- Nebelgranatenwerfer
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Die Nebelwerfer waren deutsche Granatenwerfer, die nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt wurden. Sie wurden später zum Raketenwerfer weiterentwickelt und waren eine wichtige Waffe des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Namensherkunft
Der Name Nebelwerfer rührt nicht – wie irrtümlich angenommen wird – von dem Namen des Raketenforschers Rudolf Nebel her, der den Werfer 35 tatsächlich entwickelt hatte, sondern von der ursprünglich geplanten Eigenschaft, der Nebelerzeugung durch Granaten. Die sogenannte Nebeltruppe wurde als Vorbereitung auf eine mögliche chemische Kriegführung gebildet, die Bezeichnung diente zur Verschleierung der tatsächlichen Bestimmung.
Nebelwerfer 35 und 40
Es gab zwei unterschiedliche Nebelwerfertypen, die 100-mm-Nebelwerfer 35 und 40, welche nach dem Granatwerferprinzip funktionierten und verschiedene Raketenwerfer-Typen. Ein Nachteil der Waffe war, dass nach dem Abfeuern die von den Raketen ausgestoßenen Gase den Standort der Werferbatterien recht eindeutig verrieten. Um nicht Opfer feindlicher Artillerie zu werden, war es deshalb notwendig, die Werfer nach jedem Feuerschlag zu verlegen.
15-cm-Nebelwerfer 41
Der 15-cm-Nebelwerfer 41 ist das Gerät, das allgemein mit dem Namen Nebelwerfer verbunden wird. In der Grundversion konnte die Waffe aus sechs im Kreis angeordneten glatten Rohren von 1.300 mm Länge Raketen im Kaliber von 150 mm in einer 10 Sekunden dauernden Salve bis maximal 10.000 m abfeuern. Die Rohre hatten jeweils drei eingedrückte Sicken, die als Führungsleisten für die Geschosse dienten. Das Gerät basierte auf der gleichen Lafette, welche auch bei der 3,7-cm-Pak Verwendung fand und wog leer in Feuerstellung 540 kg. Der Aufbau der 34,2 kg schweren Raketengeschosse war ungewöhnlich. Der Treibsatz von 6,5 kg befand sich im Kopf der Rakete und die Gase strömten durch 26 seitlich angebrachten Düsen aus, durch zusätzliche Schrägstellung der Düsen zur Seite wurde eine Drallstabilisierung erzielt. Der mit 2,4 kg Sprengstoff bestückte Splittergefechtskopf befand sich im Heck der Rakete, dadurch lag der Sprengkopf bei der Detonation etwas über dem Boden und erzielte eine bessere Splitterwirkung. Am Verhältnis zwischen dem Gesamtgewicht der Rakete von 34,2 kg und dem Gewicht der Sprengladung von nur 2,4 kg kann man ersehen, dass diese Munitionsform eindeutig auf Erzielung einer größtmöglichen Splitterwirkung abzielte. Dementsprechend unbedeutend war die Wirkung des reinen Gasschlags.
Die gleichen Abschussrohre in zwei Reihen zu je fünf Stück wurden auch auf gepanzerten Opel-Halbkettenfahrzeuge (Sd.Kfz. 4/1 „Maultier“), genannt Panzerwerfer 42, lafettiert.
Im Kriegsverlauf wurden noch weitere Werfer entwickelt:
21-cm-Werfer 42
Dieser mit fünf im Kreis angeordneten Rohren von 1.300 mm Länge ausgestattete Werfer verschoss 110 kg schwere Geschosse über eine Reichweite von 7.850 m. Die 1.260 mm lange Rakete hatte einen konventionellen Aufbau mit 22 am Heck angebrachten, zur Drallerzeugung leicht schräggestellten Düsen. Der auf Splitterwirkung ausgelegte Gefechtskopf trug 38,6 kg Sprengstoff. Obwohl aerodynamisch besser gestaltet als die Raketen des 15-cm-Nebelwerfers, hatte diese Rakete eine größere Streuung. Versuche ergaben, dass die Presslinge der Treibladung vor Ende der Brennzeit zusammenbrachen, wodurch sich ein schwankender Anstieg des Schubes ergab.
Diese Rakete wurde auch aus unter den Flügeln angebrachten Einzelrohren von Jagdflugzeugen und Me-110-Zerstörern verschossen, um alliierte Bomberverbände aus größerer Entfernung bekämpfen zu können. Dabei zeigte sich, dass die Drallstabilisierung mit schräg angeordneten Düsen eine korkenzieherartige Flugbahn bewirkte. Um diesem Problem zu begegnen, ging man zu einer verlängerten Einzeldüse über, die vier nach hinten aufklappende Messerleitwerkflügel trug.
Aus den 21-cm-Werferrohren konnten nach Einsetzen von zusätzlichen Führungsschienen auch die Raketen des 15-cm-Nebelwerfers verschossen werden.
Das schwere Wurfgerät 40 (Holz) und das schwere Wurfgerät 41 (Stahl) konnten sowohl den 28-cm-Sprengwurfkörper als auch den 32-cm-Flammwurfkörper verschießen. Beim Wurfgerät 40 waren vier hölzerne Packkisten von 30 kg Gewicht auf einem 52 kg schweren Gestell untergebracht. Ersetzt wurde es 1941 durch das schwere Wurfgerät 41 (Stahl) bei dem vier Raketen jeweils in einer 20 kg schweren Stahlpackkiste auf einem 110 kg schwerem stählernen Gestell untergebracht waren.
28-cm-WK-Spr
Bei dem 28-cm-WK-Spr handelte es sich um den Treibsatz der 15-cm Werfergranate 41 mit einem überkalibrierten Sprengkopf mit 1 mm Wandstärke. Bei 1.260 mm Länge und 82 kg Gesamtgewicht trug der auf Druckwirkung (=Gasschlag) ausgelegte Gefechtskopf 50 kg Sprengstoff. Wegen des kleinen Treibsatzes wurde nur eine Reichweite von etwa 1.900 m erzielt, und die Streuung war erheblich. Da es sich aber um eine Flächenwaffe handelte, konnte die Streuung in Kauf genommen werden. Die große Wirkung brachte der Waffe den Namen „Stuka zu Fuß“ ein, wegen des Abschussgeräuschs wurde sie auch „Heulende Kuh“ genannt.
32-cm-WK-Flamm
Der 32-cm-WK-Flamm hatte den gleichen Treibsatz, der Gefechtskopf von maximal 33,7 cm Durchmesser trug 50 l Flammöl und eine Zerlegeladung von 1,6 kg. Bei 1.300 mm Länge und 79 kg Gesamtgewicht wurde eine Reichweite von etwa 2.200 m erzielt. Ein Treffer setzte eine Fläche von etwa 200 m² (entspricht beispielsweise einem Quadrat von ca. 14 mal 14 Metern) in Brand. Es war üblich, eine Raketen-Salve dergestalt zu mischen, dass das Verhältnis von Sprengmunition zu Flamm-Munition fünf zu eins betrug. Beispielsweise trug das SdKfz 251/1 Ausf. B mit Wurfrahmen meistens fünf 28-cm-WK-Spr und einen 32-cm-Wurfkörper Flamm in seitlich angebrachten einzelnen Wurfrahmen.
- Im Juli 1943 wurde offiziell der 30-cm-Nb.W. 42 eingeführt. Die 1.098 kg schwere Waffe war eine verbesserte Ausführung des 28/32-cm-Nb.W. 41 bei der sechs Stahlpackkisten in zwei Reihen übereinander angebracht waren.
- Wegen der geringen Reichweite der 28/32 WK. wurde der mit dem Treibsatz der 21-cm-Rakete ausgestattete 30-cm-WK. 42 Spr. entwickelt. Der 127 kg schwere und 1.249 mm lange Wurfkörper der 45 kg Sprengstoff trug hatte eine Reichweite von etwa 4.550 m.
Literatur
- OKW: Vorschrift D 321 - Der 10 cm Nebelwerfer. - Vorläufige Gerätbeschreibung und Bedienungsanleitung. - 1939
- OKW: Vorschrift D 1127 - 30 cm Nebelwerfer 42 - 1943
- OKW: Vorschrift H.Dv. 454/5 - Heeresfeuerwerkerei - Heft 5 - Geschosse für Geschütze, Nebelwerfer und Granatwerfer - 21. November 1936
Siehe auch
Weblinks
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