Nekromantion

Nekromantion
Im Inneren des Nekromanteion von Ephyra

Das Nekromanteion (auch Nekyomantion oder Nekromantion) war ein Totenorakel nahe der antiken Stadt Ephyra. Es soll sich auf einem Hügel am Ortsrand des Dorfes Messopotamos in Epirus, im Tal des Flusses Acheron nahe der Straße von Parga nach Preveza befunden haben.

Das Orakel war in der ganzen antiken Welt bekannt und das einzige Totenorakel in Griechenland. Es lag auf einem Hügel im See Acherousia, der später verlandete. Die Toten wurden von den Lebenden aber auch nach Ratschlägen über die Zukunft befragt.

Inhaltsverzeichnis

Das Nekromanteion in der Literatur

Homer hat im 8. Jahrhundert v. Chr. in der Odyssee eine genaue Beschreibung des Orakels gegeben. Laut des Epos suchte Odysseus nach dem Rat der Hexe Circe in der Unterwelt nach dem toten Hellseher Teiresias, damit dieser ihm den Weg zurück nach Ithaka beschreiben konnte. Die Beschreibung war so genau, dass man sicher ist, dass Homer selbst beim Totenorakel war oder zumindest einen Ortskundigen kennenlernte.

Herodot erwähnt das Nekromanteion im Zusammenhang mit Periander, dem Tyrannen von Korinth, der Gesandte schickte, die im Orakel mit seiner toten Ehefrau Melissa in Kontakt treten sollten.

Ausgrabungen und Artefakte

Die Reste des Nekromanteion unterhalb der Johanniskirche

Mykenische Ruinen aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. wurden im antiken Ephyra 500 Meter nördlich des vermuteten Totenorakels und im antiken Küstenort Toryne kaum fünf Kilometer entfernt entdeckt.

Unter den Ruinen einer im 18. Jahrhundert erbauten Kirche Johannes des Täufers und dem benachbarten Friedhof entdeckte der griechische Archäologe Sotirios Dakaris 1958 bis zu 3,35 m dicke Mauern, die einen 22 m² großen unterirdischen Raum umschlossen. Diese Strukturen interpretierte er als das Zentrum des Totenorakels von Ephyra, das von Homer und Herodot erwähnt worden war, dessen genaue Lage aber bis dahin unbekannt gewesen war. In zwei längeren Kampagnen, von 1958 bis 1964 und von 1976 bis 1977 hat Dakaris das Heiligtum ausgegraben. Die gefundenen Baureste stammen vorwiegend aus dem 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. Älteres trat nur vereinzelt zu Tage, so zum Beispiel Fragmente von Statuetten der Persephone aus Ton, die aus dem 7. Jahrhundert stammen.

In der Interpretation von Dakaris war die Orakelstätte ein gedrungener Bau mit dicken Mauern. An seiner Nordseite war der Eingang, dem sich ein Vorhof mit Räumen für die Priester und die Ratsuchenden anschloss. Ein größerer Saal diente der Vorbereitung der Pilger auf die Befragung des Orakel und dem Kult der Götter der Unterwelt. Es folgt ein labyrinthischer Eingangsbereich, der einst mit mehreren schweren Bronzetüren verschlossen war und schließlich der eigentliche Kultraum.

Diese Interpretation der Funde wurde aber in der Fachwelt bald angezweifelt. Dietwulf Baatz meinte schon 1980, dass es sich nicht um eine Kultstätte sondern einen befestigten Adelssitz aus hellenistischer Zeit handelt. Auch ein amerikanisches Archäologenteam, das sich in den neunziger Jahren mit der Untersuchung adeliger Landsitze in Epirus befasste, kam zu dem Schluss, dass es sich bei den Funden von Dakaris womöglich um ein großes Gut mit einer Befestigung handeln könne. Auf jeden Fall können die Mauern aus hellenistischer Zeit nicht mit den Erwähnungen des Orakels in der Literatur in Zusammenhang gebracht werden. Ungeklärt ist aber noch, ob es auf dem Hügel am Acheron nicht noch ältere Bauten gegeben hat.

Die Befragung des Orakels

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Die Priester des Orakels hatten ein ausgeklügeltes System entwickelt, um die Gläubigen zu täuschen und die Orakelsprüche glaubhaft zu machen. Diejenigen, die Kontakt zu den Ahnen und den Göttern der Unterwelt suchten, mussten verschiedene Gaben mitbringen, um die Toten zu besänftigen. Geopfert wurden Honig, Milch, Wasser, Wein und das Blut von Opfertieren. Dann machte man für einige Tage eine von den Priestern vorgeschriebene Diät im Dunkeln, u. a. mit Saubohnen, die die Sinne trübten. So wurde der angebliche Gang an die Pforte der Unterwelt glaubhafter, da die Besucher benebelt waren.
Nachdem einige Zeremonien durchgeführt waren, die Priester alles über die Besucher erfahren hatten, wurden sie in einen unterirdischen Gewölberaum geführt. Dort wurden u. a. mit Hilfe eines Krans von anderen Priestern die gewünschten Toten imitiert und auf die Fragen geantwortet bzw. Ratschläge erteilt. Anschließend wurden die Besucher über andere Geheimgänge wieder hinaus geführt. Sie wurden beschworen über alles was sie gesehen und gehört hatten kein Wort zu verlieren, sonst würden die Toten und die Götter der Unterwelt beschämt und könnten sich gegen sie wenden.

167 v. Chr. wurde das Orakel von Römern zerstört.

Literatur

  • Sotirios Dakaris: Das Nekyomanteion am Acheron. Athen 2001. ISBN 960-214-303-7.
  • Sotirios Dakaris: Altertümer von Epirus: das Todesorakel von Acheron, Ephyra, Pandosia, Kassope. Athen 1975.
  • Dietwulf Baatz: Wehrhaftes Wohnen. Ein befestigter hellenistischer Adelssitz bei Ephyra. In: Antike Welt 30,2 (1999) S. 151–155.
  • James Wiseman: Rethinking the „Halls of Hades“ In: Archaeology 51,3 (1998). Abstract hier

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