Neuhaus an der Oste

Neuhaus an der Oste
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Neuhaus (Oste)
Neuhaus (Oste)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Neuhaus (Oste) hervorgehoben
53.89.03333333333332Koordinaten: 53° 48′ N, 9° 2′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Cuxhaven
Samtgemeinde: Am Dobrock
Höhe: 2 m ü. NN
Fläche: 9,86 km²
Einwohner: 1212 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 123 Einwohner je km²
Postleitzahl: 21785
Vorwahl: 04752
Kfz-Kennzeichen: CUX
Gemeindeschlüssel: 03 3 52 039
Adresse der Gemeindeverwaltung: Am Markt 1
21781 Cadenberge
Webpräsenz:
Bürgermeister: Georg Martens (CDU)
Der kleine Hafen und das neue Hafengebäude

Neuhaus ist eine an der Oste gelegene Gemeinde im Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Hafen und Neuhaus von Norden betrachtet
Das Amtsgericht in Neuhaus (Oste)
Ein alter Speicher am Hafen

Meyers-Conversations-Lexikon

Im Meyers Conversations Lexikon steht im Jahrgang 1853: „Hannoversches Amt, Landdrostei Stade, Herzogtum Bremen, an der Elbmündung, 12 500 Einwohner; Amtsort daselbst, Marktflecken an der Oste, der Ort ist schön gebaut und hat ein Zollamt, eine Steuerreceptur, einen Hafen mit 2 Schleusen, die Einwohner treiben Handel, Schiffbau, Schifffahrt, Fischerei, Landwirtschaft, Rot- und Weißgerberei, Leinen- und Wollweberei, überhaupt städtische Gewerbe 1520 Einwohner

Der Beginn

Die Besiedelung fand um 1000 nach Christus auf den Wurten rund um die Aue, Oste und Elbe statt, der heutige Deich und die Deichstraße in Neuhaus gehörten auch dazu, da sie aus ehemaligen Wurten besteht. Schon 1100 wurde Bülsdorf damals „Bulcenthorp“ genannt, ein westlich gelegener heutiger Ortsteil von Neuhaus schriftlich erwähnt.

Die erste in dieser Gegend durch die Bremer Erzbischöfe gebaute Burg, die Schlickburg, („Slikborch“) wurde an der Einmündung der Aue in die Oste gebaut. Sie war der Sitz des erzbischöflichen Vogts. Diese Burg ist von 1371 bis 1389 urkundlich beweisbar, da Erzbischof Albert, ein unfähiger Regent, immer in Geldnot war und sie an die Städte Bremen, Stade und Buxtehude verpfändete, bevor sie von den Kehdingern und Hadlern zerstört wurde, um die Vorherrschaft der Bremer Erzbischöfe zu verhindern.

Dat Nygehus

1404 errichtete der Nachfolger Erzbischof Otto II. am rechten Aueufer eine neue Burg mit dem Namen „dat Nygehus“ (das neue Haus), womit Neuhaus erstmals urkundlich erwähnt wurde. Auch diese Burg wurde von den Nachbarn 1420 dem Erdboden gleich gemacht. Auch wenn „dat Nyehus“ die Bezeichnung Burg trug, werden es, wie im Elbe-Wesergebiet üblich, etwas größere Fachwerkgebäude aus Holz und Ziegel mit einem Palisadenzaun und einem Wassergraben gewesen sein. Die umliegenden Marschbewohner schlossen sich 1423 zu einem förmlichen Bündnis zusammen. Dieses Bündnis umschloss das ganze Land Kehdingen mit den Kirchspielen Bülkau, Oppeln, Belum und Bülsdorf, das nur diese eine Mal als Kirchspiel bezeichnet wurde. Ob es eine Kirche im „Kirchspiel Bülsdorf“ gegeben hat, ist nicht nachzuweisen. Da ein „Kirchspiel Bülsdorf“ allerdings ohne Kirche nicht vorstellbar ist, muss sie im 15. Jahrhundert zerstört worden sein, da um diese Zeit die Kirche nach Kehdingbruch eingepfarrt wurde.

Sein Nachfolger, Erzbischof Balduin II., baute 1435 darauf hin ein Gebäude mit der Bezeichnung „Schloss“, obwohl sein Vorgänger den aufgebrachten Marschbewohnern gelobt hatte, nie wieder ein Bollwerk als Bedrohung der Kehdinger zu errichten. Es wurde an der Aue nun mitten im Dorf gebaut und ob es eher ein Schloss oder eine Burg war ist umstritten. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde es öfter von den Hadlern, Wurstner und Kehdingern zerstört und im 18. Jahrhundert nicht wieder aufgebaut. Heute ist der ehemalige Burghügel umgeben vom Schlosspark mit einem großen Kriegerdenkmal noch gut zu erkennen.

Verschiedene Kampfhandlungen sind überliefert, die wichtigste war der Kampf um das sogenannte „Land Bülkau“, in dem die Kirchspiele Bülkau, Oppeln, Kehdingbruch und Belum ihre Freiheit gegenüber dem Bremer Erzbischof Christoph von Braunschweig und die Angliederung an das Hadelner Land verwirklichen wollten. Der Hadler Landesherr, der Herzog Magnus von Sachsen Lauenburg unterstützte diese Bemühungen. Trotz dessen Hilfe gelang es dem Erzbischof, das Land Bülkau zu unterwerfen. 1516 wurden Verträge über die Abgaben der rebellischen Kirchspiele zwischen dem Erzbischof und dem von Sachsen Lauenburg geschlossen, der allerdings keine Strafe sondern nur eine Wiederherstellung alter Verträge war. Allerdings hielt sich der Herzog nicht an den Vertrag und plünderte das Erzstift und die Burg Neuhaus. Zwar wurde die Burg schnell wieder aufgebaut, da dem Erzbischof allerdings stets Geld fehlte, verpfändete er einzelne Teile des Erzstifts. Um 1540 wurde auch das Schloss Neuhaus und alle dazugehörigen Einkünfte an Johann von Münchhausen für 4000 Goldgulden verpfändet. Durch eine Sondersteuer wurde es 1544 zwar ausgelöst, allerdings schon am 9 Juni 1547 von dem protestantischen Heerführer Graf Albrecht von Mansfeld im Schmalkaldischen Krieg ohne Kampf besetzt. Fast ein Jahr später konnten die Truppen des Bremer Erzbischofs das Schloss wieder leicht zurück erobern.

Das Schloss wurde zum wichtigsten Außenposten der Bremer Bischöfe. Um ihre Macht zu stärken, wurde es zum Verwaltungssitz des „Amtes Neuhaus“ mit seinen Beamten, erst Vogt, später Amtmann oder Drost genannt, und überdauerte alle Widerstände des Mittelalters. Die Grenzen des Gebietes waren im Norden die Nordsee, im Osten das Land Kehdingen und das Kirchspiel Osten, im Süden die Börde Lamstedt und im Westen das Land Hadeln. Es umfasste die Kirchspiele Belum, Bülkau, Cadenberge, Geversdorf, Kehdingbruch, Oberndorf und Oppeln.

Die Eindeichung

Die Entstehung großer Siedlungen wurde erst durch die Eindeichung der Oste 1478 möglich, wobei die vorhandene Wurt genutzt wurde, sowie durch den Bau von zwei Schleusen in der Aue. Nun siedelten hier nicht nur Bauern, Meiern und Kötnern, sondern schnell auch Schiffer und Fischer, Kaufleute und Handwerker, und eine städtische Gesellschaft entstand im Flecken Neuhaus. Weil die Oste damals der schnellste Weg nach Bremervörde, der Residenz des Erzbischofs, war, wurde Neuhaus 1502 als Zollstation ausgebaut.

Ende des 16. Jahrhunderts trug der Ortsvorsteher schon den Namen „Bürgermeister“. Von 1645 bis 1681 gehörte die „Herrlichkeit“ (heute noch ein Straße) Neuhaus als Lehen der schwedischen Krone unter der Familie von Königsmarck.

Die Glanzzeit von Neuhaus

Das alte Zollhaus am Ostesee (dem Altarm der Oste)

Nach den Kriegen, die Neuhaus wegen der Belumer Schanze, einem strategisch wichtigen und somit umkämpften Platz ganz in der Nähe der Ostemündung, hautnah mitbekommen hatte, begann Ende des 17. Jahrhunderts eine ruhigere Zeit.

Wirtschaft

Der Hafen von Neuhaus (Oste)
Eine kleine Werft
Der Neuhäuser Hafen bei Ebbe
Der alte Bahnhof in Neuhaus (Oste)
Die Eisenbahnlinie in Neuhaus (Oste)

Die Post und die Postkutsche

Seit 1740 wichtige Poststation, vorher schon Verwaltungsmittelpunkt, wurde der Neuhäuser Hafen zur wichtigsten Drehscheibe der Gegend für den Handel mit Waren und Rohstoffen. Er wurde Ausgangspunkt von Reisen, die damals zu Wasser weniger beschwerlich waren als zu Land. So schätzte der in Hadeln sehr geehrte Johann Heinrich Voß den kleinen Neuhäuser Hafen in seiner Otterndorfer Zeit ab 1778 und auch später noch für Besuche.

Straßenverkehr

War bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts das Fortkommen auf der Straße noch sehr mühsam, so änderte sich das danach schnell. 1847 wurde die Poststraße von Stade nach Ritzebüttel, heute ein Stadtteil von Cuxhaven, fertig gestellt, ein Vorläufer der heutigen Bundesstraße 73. Vor dieser Zeit war die Postkutsche nur zwei bis drei mal pro Woche unterwegs gewesen, nun fuhr sie täglich von Stade nach Cuxhaven. Um 1850 gab es nur die Verbindung nach Cadenberge und Otterndorf. Die Marschenstraßen waren aufwändig zu bauen und zu pflegen. Um 1860 kam die Straße über Geverstdorf nach Freiburg dazu und um 1871 die gut ausgebaute Straße nach Bülkau über Intzenbüttel und Kehdingbruch. Seit 1853 brachte in den Sommermonaten drei mal pro Woche ein Dampfschiff Reisende aus Hamburg nach Neuhaus, die per Kutsche weiter ins Hadler Land fuhren.

Der Hafen

Der Hafen war wegen der Zollstation für Neuhaus lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle. 1834 machten 4.804 Schiffe in Neuhaus fest. 1.629 davon waren dänisch bzw. holsteinisch, da Holstein zu jener Zeit zu Dänemark gehörte, 533 kamen aus Hamburg, 25 aus dem Oldenburgischen und 16 aus England. Der überwiegende Teil exportierte Getreide, Raps, Torf und Ziegelsteine. Nur 175 einheimische und 53 fremde Schiffe brachten Kolonial- und Manufakturwaren nach Neuhaus. Dazu gehörten roher Zucker und Tabak, Eisen, Holz und Steinkohle. Elf weitere Schiffe suchten Schutz vor dem Wetter auf der Nordsee.

Bis 1834 musste Neuhaus angelaufen und alle zu verzollende Ware in der Zollstation angegeben werden. Dadurch hatten viele Handwerker an den Schiffen verdient, Segelmacher, Pumpenmacher, Kupferschmiede und Schönfärber. Sie alle verloren durch die Einführung des Zollschiffes, das ab 1834 in der Ostemündung lag, ihr Auskommen. In den nächsten Jahren überlebten nur ein Seiler, ein Drechsler, ein Bierbrauer und ein Branntweinbrenner, die heute noch existierende Firma Ulex. Alle anderen wie Schlachter, Bäcker oder Schneider, Blechschläger oder Lohngerber, verdienten immer weniger, und die Armenlasten des Kirchspieles stiegen deutlich an.

Die Kirchenspielversammlung wie auch das Amt versuchten, das Finanzministerium zur Abschaffung des Zollschiffes zu bewegen. Sie hatten keinen Erfolg, da durch die genauere Kontrolle des Schiffsverkehrs die Einnahmen aus den verschiedenen Zöllen rapide gestiegen waren. Eine Verlegung des Zollschiffes an die Auemündung und somit dichter an Neuhaus brachte keinen Nutzen und wurde nach drei Jahren wieder rückgängig gemacht.

1858 waren nur noch 15 Seeschiffe, darunter Galeasever, Galliote sowie ein Kuffschiff, ein Schooner und eine Brigg, die bis nach England fuhren und eine Tragkraft von bis zu 262 Tonnen hatten, 1871 nur noch 8 Seeschiffe in Neuhaus beheimatet. Zu diesen Schiffen wurden nicht die Ewer gerechnet, die mit ihrer geringen Tragfähigkeit von 20 bis 40 Tonnen oft nur auf Oste und Elbe verkehrten. Ihre Anzahl wurde 1871 mit 16 Stück angegeben.

Der Rückgang ließ sich nicht aufhalten, waren es 1862 noch 570 Schiffe, so landeten 1892 nur noch 255 gedeckte Schiffe in Neuhaus an. Diese und 50 weitere offene Schiffe hatten einen Rauminhalt von 15.523 m³.

Der Neuhäuser Hafen wurde oft umgebaut (zuletzt 2005) und erweitert. 1863 bestand er nicht nur aus dem heutigen kleinen Hafen, damals zählten auch die Anlandestellen an den Außenfleten, den beiden Aueschleusen und einigen Prielen, die von diesen abführten, dazu. Am südlichen Hafen wurde auf Kosten der Kötnerrei ein „Kajung“ mit 8m hohen und sehr dicken Holzpfählen errichtet. Von diesem Kajung führten zwei Treppen zum Wasser. Ein eiserner Kran, ein großer Löschplatz und mehrere so genannte Landepfosten zum Anbinden der Schiffe rundeten den Hafen ab.

Die Bahnlinie

In einer Legende wird beschrieben, warum der ehemalige Neuhäuser Bahnhof der Niederelbebahn nicht im Ort, sondern zwischen Neuhaus und Kehdingbruch liegt. Es heißt, die Neuhäuser hätten Angst vor dem dampfenden Lokomotive und vor einer Explosion des Ungetüms gehabt, oder aber davor, dass die Fuhrwerkstiere scheuen und somit viel Unruhe in den Flecken bringen könnten.

Tatsächlich aber war der Grund für die Streckenführung der Bahnlinie rein wirtschaftlicher Natur. In der Planungszeit, als die Vermesser durchs Land zogen, wandten sich die Neuhäuser Amtmänner an die zuständigen staatlichen Stellen, man möge bei der Planung der Bahnstrecke zwischen Harburg und Cuxhaven den Flecken Neuhaus mit einbeziehen, da es für den Ort eine große wirtschaftliche Bedeutung haben würde. Sie versuchten, den Bahnhof dicht am Ortskern sowie einen Schienenstrang direkt in den Hafen legen zu lassen.

1872 gab es einen Briefverkehr zwischen dem Amt Neuhaus und der Cuxhavener Eisenbahn-, Dampfschiff und Hafen AG, die die Stecke bauen wollte. Sie sei nicht abgeneigt, die Strecke so zu führen, wie es die Neuhäuser wünschten, wenn die Neuhäuser sich an den Kosten der immerhin 1900 m längere Strecke beteiligen würden. Diese Beteiligung wäre zum einen die Baukosten von 100.000 Taler gewesen, plus die Mehrkosten im Betrieb von 7600 Talern pro Jahr, was bei 5% Verzinsung ca. 152.000 Taler ausgemacht hätte. Zum anderen sollten die Neuhäuser kostenlos ein Gebäude für den Bahnhof bereitstellen und Erleichterungen beim Landerwerb für die Strecke schaffen.

Die Verhandlungen mit der Eisenbahngesellschaft verzögerten den Bau der gesamten Strecke, führten aber zu keiner positiven Einigung und so wurde die kürzeste Strecke zwischen Cadenberge und Otterndorf gebaut, 2,5 km weit von Neuhaus entfernt. Die Strecke wurde am 11. November 1881 für den Betrieb freigegeben.

Einwohnerzahlen im 18 Jahrhundert

Die größte Ansiedlung Neuhaus wurde 1858 mit 266 Wohnhäusern und 1.904 Einwohnern gezählt. 1821 waren es erst 237 Häuser mit 1.541 Einwohnern gewesen. Zwar wurden 1885 mit 290 Häusern die meisten gezählt, allerdings nur noch 1.738 Einwohner.

Firmen in Neuhaus

Die Entwicklung von Neuhaus lässt sich am besten an den ortsansässigen Firmen ersehen. Bis 1868 bestand die Rübölfabrik des Dietrich Plate. Die Papierfabrik des Eduard Plate stellte Strohpapier für Hamburg, später auch für England und Südamerika her. 1873 produzierten hier 32 Arbeiter und 8 Arbeiterinnen mit drei Dampfmaschinen a 40 PS und zwei Papermaschinen über 525 Tonnen Papier. Als Grundstoff wurde das um Neuhaus reichlich vorhandene Roggen und Weizenstroh verwendet.

Die Tabakfabrik Wilh. Ulex produzierte zur gleichen Zeit mit 76 Arbeitern über 1450 Zentner Rauch- und Kautabak sowie 1,25 Millionen Zigarren. An diesem hohen Ausstoss waren selbständige Zigarrenarbeiter beteiligt, die schon 1691 als „Tabakspinner“ erwähnt wurden. Zur Firma Wilh. Ulex Söhne gehört bis heute eine Wein- und Spirituosenhandlung. Seit dieser Zeit wird Schnaps gebrannt, seit 2005 auch eigenes Bier.

In Neuhaus gibt es unter anderem einen Ferienpark mit Wasserskianlage und eine Bootswerft.

Glaube in Neuhaus

Der Kirchturm
Die evangelisch-lutherische Emmauskirche

Reformation

Die Reformation hielt früh Einzug in der Gegend. Als Neuhaus noch zum Kirchspiel Geversdorf gehörte, predigten dort die von den Eingepfarrten gewählten Vikare evangelisch, doch schließlich auch der vom Dompropst eingesetzte Pastor Arend Schmidt bis zu seinem Tode 1562 die neuen Lehren. Die Erzbischöfe in Bremen wurden 1567 evangelisch.

Die erste Kapelle

Kirchlich gehörte Neuhaus zu Geversdorf. Da die Einwohnerzahl zunahm, kam der Wunsch auf, eine eigene Kirchengemeinde zu bilden. 1621 genehmigte der Erzbischof Johann Friedrich von Holstein den Bau einer Kapelle. Das meiste Geld steuerten die Neuhäuser Marx Stuhr und Maes Goes bei. Der Erzbischof schenkte ein Pfarrhaus, die Gemeinde bezahlte den Prediger, der sonntags predigte und in der Woche die Jugend unterrichtete. Er durfte aber sonst keine Amtshandlungen, wie etwa Taufen oder Beerdigungen durchführen, dafür waren weiterhin die Geversdorfer zuständig. Jahrzehnte lang versuchten die Neuhäuser vergeblich, sich von den Geversdorfern zu trennen, da sie die Baukosten für die Pfarrhäuser und den Kirchturm mitbezahlen mussten.

Nach dem Dänisch-Schwedischen Krieg versuchten die Neuhäuser erneut, eine Trennung von Geversdorf zu erreichen. Gründe waren, dass 1660 die Bevölkerungszahlen von Neuhaus und Geversdorf gleich waren, der Weg zu den kirchlichen Amtshandlungen auf schlechten Marschwegen beschwerlich war, und dass die Neuhäuser auch schon ein Schulhaus samt Schulmeister hatten. Dank der Hilfe von Cord Christoph v. Königsmarck, eines Sohnes von Hans Christoph, verfügte die schwedische Regierung in Stade das Einholen eines Gutachtens. In diesem Gutachten, verfasst von der theologischen und juristischen Fakultät der Universität Jena, wurde 1667 Neuhaus zu einem eigenen Kirchspiel erhoben. Der Graf Königmarck schenkte der Gemeinde 1550 Reichstaler in Kapitalien und Ländereien für den Unterhalt des Pastors, auch ließ er ein Jahr drauf eine große Glocke gießen, seine Gemahlin stiftete den Taufstein.

Emmauskirche

Die heutige Emmauskirche wurde erst 1729 eingeweiht. In dem Selbstbewusstsein der Bürger des zu dieser Zeit bedeutenden Amtes Neuhaus wurde eine für dieses kleine Dorf sehr aufwändige Backsteinbarockkirche gebaut. Aus den Resten dieser Kapelle wurde die Eingangshalle der Emmauskirche erbaut und große Teile des Inventars übernommen. Zu diesen Kostbarkeiten gehört der Taufstein, 1989 restauriert, das alte Altarbild, die reichlich verzierten Abendmahlkelche und die Epitaphien der ersten beiden Pastoren von 1667, sowie die in Deutschland nur noch zweimal in ähnlicher Form existierenden sehr feinen Gipsschnitzereien aus den Anfängen des 18 Jahrhunderts. Sie zeigen in einem nur 48 cm langen ovalen Medaillon die Kreuzigungsdarstellung mit einer mehr als hundertköpfigen dramatisch bewegten Trauermenge vor den Toren Jerusalems. Im Jahr 1989 fanden die Restauratoren auf der Emporenbrüstung unter dem bisherigen Anstrich ein gut erhaltenes Gemälde. Die am besten und vollständigsten erhaltene Orgel des Stader Orgelbauers Dietrich Christop Gloger von 1744/45 steht in der Emmauskirche. Die Hamburger Orgelbauwerkstatt Rudolf von Beckerath restaurierte die Orgel 1972. 1990 wurden auch die vier Keilbälge der Orgel wieder hergestellt.

Jüdische Gemeinde

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Neuhaus eine eigene jüdische Gemeinde. Der jüdische Friedhof lag am alten Postweg zwischen Neuhaus und Lamstedt in der Wingst.

Zeugen Jehovas

Heute gibt es einen Königssaal der Zeugen Jehovas.

Gewässer

Der Kanal zwischen Amtshof und Poststraße (man beachte den Graureiher)
Die Aue zusammen mit den Neuhaus Bülkauer Kanal in Neuhaus
Die Aue kurz vor dem Schöpfwerk

Cholera

Zweimal wurde Neuhaus von der Cholera heimgesucht, beim ersten Mal im September 1834 starben 18 Personen. Fast genau 25 Jahre später, vom 28. August bis 20. September 1859 starben noch einmal 17 Menschen, darunter auch der bekannte Pastor Westphalen. Zu weiteren Cholera-Ausbrüchen kam es nicht, da es nach dem Bau des Neuhaus Bülkauer Kanals kein stehendes Wasser mehr in Neuhaus gab. Zwischen dem Amtshof und der Poststraße, der damaligen Hauptverkehrsader von Neuhaus, gab es einen schmutzigen Graben mit Namen Poggenaue, der als Grundstock für den späteren Kanal diente. Dieser Kanal brachte einen weiteren Verkehrsstrom in das Amt, auf dem nun für die nächsten Jahrzehnte Torf, Kartoffeln und andere Erzeugnisse des Umlandes transportiert wurden. Wichtigster Zweck des Kanals war aber die Entwässerung des Balksees und der Moore in Oppeln und Bülkau.

Sturmflut

Die schwerste Sturmflut an der Nordseeküste traf auch Neuhaus. Während der Weihnachtsflut von 1717 brach der Ostedeich an vielen Stellen. Die daraus folgende Überschwemmung traf das Gebiet um die Mühle und Finkenhörne und zerstörte 11 Wohngebäude mit 5 Nebengebäuden, 24 Personen ertranken. Ihre Leichen wurden zum Teil erst Monate später gefunden. Noch am 30. Dezember stand das Wasser in der Kirche.

Im ganzen Amt Neuhaus kamen 557 Pferde, 2254 Stück Hornvieh, 929 Schweine sowie 1413 Schafe zu Tode. Aus diesen Zahlen ist auch ersichtlich, wie viel Getreide, Heu oder auch Torf und Backsteine verloren gingen und wie groß die Armut in den nächsten Jahren war. Es brauchte gut ein Jahrzehnt, um die Lage in den fruchtbaren Marschen wieder zu normalisieren.

Eine weitere schwere Sturmflut ereignete sich am 3. und 4. Februar 1825, allerdings hatte Neuhaus Glück, es wurden nur ein Speicher zerstört und einige Häuser mehr oder weniger geschädigt. So konnten die Bewohner der benachbarten Kirchspiele, die es schwerer getroffen hatte helfen. Es wurde ein Hilfsverein gegründet, besonders zeichneten sich dabei die Kaufleute Wolf und Ulex aus. Sie halfen dabei bis zum 28. Februar 533 Reichstaler, 3 2/3 gute Groschen, bares Geld sowie viele Kleidungsstücke und große Mengen Lebensmittel zu sammeln. So kamen 29 Himten Weizen, 36 Ht Roggen, 26 Ht Hafer, 26 Ht Gerste, sowie 310 Brote, über eine Tonne Bier, ein Anker Kornbranntwein sowie 83 Pfund Speck und Fleisch zusammen.

Der Ostesee

Der Ostesee ist der Altarm der Oste, liegt etwa 3 km von Neuhaus entfernt und entstand, als das Ostesperrwerk 1967 gebaut und die Oste umgeleitet wurde. Er ist ein Angler-, Surf-, und Badeparadies mit einer Wasserskianlage und einem Ferienpark. Der nördliche Teil des Sees, ca. 5 von 29 ha, ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.

Flüsse und Kanäle

  • Die Oste
    Der größte Nebenfluss der Elbe.
  • Der Neuhaus-Bülkauer Kanal
    auch Oppler Kanal genannt, ist 12 km lang und fließt vom Balksee bis nach Neuhaus (Oste) und von dort in die Oste. Er dient zur Entwässerung der Moore und des Balksees. Zu verdanken haben ihn die Bewohner der niedrig gelegenen Ortsteile von Bülkau, Oppeln und der Wingst dem Oppler Pastor Copper, der sich energisch für den Bau einsetzte. Der Kanal wurde von 1852 bis 1854 gegen den Widerstand der höher gelegenen Ortsteile Bülkaus gebaut, es ging wie immer um die Finanzierung. Bald verhinderten Schleusen in Neuhaus den Rückfluss von Salzwasser aus der Elbe. Diese Aufgabe hat bei Hochwasser heute das Ostesperrwerk übernommen.
  • Die Aue
    Ein ehemaliger Priel und bis zum Bau des Neuhaus-Bülkauer Kanals im 19 Jahrhundert die einzige Entwässerung des Hinterlandes im Raum Neuhaus (Oste), Bülkau bis zum Balksee mit einem Einzugsgebiet von ca 5000 Hektar. Sie fließt auf einer Länge von ca. 20 Kilometern in vielen Mäandern durch Oppeln, Bülkau, Kedingbruch nach Neuhaus (Oste) und von dort in die Oste.

Schöpfwerk Neuhaus

Das Schöpfwerk für die Aue und den Neuhaus-Bülkauer Kanal

Das Schöpfwerk Neuhaus wurde 1936 gebaut, das Entwässerungsgebiet umfasst ca. 13.000 ha, wovon ca. 5.000 ha auf das Gebiet der Aue und ca. 7.900 ha auf den Neuhaus-Bülkauer Kanal entfallen.

Die beiden heutigen Pumpen haben zusammen eine Förderkapazität von 7.000 Liter pro Sekunde, zwei Drittel davon aus der Hauptpumpe. Sie ist die größte Pumpe im Gebiet des Unterhaltungsverbands Untere Oste (UHV). Da der schlechte technische Zustand der Pumpe nach über 40 Betriebsjahren seit längerem bekannt ist, die rund 1,2 Millionen Euro teure Sanierung jedoch nicht aus den Mitgliederbeiträgen allein finanziert werden kann, versucht der Unterhaltungsverband seit 2005 Gelder aus dem Hochwasserschutzprogramm des Landes Niedersachsen zu erhalten. Trotz Dringlichkeit wurden die Anträge vom Land 2005 sowie 2006 nicht bewilligt. Inzwischen ist eine Sanierung um so dringender geworden, nachdem im Januar 2007 ein großer mechanischer Schaden an der Hauptpumpe aufgetreten und eine Reparatur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr zu vertreten ist. Trotzdem steht die Bewilligung des Landes für 2007 noch immer aus.

Zur Unterstützung der verbleibenden Nebenpumpe werden bis zur Grundsanierung der Anlage zwei mobile Pumpen mit einer Leistung von je 1100 Liter pro Sekunde eingebaut. Da diese Förderleistung bei extremer Witterung nicht ausreichen wird, kann im Notfall auf weitere mobile Pumpen zurückgegriffen werden. Diese sind zum Teil stromunabhängig und somit sehr schnell einsatzbereit.

Die Grundsanierung der gesamten Anlage wird nach der Bewilligung der Mittel und der Bestellung der Pumpen mindestens 15 Monate beanspruchen. Dies wird zum Teil durch die lange Lieferzeit der beiden neuen Pumpen mit je 4.500 Liter Förderkapazität pro Sekunde bedingt. Zur Grundsanierung gehört außerdem die Erneuerung der gesamten Schaltanlage sowie der Stromeinspeisung, da diese Gerätschaften ebenfalls veraltet sind.

Durch den Ausfall der Hauptpumpe ist ein Abfluss des Wassers durch den Freiflut-Siel bei hohen Wasserständen der Oste nicht mehr möglich. So kann es bei Niederschlag von großen Regenmengen in kurzer Zeit zu hohen Wasserständen in der Aue und besonders im Kanal kommen. Um dieser Gefahr entgegenzutreten, wird die Aue am Schöpfwerk stetig auf ca. 30 cm unter dem normalen Wasserstand abgepumpt, um einen ausreichenden Wasserstauraum vor den Pumpen zu bekommen.

Mit dem Wasser der Aue und des Neuhaus-Bülkauer Kanals wird versucht, den Hafen frei von Schlick zu halten, was in den letzten Jahren nicht mehr vollständig gelingt. Als Ursache wird angesehen, dass sich das Strömungsverhalten der Elbe sowie damit verbunden der Oste und deren Zuflüsse im Bereich des Tiedehubes seit der letzten Elbertiefung verändert und die Schlickablagerung zugenommen hat.

Museen

  • Heimatmuseum
    Der Historische Kornspeicher mit Heimatstube

Sehenswert

  • Die Ausstellung Kunst & Kram im Haus am Schleusenplatz
  • Die Barocke Emmauskirche mit der Gloger Orgel
  • Das Ostesperrwerk
  • Die Wasserski-Seilbahn
  • Der Yachthafen
  • Der alte Hafen
  • Die Kornbrennerei
  • Die historische Deichstraße
  • Der Kornspeicher

Tourismus

Der Jachthafen an der Oste

Neuhaus (Oste) ist staatlich anerkannter Erholungsort.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Deichstraßenfest
    in und an der historischen Deichstraße am Pfingstsamstag
  • Schützenfest
    Zweites Wochenende in Juli
  • Neuhäuser-Deich-Fest
    Anfang August
  • Hafenfest mit Pappbootrennen
    Mitte August
  • Ferienspassaktion für Kinder
    In den Sommerferien
  • Live-Musik im Brauhaus Alt Neuhaus
  • Neuhaus liegt an der Deutschen Fährstraße und dem Elberadweg.
  • Direkt im Alten Hafen befindet sich ein Wohnmobilstellplatz.
  • Am Yachthafen befindet sich auch ein Fahrgastschiffanleger, an dem im Sommerhalbjahr fahrplanmäßig Ausflugsschiffahrten halt machen.
  • In unmittelbarer Nähe zu Neuhaus liegt das Natureum Niederelbe, welches zu Balje gehört. Bei gesperrten Ostesperwerk-Brücke ist es jedoch nur über Neuhaus erreichbar.

Sagen und Legenden

  • Der betrogene Teufel
  • Das selbstgesponnene Hemd

Quelle[1]

Weblinks

Quellen

  1. Männer vom Morgenstern: Hake Betken siene Duven. Das Sagenbuch von Elb- und Wesermündung. ISBN 3-931771-16-4
  • Lenz/Lembcke: Dat Nygehus. Berichte aus der Niederelbe Zeitung
  • Willi Klenck: Heimatbuch des ehemaligen Kreis Neuhaus an der Oste, 1957

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