- Negroide
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Negride oder Negriden (v. lat. niger, schwarz) ist eine nicht mehr gebräuchliche rassensystematische Bezeichnung für eine Reihe dunkelhäutiger afrikanischer Bevölkerungen, die den überwiegenden Teil des afrikanischen Kontinentes, mit Ausnahme Nordafrikas bewohnen, sowie Menschen mit entsprechenden Vorfahren. Die Einteilung „negrid“ oder „negroid“ ist völkerkundlich unbrauchbar, weil sie nach somatischen Kriterien eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Völker zusammenfasst.
Als negrid werden gemäß dieser Klassifikation aus den Rassentheorien körperliche Merkmale wie eine wulstige Nase, krauses Haar und eine dunkel pigmentierte Haut angesehen. Der Gesichtsschädel des „typischen Negriden“ weist rundliche Augen- und Nasenhöhlen auf, ausgeprägte Kiefer und häufig einen langgestreckten Schädel.
Negride gehörten nach veralteter Rassenkunde neben Europiden und Mongoliden zu den drei grundlegend unterschiedlichen Großrassen.
Der Sinn einer Einteilung der Menschen nach phänomenologischen Merkmalen ist in Diskussion (vgl. Eurozentrismus), die Bezeichnung negrid selbst ist wegen ihrer Verbindung zum Rassismus umstritten. Der Begriff wurde hergeleitet von Neger oder negro, was Assoziationen zu Sklaverei, Kolonialismus und Herrschaftsansprüchen europäischer Eroberer weckt und daher als abwertend und überlebt angesehen wird. In der Form africoid' wird in der angelsächsischen Forschung teils eine von negativen Konnotationen freie Alternative verwendet. Eine weitere Alternative für negrid sucht man gelegentlich mit congoid. Gleichwohl ist negrid/negroid, zumindest dort, wo der Rassenbegriff noch verwendet wird, eine gebräuchliche Bezeichnung.
Literatur
- Cavalli-Sforza, L. L., Menozzi, P., & Piazza, A. (1994). The history and geography of human genes. Princeton, New Jersey: Princeton University Press. (englisch) (Darstellung aus neodarwinistischer Sicht)
- Susan Arndt (Hrsg.): AfrikaBilder. Studien zu Rassismus in Deutschland. Unrast Verlag, Münster 2001 /2006, ISBN 3-89771-407-8
- Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Unrast Verlag, ISBN 3-89771-424-8
- U. Bitterli: Die „Wilden“ und die „Zivilisierten“. Die europäisch-überseeische Begegnung. dtv, München 1982
- F. Böckelmann: Die Gelben, die Schwarzen und die Weißen. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999
- Erwin Ebermann (ed.).: "Afrikaner in Wien: zwischen Mystifizierung und Verteufelung.". LIT-Verlag. 2003. ISBN 3-8258-5712-3.
- Grada Kilomba-Ferreira: Die Kolonisierung des Selbst – der Platz des Schwarzen. In: Hito Steyerl/Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Hrsg.): Spricht die Subalterne deutsch? Migration und postkoloniale Kritik, Unrast Verlag, Münster 2003, ISBN 3-89771-425-6
- Grada Kilomba-Ferreira: „Don't You Call Me Neger!“ – Das N-Wort, Trauma und Rassismus. In: ADB & cyberNomads (Hrsg.): TheBlackBook. Deutschlands Häutungen. IKO Verlag, Frankfurt am Main & London 2004
- P. Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren. Hamburger Edition, Hamburg 2001
- K. Oguntoye, M. Opitz, D. Schultz (Hrsg.): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. 2. Auflage, Orlanda, Berlin 1991, ISBN 3-922166-21-0
Weblinks
- Artikel Negriden in Meyers Lexikon online (Archiv)
- Susan Arndt, „Kolonialismus, Rassismus und Sprache. Kritische Betrachtungen der deutschen Afrikaterminologie.“, Aufsatz, September 2004, von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht Online einsehbar.
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