- Nesselgewebe
-
Der Begriff Nesseltuch, kurz Nessel, bezeichnet ursprünglich einen aus den Fasern der Brennnessel hergestellten Stoff. Heutzutage wird unter Nessel bzw. Nesseltuch oder Baumwollnessel auch ein grobes, ungebleichtes und ungefärbtes leinwandbindiges Tuch aus Baumwolle verstanden.
Inhaltsverzeichnis
Nesseltuch aus Brennnesselfasern
Geschichte
Der Stängel vor allem der alten Pflanzen der Großen Brennnessel hat sehr lange und feste Bastfasern. Aus diesen wurde schon vor Jahrtausenden Nesselgarn, Nesselfäden und Stoffe hergestellt. Damit wurden beispielsweise zusammen mit Birkenpech Pfeilspitzen und die Befiederung an Pfeilschäften befestigt. Die Fasern eignen sich ferner zur Herstellung von Stoffen wie zum Beispiel dem Nesseltuch, das fester als Leinen ist, ebenso wie für Fischernetze und Stricke.
Eigenschaften
Die hervorragenden Eigenschaften der Brennnesselfaser sind unter anderem hohe Reißfestigkeit, extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, Bauschfähigkeit ähnlich der Baumwolle und ein edler Glanz.
Wiedererwachen des Interesses
Ab Anfang der 1990er Jahre ist es zu einer Wiederbelebung des Interesses an heimischen Faserpflanzen gekommen. Nach dem ersten Boom von Leinen wurde auch Hanf wieder zur Fasergewinnung in Deutschland angebaut. In den letzten Jahren ist dann auch die Fasernessel wieder in den Fokus der Forschung gerückt.
Heutige Verwendung und Hersteller
Der – nach eigenen Aussagen – einzige Hersteller in Deutschland für echtes Nesseltuch ist die Stoffkontor Kranz AG mit Weberei in Schönau im Schwarzwald. 2007 wurden für die Firma über 200 t reines Nesselstroh auf einer Anbaufläche von 225 Hektar gewonnen, das sind etwa 1.000 Großballen oder 2.000 m³ gepresstes Nesselstroh. Allerdings besteht der mit großem Werbeaufwand vertriebene Stoff, „Nettle“ genannt, lediglich zu 10 bis 40 % aus Brennnesselfasern, der Rest ist Baumwolle (lt. Preisliste 2009 von „Nettle World“).
Weblinks
- Einstieg zum Eintrag im Krünitz: http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/n/kn02178.htm
- Eintrag „Nessel“ im Stofflexikon.
- Anonymus: Auf die Nesseln gesetzt. In: dlz Agrarmagazin, 4/2008, S. 170–173, PDF Online
Wikimedia Foundation.