- Neijia
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Mit dem Begriff innere Kampfkünste (chin. 內家拳, Nèijiāquán, kurz neijia) werden einige Stile der chinesischen Kampfkünste bezeichnet. Der Begriff wird verwendet, um sich von den äußeren Stilen (chin. 外家拳, Wàijiāquán, kurz wiajia) abzugrenzen, jedoch ist diese Einteilung umstritten. Die Bezeichnung wurde in den 1920ern von Sun Lutang popularisiert, der darunter die Kampfkünste Taijiquan, Baguazhang sowie Xingyiquan zusammenfasste. Heutzutage bezeichnen sich insbesondere Kampfkünste damit, die in enger Verbindung zum philosophischen Daoismus stehen und sich mit den daoistischen Klöstern der Wudang-Berge in Zusammenhang bringen. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Stile, die sich selbst zu den inneren Kampfkünsten zählen (siehe Liste der Kampfsportarten).
Inhaltsverzeichnis
Prinzipien
Während die äußeren Kampfkünste (wie z. B. die meisten Shaolin-Kampfkünste oder auch das Karate) die Entwicklung von Geschicklichkeit, Muskelkraft und/oder Geschwindigkeit voraussetzen, basieren die inneren Kampfkünste auf der daoistischen Idee, dass Hartes durch Weiches besiegt werden kann, weil es diesem keinen direkten Widerstand entgegensetzt. Um diese Idee umzusetzen, werden beim Üben der inneren Kampfkünste die folgenden Prinzipien beachtet:
- die Bewegungen sollen fließend, bewusst und entspannt ausgeführt werden
- der Körper soll bei fortschreitender Übung immer genauer wahrgenommen werden
- der Geist soll stets bewusst und aufmerksam sein
- der Geist soll sich nicht auf eine bestimmte Handlung oder Reaktion versteifen, sondern „natürlich“ reagieren (Wu wei)
Damit diese Prinzipien umgesetzt werden können, werden die Bewegungen zumindest anfangs meistens auch langsam geübt.
Qi (Ch'i)
Eine zentrale Rolle bei den inneren Kampfkünsten spielt das Konzept des Qi (chin. 氣 / 气, Qì, W.-G. Ch'i). Durch das Üben der inneren Kampfkünste nach den oben beschriebenen Prinzipien soll der Übende in zunehmendem Maße in der Lage sein, das Qi wahrzunehmen und schließlich zu kontrollieren. Das Qi wird von vielen Praktizierenden als eine Art Energiefluss beschrieben, den man im Körper zirkulieren lassen kann.
Da die Wahrnehmung und Kontrolle des Qi kein rein körperlicher Prozess ist, betonen die inneren Kampfkünste stark den geistigen und meditativen Aspekt. In der Regel üben Anhänger der inneren Kampfkünste auch Formen des Qigong oder der Meditation.
Das Qi soll einerseits im Kampf anwendbar sein, und andererseits der Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheitsförderung dienen. Bei einem Meister der inneren Kampfkünste soll das Qi und seine innere Ruhe so deutlich sichtbar werden, dass er seine Kampfkunst nie tatsächlich anwenden muss, da niemand mit ihm kämpfen will.
Der Sinn der Unterscheidung der chinesischen Kampfkunststile nach inneren (nèijiāquán) und äußeren Stilen (wàijiāquán) ist umstritten, da auch bei vielen der sogenannten äußeren Kampfkunststilen die Entwicklung des Qi gefördert wird.
Geschichte
In der 1669 veröffentlichten „Grabrede auf Wang Zhengnan“, von Huang Zongxi (1610–95) wird „der daoistische Unsterbliche Zhang Sanfeng vom Berg Wudang Shan, Begründer der Inneren Schule des Kampfes“ genannt. Er soll die Prinzipien der inneren Kampfkünste entdeckt haben, als er den Kampf zwischen einem Kranich und einer Schlange beobachtete, wobei die Schlange dem Kranich immer wieder auswich, bis dieser erschöpft aufgeben musste. Seit dieser Zeit sollen die Traditionen der inneren Kampfkünste in den daoistischen Klöstern der Wudang-Berge weitergegeben worden sein.
Die erwähnte Grabrede muss man auch vor dem Hintergrund der Zeit sehen. 1641 unternahmen die Mandschu einen großen Einfall in Ming-China, bei dem sie 88 Städte eroberten, sechs weitere übernahmen und bis nach Shandong vordrangen. 1644 endete die Ming-Dynastie und wurde von der mandschurischen Qing-Dynastie abgelöst. Die Mandschuren waren von außen in China eingedrungen und zwangen den Chinesen zunächst ihren Lebensstil auf. Da sich die Mandschuren zum (von außen eingeführten) lamaistischen Buddhismus bekannten, wurde ihnen die von innen, aus China, stammende Philosophie des Daoismus in Person des Zhang Sanfeng entgegengesetzt.
Die Namen und konkreten Formen der Stile Taijiquan, Baguazhang und Xingyiquan wurden außerhalb der Wudang-Berge geprägt und verbreitet, doch ist anzunehmen, dass die verschiedenen Stile unterschiedlich stark von daoistischen Lehrern der Wudang-Berge und damit der „ursprünglichen“ Kampfkunst von Zhang Sanfeng beeinflusst wurden.
Da zur Zeit der Kulturrevolution die Klöster von Wudang geschlossen und die Mönche und Nonnen ihr Wissen nicht offiziell weitergeben durften, werden erst seit Kurzem wieder offiziell die inneren Kampfkünste in den Klöstern und Schulen unterrichtet.
Siehe auch
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