NeXTSTEP

NeXTSTEP
NEXTSTEP
Bildschirmfoto

WindowMaker-Umgebung mit GNUstep-Anwendungen
Basisdaten
Entwickler NeXT
Abstammung \ UNIX \ BSD \ NEXTSTEP
Lizenz Proprietär

NEXTSTEP [nɛkstˈstɛp] war ein Betriebssystem der Firma NeXT, das seinerzeit (erste Version 1989) eines der technisch fortschrittlichsten und bedienungsfreundlichsten war. Es basierte auf dem Unix-ähnlichen Betriebssystem 4.3BSD und einem Mach-2.5-Kernel.

Die Firma NeXT wurde von Steve Jobs, einem der Gründer von Apple Computer, aufgebaut. NeXT verkaufte seine auf Motorola 680x0-Prozessoren basierenden Computer vor allem im wissenschaftlichen, aber auch im Bankbereich, wo dank der exzellenten Entwicklertools schnell komplexe Applikationen gebaut werden konnten.

Inhaltsverzeichnis

Konzepte

Bei NEXTSTEP handelte es sich um ein Mikrokernel-Betriebssystem, das den Mach-Mikrokernel verwendet. Auf Basis dieses Kernel ist ein gewöhnliches BSD-Unix aufgebaut. Dadurch bot NEXTSTEP Funktionen wie präemptives Multitasking, Multithreading und Speicherschutz, jedoch fehlte Multiprozessorunterstützung; diese war im Mach-Kernel zwar vorgesehen, aber nicht aktiviert. Zur Grafikausgabe wurde Display Postscript von Adobe verwendet, dies ist die PostScript-Variante für Monitore (statt für Drucker) und ermöglicht echtes WYSIWYG. Zusammen mit Display PostScript kam ein objektorientiertes Anwendungs-Framework (das heutige Cocoa-Framework) zum Einsatz, das die Programmierung von grafischen Benutzeroberflächen stark vereinfachte. Objective C wurde als Standard-Programmiersprache unter NEXTSTEP eingesetzt und war mit ein Grund für die OO-Entwickler-Tools, die mit dem Betriebssystem mitgeliefert wurden. Als Dateisystem wurde das auch bei den verschiedenen BSD-Unix-Varianten eingesetzte UFS verwendet.

Die Benutzerumgebung war standardmäßig reichhaltig ausgestattet. Es gab einen Installer/Deinstaller, das Webster-Wörterbuch, einen leistungsfähigen Texteditor, Softwareschnittstellen für eine Fax-Einbindung etc.

Die Bedienung der GUI wies verschiedene Besonderheiten auf, welche die Arbeit erleichterten:

  • Vertikale Menus (links oben) zur Minimierung der Mausbewegungen
  • Beim Drücken der rechten Maustaste erscheint an der Mauszeigerposition ein weiteres Menu, so dass die Maus nicht zum Menu oben bewegt werden muss
  • Scrollknöpfe waren direkt untereinander angeordnet; und auf der linken Seite, wo man sich ohnedies bei europäischen Schriften mehr aufhält
  • Extrem einheitliche Gestaltung aller Anwendungen durch Beschränkung auf eine API (der heutigen "Cocoa" von Apple), dadurch kurze Lernzeiten bei neuen Programmen
  • „Services“ konnten Manipulationen von markierten Bildschirmelementen durchführen (in Mac OS X übernommen).

NEXTSTEP und OPENSTEP

Die NEXTSTEP-Spezifikation wurde gemeinsam mit Sun zu der OpenStep-Spezifikation erweitert, von Sun dann jedoch zugunsten von Java fallengelassen.

1993 verabschiedete sich NeXT vom Hardwaregeschäft und verkaufte NEXTSTEP bzw. das plattformunabhängige OPENSTEP. NEXTSTEP bezeichnet dabei das Betriebssystem von NeXT, während die Spezifikationen, auf denen auch GNUstep basiert, OpenStep genannt werden. OPENSTEP war für NeXT Computer mit Motorola 68030 und 68040 Prozessoren, Intel-Hardware, einige PA-RISC Workstations von HP (konkret die HP 9000 712/60 "Gecko" Workstation, siehe z.B. [1] und [2]), Sun SPARC (Bericht über Installation auf Sun SPARC [3]) und zumindest im Labor auch für den IBM PPC verfügbar.

NEXTSTEP und Mac OS X

Schließlich wurde die Firma NeXT von Apple übernommen, um die neue Generation von Mac OS auf Basis von OPENSTEP zu entwickeln (vgl. Cocoa), das aber auch noch diverse Technologien des Mac OS (bis 9) übernahm (vgl. z. B. Carbon oder QuickTime). Dieses neue Mac OS trug den Codenamen Rhapsody und besaß das Look and Feel des klassischen Mac OS. Rhapsody wurde jedoch nie veröffentlicht, sondern bekam ein ganz neues Aussehen (Aqua) und erschien im März 2001 unter dem Namen Mac OS X. Es kann wie NEXTSTEP in Objective C programmiert werden und verwendet zur Darstellung Display PDF. In seiner neuesten Inkarnation läuft es auch auf dem iPhone und dem iPod touch.

Versionen

Version Datum Beschreibung / Änderungen
0.9 1988 erste veröffentlichte Version
1.0 1989
2.0 1990
2.1 1991
3.0 Ende 1992
3.1 Mai 1993 Unterstützung für die Architekturen i386, PA-RISC und Sparc
3.3 1995 Letzte und populärste Version unter dem Namen NEXTSTEP
4.0 Juni 1996 Implementation der OpenStep-API, daher Umbenennung in OPENSTEP bzw. OpenStep für Mach; Unterstützung für PA-RISC und Sparc entfällt; Portierung der API auf Windows NT (OpenStep für Windows)
4.2 Letzte Version der NEXTSTEP-Betriebssystemreihe
5.x und folgende Basis für das Apple-Betriebssystem Rhapsody, später Mac OS X Server; Unterstützung für die 68k-Workstations von NeXT entfällt; Unterstützung für Power-Macintosh-Rechner von Apple; der Finder ersetzt große Teile der Benutzeroberfläche

Verschiedenes

  • Sowohl der erste Webbrowser (WorldWideWeb) als auch der erste Webserver, die den Grundstein für die Internetrevolution der folgenden Jahre legten, wurden von Tim Berners-Lee am CERN unter NEXTSTEP in wenigen Wochen entwickelt.
  • Das populäre Computerspiel Doom von id Software wurde unter NEXTSTEP entwickelt und dort für DOS kompiliert. Die Level-Editoren von Doom und Quake waren echte NeXTStep-Anwendungen, geschrieben in der Programmiersprache Objective-C.
  • Die Computer-Animationen für den international erfolgreichen Anime Ghost in the Shell entstanden unter NEXTSTEP.
  • Der Anime Serial Experiments Lain enthält zahlreiche Hommagen zu NEXTSTEP.
  • 1989 erwarb IBM für 60 Mio. US$ eine Lizenz von NEXTSTEP 1.0 für den Vertrieb auf IBM-PCs. Die Zusammenarbeit wurde aber eingestellt, bevor auch nur ein solches Gerät ausgeliefert wurde. Auch Compaq und Dell wollten eine solche Lizenz kaufen.
  • NEXTSTEP, insbesondere seit der Entwicklung zu OPENSTEP, und Mac OS X sind hochportabel und schon für etliche Plattformen portiert worden, so: Motorola 68000 (Ursprungsplattform), Motorola 88100 (geplante Nachfolge-CPU des 68000 in den NeXTstations, nicht vermarktet worden); IBM RT (nicht vermarktet, evtl. nur ein Port der Entwicklungsumgebung), Intel-PC (erst als NEXTSTEP, jetzt auch als Mac OS X), PowerPC (auch hier zunächst als NEXTSTEP als geplanter Nachfolger für Motorola 68000, dann als Mac OS X für Apple Macintosh), Sun SPARC, HP PA-RISC, und zuletzt ARM (im iPhone), also auf insgesamt 10 Plattformen.

Weblinks


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