- Neugalicien
-
Das Vizekönigreich Neuspanien (span. Virreinato de Nueva España; 1535-1822) war die erste der vier spanischen Kolonien in Lateinamerika.
Das Vizekönigreich umfasste die heutigen Staaten Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Venezuela sowie die Karibischen Inseln, in Asien die Philippinen, die Marianen, die Karolinen, Palau, Guam und Nordborneo. Im 17. Jahrhundert und im 18. Jahrhundert kamen auch Teile des westlichen und südwestlichen Nordamerika hinzu, darunter die heutigen US-Staaten Kalifornien, Arizona, New Mexico, Texas, Nevada, Colorado, Utah und der Südwesten von Wyoming. 1762 wurde der Westen Louisianas von Frankreich an Spanien abgetreten und ins Vizekönigreich eingegliedert, 1800 wurde jedoch auf Druck Napoleons die Kolonie wieder an Frankreich zurückgegeben.
1717 wurde Venezuela an das neu gegründete Vizekönigreich Neugranada angeschlossen. 1643 wurden die Bay Islands, 1655 Jamaika (Santiago), 1670 die Kaimaninseln, 1797 Trinidad und 1798 Belize an Großbritannien abgetreten. 1697 wurde der kleinere westliche Teil Hispaniolas (Haiti) an Frankreich übergeben. Der Herrschaftsanspruch auf das 1789 spärlich kolonialisierte Nootka-Territorium wurden bereits 1794 auf Druck Großbritanniens wieder zurückgezogen.
Mit Neuspanien (Mittel- und Teil von Nordamerika) und dem Vizekönigreich Peru (in Südamerika), von dem später die Vizekönigreiche Neugranada und La Plata abgetrennt wurden, herrschte Spanien über ganz Lateinamerika (mit Ausnahme des portugiesischen Brasilien).
Inhaltsverzeichnis
Präkolumbische Zeit
Schon lange bevor Kolumbus 1492 Amerika erreichte, war Neuspanien (Mesoamerika) besiedelt. Die ersten Mammutjäger gab es bereits vor ca. 10.000 Jahren. Vor ca. 7.000 Jahren wurden die ersten Pflanzen domestiziert.
Ca. 300 v. Chr. wurde mit dem Bau von Teotihuacán begonnen. Etwa 600 n. Chr. war diese Stadt mit 150.000 bis 200.000 Einwohnern auf ihrem Höhepunkt. In ihr lebten verschiedene Völker, wie etwa die Zapoteken, Mixteken und Maya. Nach über 1000 Jahren wurde Teotihuacáns Macht gebrochen. Wahrscheinlich unterlag die Stadt um das Jahr 750 n. Chr. den Tolteken in einem Krieg und wurde geplündert. Bis ins 12. Jahrhundert spielten die Tolteken ein führende Rolle in Mesoamerika. Doch auch sie unterlagen in einem Krieg den Chichimeken.
Im 14. Jahrhundert wanderten die Azteken aus dem Norden in das Gebiet des Texcoco-Sees. Auf einer Insel, mitten im See, gründeten sie ihre Hauptstadt Tenochtitlán. Zuerst verdingten sie sich bei ihren Nachbarvölkern als Söldner. Doch sehr schnell stiegen sie zur beherrschenden Macht in Mesoamerika auf, und unterwarfen fast alle anderen Völker. Gemeinsam mit den Städten Texcoco und Tlacopán bildeten sie eine Allianz. Die Führungsrolle in diesem Dreibund übernahmen die Azteken.
Verwaltung
Neuspanien wurde von einem Vizekönig regiert. Bis zum Jahre 1524 unterstand dieser Vizekönig dem Consejo de Indias, und somit dem einflussreichen Bischof von Burgos Juan Rodríguez de Fonseca. Nach dessen Tod im März 1524 vergrößert Karl V. die Organisation. Sie wurde in eine eigenständige Institution umgewandelt und erhielt die offizielle Bezeichnung Real y Supremo Consejo de India. Sie war direkt dem König unterstellt und als Kontrollorgan für die Vizekönige und Gouverneure der Kolonien gedacht.
Der erste Vizekönig und Gouverneur des Reiches, das zunächst nur Westindien umfasste, war Christoph Kolumbus, er wählte seinen Sitz in Santo Domingo (bis 1497 war La Isabela Sitz des Vizekönigs) auf der Insel Hispaniola, die er auch selbst entdeckt hatte. Später, nachdem der Hauptteil von Mesoamerika durch Hernán Cortés erobert wurde, verlegte man die Hauptstadt nach Mexiko-Stadt, Cortes wurde daraufhin von Kaiser Karl V. zum Gerneralgouverneur von Neuspanien ernannt, 1530 aber bereits von Antonio de Mendoza abgelöst, der sein Amt als Vizekönig aber erst 1535 mit der offiziellen Gründung des Reiches, antreten konnte.
Das Gerichtswesen des Vizekönigreichs war in die vier Bezirke der Real Audiencias (Apellationsgerichte) in Santo Domingo (ab 1511), Mexiko (1527), Guatemala (1543) und Neugalizien (1548) eingeteilt.
Wirtschaft
Im Jahre 1503 wurde das Encomienda-System geschaffen. Hier bekamen die Konquistadoren große Landgüter mit allen darauf lebenden Indigenas (Indianern) zur Verwaltung übertragen. Diese Indianer wurden als Naborios bezeichnet, laut Gesetz waren sie keine Sklaven. In der Praxis durften sie zu unbezahlter Arbeit gezwungen werden. Da sie dem Encomendero genannten Lehnsnehmer nicht gehörten, nahm dieser auch keine Verantwortung für sie wahr. Formal sollte der Encomendero für den Schutz und die Missionierung der Indianer sorgen, doch in den Silberminen und auf den Zuckerrohr-Plantagen wurden sie oft zu Tode ausgebeutet. Encomiendas wurden zu Beginn nur für eine Generation vergeben. Sie konnten also nicht an die nachfolgenden Generationen vererbt werden. Das änderte sich jedoch nach einem Aufstand.
Im Jahre 1542 - 1543 wurden neue Gesetzte zum Schutz der indianischen Bevölkerung erlassen. Besonders in abgelegenen Gebieten konnten die neuen Gesetzen nur wenig an der sklavenähnlichen Behandlung der Indianer ändern. In der Praxis wurde das Encomienda-System einfach weiter geführt, denn Verstöße wurden oft gar nicht oder nur in geringem Umfang geahndet.
Auf den Inseln der Karibik waren die männlichen Tainos innerhalb kurzer Zeit nahezu ausgerottet und als Arbeitskraft wurden Sklaven aus Afrika importiert.
Siehe auch
Literatur
- Hinz, Felix: "Hispanisierung" in Neu-Spanien 1519-1568. Transformation kollektiver Identitäten von Mexica, Tlaxkalteken und Spaniern. Hamburg 2005
- C. W. Ceram, Der erste Amerikaner, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, August 2001, ISBN 3-499-17798-6
Weblinks
Wikimedia Foundation.