Nestle

Nestle
Nestlé S.A.
Firmenlogo
Unternehmensform Société Anonyme
ISIN CH0038863350
Gründung 1866
Unternehmenssitz Vevey, Schweiz
Unternehmensleitung

Paul Bulcke
(CEO)
Peter Brabeck-Letmathe
(VR-Präsident)

Mitarbeiter 276.000 (31. Dezember 2007)
Umsatz 107,552 Mrd. CHF (2007)
Branche Nahrungsmittel
Produkte

Lebensmittel, Getränke

Website

www.nestle.com

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei der Eröffnung einer Nestlé-Fabrik in Brasilien

Die Nestlé S.A. (deutsch [ˈnɛstlə]; international [nɛsˈtle]) ist der grösste Lebensmittelkonzern der Welt und das grösste Industrieunternehmen der Schweiz. Die Nestlé-Hauptverwaltung ist in Vevey, Kanton Waadt, der Firmensitz ist in Vevey und Cham, Kanton Zug.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Der Nestlé-Konzern erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von 107,5 Milliarden Schweizer Franken und erzielte einen Reingewinn von 10,6 Milliarden Schweizer Franken. Weltweit betreibt Nestlé über 480 Produktionsstätten und beschäftigt insgesamt rund 276.000 Mitarbeiter.

Der Geschäftsführer (CEO) ist Paul Bulcke, der diese Position von seinem Vorgänger Peter Brabeck-Letmathe im April 2008 übernahm.

Mit 14.380 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,772 Milliarden Euro im Jahr 2007 ist Nestlé Deutschland der drittgrösste Ländermarkt des Konzerns.

Produkte und Marken

Die Produktpalette umfasst u. a. die folgenden Bereiche:


Neben dem traditionellen Nahrungsmittelgeschäft sieht Nestlé sich selbst auf dem Weg zum führenden Konzern für Nahrungsmittel, Ernährung, Gesundheit und Wellness. Die Überlappung der Forschungsanstrengungen in den Teilbereichen führt zu neuen, futuristisch anmutenden, Produktsparten wie z.B. den Nutricosmetics.

Geschichte

Nestle Kindermehl in einer Annonce von 1898

Die Farine Lactée Henri Nestlé S.A. wurde 1866 vom Schweizer Apotheker deutscher Abstammung Henri Nestlé gegründet.

Henri Nestlé war es 1867 gelungen, ein lösliches Milchpulver herzustellen, das Säuglingen als Muttermilchersatz gegeben werden konnte (Nestlé Kindermehl).

Als Firmenlogo verwendete er sein Familienwappen. Sein Familienname bedeutet im Schwäbischen „kleines Nest“. Das Familienwappen mit der Brutpflege war passend für sein erstes Produkt und ist bis heute Firmenwappen.[1]

1898 wurde die erste ausländische Fabrik übernommen, ein Milchpulverwerk in Norwegen. 1905 fusionierte Nestlé mit der damals deutlich grösseren Anglo-Swiss Condensed Milk Company in Cham ZG. Der Markenname Nestlé wurde aber wegen der grösseren Bekanntheit in der Bevölkerung beibehalten. 1929 schlossen sich die Schokoladeproduzenten Peter, Cailler, Kohler und Nestlé zusammen, wiederum setzte sich der Name Nestlé durch.

Die erfolgreiche Vermarktung löslichen Kaffees ab dem Jahr 1938 brachte dem Unternehmen grosse Gewinne. 1947 folgte die Fusion mit der Maggi AG und der Namenswechsel zu Nestlé Alimentana AG. Es folgten weitere Übernahmen: 1963 die Findus AG und 1971 Ursina-Franck AG (Thomy und Bärenmarke). Der Firmenname wurde nun in Nestlé S.A. geändert.

1974 erwarb das Unternehmen 49 % an der Holdinggesellschaft Gesparal und damit erstmals Anteile an einem Nonfood-Unternehmen. Die Gesparal hielt 53,7 % der Aktien des Kosmetikunternehmens L'Oréal. 2004 wurde die Gesparal mit L'Oréal fusioniert und Nestlé hält nun 26,4 % des Unternehmens.

1985 erfolgte die nächste Übernahme in der Nahrungsmittelindustrie, für 3 Milliarden US-Dollar wurde der US-Konzern Carnation übernommen. 1988 folgte die Übernahme des britischen Schokoladen- und Süsswarenkonzerns Rowntree Mackintosh sowie des italienischen Teig- und Süsswaren-Konzerns Buitoni. Mit der Übernahme von Perrier und San Pellegrino stieg Nestlé in den 1990er-Jahren in den Mineral- und Tafelwassermarkt ein.

2002 übernahm Nestlé den amerikanischen Tierfutterkonzern Ralston Purina für 10,3 Mrd. Dollar und integrierte ihn als Nestlé Purina PetCare in den Konzern [2]. Nestlé wurde dadurch weltweit Marktführer im Bereich Tiernahrung für Hunde- und Katzenfutter. In Deutschland liegt Nestlé mit ca. 20 % Marktanteil jedoch noch hinter Masterfoods (39 %) zurück. Ebenfalls 2002 wurde die Schöller Holding (Schöller- und Mövenpick-Eis) übernommen [3].

Zum 1. Januar 2005 übernahm die deutsche Nestlé 49 % der Wagner Tiefkühlprodukte GmbH, um dadurch stärker im Markt der Tiefkühlpizzen präsent sein zu können [4].

Aus strategischen Gründen hat der Lebensmittelkonzern Nestlé die Produktion von Handelsmarken-Eis (Eis für Aldi, Lidl usw.) der Speiseeis-Werke seines Tochterunternehmens Schöller in Nürnberg und Prenzlau an die Rosen Eiskrem GmbH verkauft [5]. Zugleich wurde 2006 der grösste amerikanische Eiskremhersteller Dreyer's zu 100 % von Nestlé übernommen [6]. Damit stieg Nestlé zum weltweit grössten Hersteller von Speiseeis auf.

Im September 2006 gab die EU-Kommission ihr Einverständnis für ein zum Jahresende 2006 beginnendes Joint-Venture von Nestlé (40 %) mit Lactalis (60 %) im Bereich Frischeprodukte unter dem Namen Lactalis Nestlé Produits Frais (LNPF). Das Kooperationsprojekt erstreckt sich auf acht EU-Staaten (Frankreich, Belgien, Luxemburg, Vereinigtes Königreich, Irland, Spanien, Italien, Portugal), sowie die Schweiz. Durch diese Aktion bleibt Nestlé auf dem ersten Platz in der weltweiten Milchindustrie vor Lactalis, Dean Foods (USA) und Danone (Frankreich).

Im April 2007 übernahm Nestlé für 5,5 Mrd. Dollar den amerikanischen Kindernahrungshersteller Gerber vom Pharmakonzern Novartis.[7] Nestlé-Chef Peter Brabeck erklärte, die Übernahme sei „ein bedeutender Schritt für Nestlé in ihrem Umwandlungsprozess in ein Unternehmen für Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden“.

Kurz nach der Übernahme von Gerber verkaufte Nestlé 25 % der Anteile an dem Augenpflegemittel-Hersteller Alcon für 11 Milliarden Dollar an Novartis. Auch die restlichen 52 % werden 2010 von Novartis übernommen. [8][9]

Kritik

Vermarktung von Säuglingsnahrung in Entwicklungsländern

In den 1970er und 1980er Jahren wurden Nestlé und andere Unternehmen für ihre Vermarktung von Säuglingsnahrung in Entwicklungsländern heftig kritisiert. Ihnen wurde vorgeworfen, aggressive Verkaufsmethoden anzuwenden, etwa Verkaufspersonal als Krankenschwestern zu verkleiden und Gratismuster zu verteilen, deren Verwendung bei damit einhergehender Einstellung des Stillens zum Versiegen der Muttermilch führt. Damit würden Mütter dauerhaft von den teuren Produkten abhängig gemacht, die aber gerade in Entwicklungsländern für Teile der Bevölkerung unerschwinglich sind, zudem würden gesundheitliche Schäden und Tod von Säuglingen durch Zubereitung mit verschmutztem Wasser in Kauf genommen.

Als die Arbeitsgruppe 3. Welt Bern 1974 die Studie Nestlé tötet Babys zum Thema herausgab, klagte Nestlé gegen sie wegen Ehrverletzung. Als ehrverletzend empfand das Unternehmen den Titel sowie die Angaben, Nestlé sei verantwortlich für den Tod Tausender Säuglinge, Nestlés Verhalten sei unethisch und Nestlé-Verkaufspersonal werde als Krankenschwestern verkleidet. Der „Nestlé-Prozess“ endete 1976 mit einer Busse wegen des Studientitels und Freispruch in den übrigen Punkten sowie einer Ermahnung des Richters an Nestlé, ihre Marketingpraktiken zu überdenken. 1984 erklärte sich das Unternehmen schliesslich dazu bereit, den 1981 von der WHO und UNICEF verabschiedeten Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten einzuhalten.[10]

Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten

Kritisiert wurde Nestlé auch wegen der Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten. So wurde 1996 das Produkt Butterfinger, ein Schokoriegel mit gentechnisch veränderten Bestandteilen, nach massiven Protesten der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der Bevölkerung wieder vom deutschen Markt genommen. Nach eigenen Angaben verwendet Nestlé heute für den europäischen Markt keine gentechnisch veränderten Rohstoffe mehr.[11] Für Milchprodukte, die von der Unternehmensgruppe Theo Müller unter Lizenz für Nestlé sowie für verschiedene Handelsmarken hergestellt werden, wird jedoch zum Teil Milch von Kühen verwendet, die gentechnisch verändertes Futter erhalten.[12]

Mangelnder fairer Handel

Auf Kritik von Oxfam und weiteren Organisationen, angesichts der Kaffeekrise zu wenig für die Existenzsicherung von Kaffeebauern in Entwicklungsländern zu unternehmen, reagierte das Unternehmen 2005 mit der Einführung von fairhandelszertifiziertem Kaffee in Grossbritannien.[13]

In der westafrikanischen Elfenbeinküste, dem bedeutendsten Exportland von Kakao, werden Angaben von Menschenrechtsorganisationen zufolge etwa 12.000 Kinder als Sklaven auf Kakaoplantagen eingesetzt. Nestlé und anderen kakaoverarbeitenden Unternehmen wurde vorgeworfen, zu wenig zur Verbesserung dieser Zustände zu unternehmen. Unternehmen der Kakao- und Schokoladeindustrie, darunter Nestlé, reagierten auf diese Kritik, indem sie die International Cocoa Initiative gründeten, die gegen Kinderarbeit und Zwangsarbeit im Kakaoanbau vorgehen soll.[14][15][16]


Verdeckte Ermittlung bei politischen Kritikern

Im Sommer 2008 hat Nestlé die Nichtregierungsorganisation attac Waadt durch mindestens zwei Securitas-Mitarbeiterinnen überwachen lassen, indem diese die Gruppe mit Tarnidentidäten infiltrierten. Sie bespitzelten 2003-2004 unbemerkt die Autoren des Nestlé-kritischen Buches "Nestlé, Anatomie eines Weltkonzerns" [17] und übergaben Nestlé vertrauliche Informationen wie detaillierte Mitgliederprofile. Die Affäre löste in der Schweiz ein breites Medienecho und eine Nominierung für den Public Eye Award 2009 [18] aus. Nestlé gab an, rechtmässig und in Zusammenarbeit mit der Polizei gehandelt zu haben. Attac hat gegen Nestlé und Securitas geklagt und in einer ersten Entscheidung des Zivilgerichts vom Bezirk Lausanne verloren. [19]

Literatur

  • Sandra Bott (Hrsg.): Nestlé. Anatomie eines Weltkonzerns, Rotpunktverlag, Zürich 2005, ISBN 3-85869-293-X
  • Pierre Harrisson: Das Imperium Nestlé. Praktiken eines Nahrungsmultis am Beispiel Lateinamerikas, Rotpunktverlag, Zürich 1986, ISBN 3-89190-876-8
  • Friedhelm Schwarz: Nestlé. Macht durch Nahrung, DVA, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-05331-6
  • Horst W. Nestle: Stammbaum der Familie Nestle, Stuttgart 1976
  • Klaus Werner, Hans Weiss: Das neue Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne. Ullstein Verlag, Juni 2006, ISBN 3-548-36847-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Claudia Leu: Index Logo, MITP, ISBN 3-8266-1507-7, Seite 115
  2. Kraftvoll zugebissen, Manager-Magazin, 31. März 2002
  3. Nestlé will Schöller schlucken, Rhein-Zeitung, 29. Juni 2001
  4. Nestlé steigt bei Wagner Pizza ein, Die Welt, 8. Dezember 2004
  5. Kein Nestlé mehr für Aldi und Lidl, Focus online, 21. September 2006
  6. Nestlé erlangt Volleigentum von Dreyer's, finanzen.net, 19. Januar 2006
  7. Netzeitung: Nestlé investiert in Babynahrung, 12. April 2007
  8. Der Standard: Novartis steigt bei Nestlé-Tochter ein
  9. wiwo.de: Novartis zahlt Milliarden für Augenheilunternehmen
  10. Erklärung von Bern: Aktenzeichen Babynahrung ungelöst (2004) [1]
  11. Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel: Nestlé Produkte sind nicht betroffen
  12. Greenpeace Einkaufsnetz: Gentechnik bei Milchproduktion überflüssig
  13. Oxfam u.a.: Ist die Kaffeekrise nun vorüber? (2007)
  14. Schwarzbuch Markenfirmen
  15. Stop the Traffik: The Chocolate Campaign
  16. International Cocoa Initiative
  17. [ISBN-978-3-86667-162-1]
  18. [2]
  19. [http://www.woz.ch/dossier/nestlegate/17218.html Attac blitzt ab

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