Neger (Torpedo)

Neger (Torpedo)

Bei dem Neger handelt es sich um ein von der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg eingesetzten bemannten Torpedo (ein sog. „Ein-Mann-Torpedo“). Der Name „Neger“ geht auf den geistigen Vater dieser Waffe, Marinebaurat Richard Mohr, zurück.

Entwickelt wurde er ab 1943 von der Torpedoversuchsanstalt (TVA) Eckernförde, insgesamt wurden im Laufe des Krieges etwa 200 Exemplare hergestellt. Im März 1944 stand der erste Versuchs-Neger zur Erprobung bereit. Der erste Einsatz fand schon einen Monat später statt, als 37 dieser Einheiten im Raum Anzio-Nettuno gegen alliierte Schiffe eingesetzt wurden. Der Einsatz war aber verfrüht und ein Misserfolg. Kein Neger kam zum Schuss, außerdem geriet ein Exemplar in die Hände der Alliierten, die dadurch gewarnt waren. Weitere Einsätze im Juli/August des Jahres brachten im Vergleich mehr Erfolg, u. a. wurde der Kreuzer ORP Dragon und der Zerstörer HMS Isis sowie einige andere kleinere Kriegsschiffe versenkt. Dem Obergefreiten Walther Gerhold wurde für die Versenkung von ORP Dragon am 6. Juli 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Der Neger bestand aus zwei elektrisch angetriebenen G7e-Torpedos, die untereinander gehängt wurden, wobei nur der untere Torpedo eine Sprengladung mit sich führte. Im oberen Torpedo gab es ein Cockpit mit einer Plexiglashaube, in dem ein mit Dräger-Atemgerät und Armbandkompass ausgerüsteter Fahrer Platz hatte. Das gesamte Fahrzeug war bis auf den unteren Torpedo unbewaffnet. Über ein einfaches Kimme-Korn-Visier in und vor der Glaskuppel konnte das Ziel angepeilt werden.

Der Neger konnte auf Grund seiner geringen Größe und Tauchtiefe nicht von feindlichen Ortungsgeräten (Radar, Sonar) erfasst werden, wohl aber durch Sichtung. Da er nicht bzw., in späteren Bautypen, kaum tauchfähig war, wurden die Einsätze ausschließlich nachts durchgeführt. Etwa 80 Prozent der Besatzungen kamen bei diesen Einsätzen ums Leben, meist durch Ersticken, technische Probleme und feindliches Abwehrfeuer.

Der Nachfolger dieser primitiven Waffe war das tauchfähige Klein-U-Boot „Marder“.

Siehe auch: Kleinst-U-Boot

Technische Daten

Baujahr: ab 1943
Tauchtiefe: kein Tauchen möglich
Länge: 7,6 m
Breite: 0,5 m
Motor: 12-PS-Elektromotor (AEG-AV 76 Eto)
Geschwindigkeit: 3,2 kn (mit Gefechtstorpedo) / 4,2 kn (ohne)
Reichweite: 48 sm bei 4 kn
Bewaffnung: 1 Torpedo \varnothing 53,3 cm
Wasserverdrängung: 2,7 t

Literatur

  • Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaues, Bernhard & Graefe Verlag, ISBN 3-86047-153-8
  • Paul Kemp: Der Kampf zur See, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-5325-5
  • Richard Lakowski: Deutsche U-Boote geheim 1935-1942, Brandenburgisches Verlagshaus, ISBN 3-89488-030-9
  • Hildebrand, Röhr, Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Mundus Verlag, ISBN 3-88385-028-4
  • Cajus Bekker: ...und liebten doch das Leben, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 3-453-00009-9

Weblinks


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