN
  • Joachim Warth: 90 Jahre Naumburger Straßenbahn, 1. Auflage, VEB Kraftverkehr Zeitz/Druckerei Schmidt 1982, ohne ISBN

Einzelnachweise

  1. Aktueller Fahrplan Stand 1.11.2007
  2. „Land unterstützt bis Oktober“. In: Naumburger Tageblatt vom 2. April 2008. Abgerufen am 5. November 2008.
  3. „14 Monate Zuschuss zur Wilden Zicke“. In: Naumburger Tageblatt vom 3. November 2008. Abgerufen am 5. November 2008.

Weblinks


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